»Dieser Abriss ist unnötig«

Buseck (pad). »Altes Mühlengebäude mit Charme und Potenzial zur Entwicklung. Scheune aus Back- und Naturstein in gutem Zustand, Hauptgebäude renovierungsbedürftig« - so würde vermutlich eine Immobilienanzeige zur Kleinmühle in Großen-Buseck aussehen. Vergleicht man das Objekt mit aktuellen Anzeigen, würde es trotz seines in die Jahre gekommenen Zustandes wohl für 300 000 Euro weggehen.
Doch obwohl derzeit Wohnraum knapp ist, andernorts für viel Geld neue Flüchtlingsunterkünfte errichtet werden, soll nun ein Wohnhaus abgerissen werden, welches bis vor einem Jahr noch als Notwohnung der Gemeinde im Einsatz war. Die Busecker SPD kritisiert die Abrisspläne darum massiv.
Verschiedene Nutzungsoptionen
Dirk Haas, ehemaliger Busecker Bürgermeister, schilderte bei einem Ortstermin am Freitag, wie die Gemeinde in den Besitz der Kleinmühle kam. Der ehemalige Eigentümer wollte sie in gute Hände übergeben und darum explizit nicht an einen Investor verkaufen. Die Gemeinde kaufte das Ensemble, erhielt Fördermittel von Land und EU aus dem Stadtumbauprogramm.
Da das auf der benachbarten Wieseckinsel liegende Freibad saniert werden soll, wurde nach einer Bauzufahrt gesucht. Zuletzt hieß es, dass diese nur möglich sei, wenn man das Nebengebäude der Kleinmühle abreißen würde. Doch dieser Abriss wurde kurzerhand auf das gesamte Gebäude ausgedehnt. Angeblich sei die Bausubstanz des gesamten Gebäudes zu schlecht. Die Busecker SPD moniert nun, dass bislang keine Quelle vorgelegt worden sei, welche dies belegt.
Norbert Weigelt kritisiert, dass die Gemeinde mit dem Abriss unnötig Geld verbrenne. Denn wie einem aktuellen CDU-Antrag zu entnehmen ist, wird der komplette Abriss wohl 350 000 Euro kosten. Hinzu komme das Risiko, dass die für den Ankauf verwendeten Fördergelder zurückgefordert werden könnten. »Der Aufwand der Gemeinde beträgt dann 530 000 Euro.«
Kritisch sieht Weigelt zudem, dass die Gemeinde hier mit zweierlei Maß messe. Denn in Buseck gebe es eine Erhaltungssatzung. Aufgrund dieser seien in der Vergangenheit Bürgern, die im Ortskern ein Gebäude abreißen wollten, die Genehmigung verwehrt oder die Auflage gemacht worden, einen Neubau mit gleicher Dimension zu errichten. Da die Gemeinde zugleich Antragsteller und prüfende Distanz ist, erwartet Weigelt nicht, dass genauso kritisch wie bei Bürgeranträgen geprüft werde. »Wenn ein Bürger ein Haus abreißen will, darf er das nicht. Und die Gemeinde macht, was sie will.«
Größter Kritikpunkt der SPD ist allerdings, dass der Abriss komplett unnötig sei. Denn die Zuwegung zum Freibad sei über zwei Alternativen möglich. Zum einen über den Garten der Kleinmühle, zum anderen über eine Behelfsbrücke. Diese kam zuletzt zum Einsatz, als schweres Gerät auf die Wieseckinsel musste, um den Mühlgraben zu renaturieren. Mit der Variante, das Mittelgebäude abzureißen, könne sich die SPD anfreunden. Scheune als auch Haupthaus sollten aus ihrer Sicht jedoch erhalten werden.
Nutzungsvarianten bringt sie gleich mehrere ins Spiel. So könnte die Scheune in Gruppenräume für die nahe gelegene Kita Georg Diehl umgewandelt werden. Das Haupthaus könnte als Notwohnung der Gemeinde instand gesetzt werden. Jede Kommune ist dazu verpflichtet, für Menschen, die zum Beispiel durch einen Brand ihre Wohnung verlieren, ein Notquartier anzubieten.
Aber auch der Verkauf an einen Privatmann ist aus Sicht der SPD eine wirtschaftlichere Variante, als das Gebäude für teures Geld niederzulegen und sich danach Gedanken zu machen, was man auf der Fläche wieder aufbaut.
Die Realsatire am Rande: In der Gemeinde Buseck wird derzeit ein Mühlenweg vorbereitet, der Wanderer zu den ehemaligen Standorten der Wieseckmühlen führen soll. Mit der Kleinmühle würde nun das vorletzte vorhandene Mühlengebäude abgerissen werden, so die Sozialdemokraten.