»Die Leute stehen vor dem Ruin«

Straßen und Höfe voller Schlamm, dazu Berge von Sperrmüll am Straßenrand. Nur mit schwerem Gerät lassen sich die Unwettergebiete aufräumen. Die Alten-Busecker Baufirma Rora kehrte nun vom Hilfeinsatz in Dernau zurück.
Die Arbeitskleidung ist so verschmutzt mit Heizöl und Schlamm, dass sie sich nur noch mit dem Dampfdruckreiniger säubern lässt. Bagger und Laster sind voll mit Dreck, teilweise sind Reflektoren abgebrochen oder tauchen beim Reinigen Kratzer und Dellen auf. Das Team von Rora Universalbau aus Alten-Buseck ist erschöpft, aber stolz auf das Geleistete. Tagelang haben sie in den Unwettergebieten geholfen, mit ihren Maschinen in Dernau aufgeräumt.
Alles begann damit, dass ein Freund mit einem Radlader einem Bekannten in der Unwetterregion helfen wollte, berichtet Geschäftsführer Herbert Rau. Als dieser am vergangenen Montag zurückkam und die Lage vor Ort schilderte, war Rau schnell klar: Da muss mit schwerem Gerät geholfen werden. Der 1981 gegründete Betrieb verfügt über Bagger, Baumaschinen und Laster.
Zunächst fragte Rau die Mitarbeiter. Diese waren sofort bei der Hilfsaktion dabei. Auch die Kunden hatten Verständnis, dass ihre Baustellen nun ein paar Tage verwaist sein würden. Am Dienstag wurden die Laster beladen, zusätzlich Aggregate und Greifzüge eingepackt. Mittwochmittag trafen die Helfer vor Ort ein.
Der Busecker berichtet, dass man sich in eine organisierte Hilfsorganisation privater Bauunternehmer und Landwirte eingegliedert habe. »Das war auch gut so. Da konnten wir direkt und effektiv anfangen.« So brauchten sie nicht erst Arbeit suchen, sondern bekamen direkt einen Einsatzauftrag.
Zumal Organisation sehr wichtig war, damit es kein Chaos gab. Rau sagt, dass in einem Dorf in der Größe von Trohe über 150 Laster und zahlreiche Bagger mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren. »Und das wurden täglich mehr.« Das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr versorgten die Fahrzeuge mit Treibstoffen. »Da gab es keine Tankstellen mehr. Die nächste lag fünf Stunden Fahrt entfernt.«
Straßen, Höfe und Innenräume lagen unter einer 30 bis 40 Zentimeter dicken Schlammschicht. Helfer hatten bereits begonnen, das Inventar auf die Straße zu werfen, damit die Räume danach per Hand ausgeschaufelt werden konnten. Die Alten-Busecker übernahmen die Aufgabe, die Sperrmüllhalden vor den Häusern zu verladen und abzufahren.
Es habe sich dort alles getürmt, von Möbeln über Kleidung bis hin zu Büchern und Andenken. »Da liegen ganze Lebensgeschichten im Müllberg vor den Häusern«, sagt Rau. Pro Hausstand seien zwischen 50 und 100 Kubikmeter Sperrmüll angefallen.
Das Organisationsteam hatte Lagerplätze eingerichtet, wo der Abfall zunächst hingefahren wurde. Was einmal mit den Unmengen wird, ist noch unklar. Da in der Flut Kraftstoffe, Chemikalien und Heizöl mitschwammen, handelt es sich um belastetes Material.
Zudem gruben sie mit Baggern Hauseingänge und Höfe frei. Wenn es einmal nichts für die großen Maschinen gab, griffen die Mitarbeiter zur Schippe und halfen, den Schlamm aus den Häusern zu holen.
Dabei schwang stets das mulmige Gefühl mit, was man im Schlamm finden würde. Direkt neben einer Baustelle, bei der die Busecker halfen, wurden eine Woche nach dem Unwetter eine tote Frau und ihre Kinder entdeckt. An einem Campingplatz wurde ein Toter in einem Baum hängend gefunden. »Da hoffst du, dass, wenn du auf eine rote Flüssigkeit im Schlamm triffst, es nur eine kaputte Flasche Wein ist.« Zumal sich auch gefährliche Stoffe - von Haushaltschemikalien bis hin zu Propangasflaschen - unter den Trümmern verstecken konnten.
Die Menschen in Dernau seien für die Hilfe sehr dankbar gewesen. Trotz zerstörter Wasserversorgung hätten sie versucht, für die Helfer Kaffee zu kochen. »Als ich keine Zigaretten mehr hatte, hat man die aus 20 Kilometern Entfernung organisiert«, berichtet Rau und schmunzelt. »Für die Anwohner war es sehr wichtig, dass so viele Helfer da sind. Sie hatten das Gefühl, dass sie nicht alleine gelassen werden. Das ist die sinnvollste Seelsorge gewesen, dass tausende Menschen helfen.«
Denn viele Bewohner stehen vor den Trümmern ihrer Existenz, haben nicht nur Hausrat verloren, sondern müssen jetzt auch zittern, wie ihre Häuser das Unwetter überstanden haben. Oft sei noch nicht klar, ob es auch statische Schäden gibt - und den Gebäuden somit der Abriss droht. »Viele haben keine Elementarschadensversicherung«, berichtet Rau.
Die Aufräumarbeiten werden noch lange Zeit andauern, schätzt der Baufachmann ein. Die Busecker wollen noch einmal zu einem Einsatz in die Krisenregion fahren. »Es war für uns als Team eine Lebenserfahrung.«
Im Vorfeld hatte das Unternehmen um Spenden für die Treibstoffkosten gebeten. Dabei kamen über 10 000 Euro zusammen. Da das Geld nun nicht gebraucht wurde, wird es für die Unwetteropfer gespendet.

