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Bilder bringen Farbe an den Anger

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Von: Siglinde Wagner

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Die Künstlerin Gabriele Herlitz (Mitte) mit Dirk Haas und Dr. Elke Therre-Staal, die zur Einleitung spricht. © Siglinde Wagner

Buseck (siw). Es war die erste Vernissage, die vom Freundeskreis Anger 10 in der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck ausgerichtet wurde. Und sie übertraf alle Erwartungen. Dies in Bezug auf den Besucherandrang sowie auf das hohe Niveau der von Gabriele Herlitz ausgestellten Bilder.

Für die Künstlerin stand die Frage im Raum: »Was stelle ich in diesem geschichtsträchtigen Gebäude in diesen schwierigen Zeiten aus?« Ihre Intention war es schließlich, mit der Auswahl der Werke den Frühling, die Erneuerung und schöne Momente zu verknüpfen. »Die Farben sollen das Positive hervorheben, Freude und Mut machen«, sagt sie. In ihren Bildern wirken die Farben zumeist wie ein Aufglühen, das dann wieder zart verlöscht.

Kunst als Zufluchtsort

Das Thema der Ausstellung lautet »Blütenköpfe - Kopfblüten«. Dazu passende Songs interpretierte das Singer-/Songwriter-Duo Simone und Matthias Rau »Blossom be« (Blüte sein). Dirk Haas, der Vorsitzende des Freundeskreises Anger 10, ging auf die Geschichte des Hauses ein.

Auf ihrem Weg zu ihrer künstlerischen Findung hat Herlitz eine weite Reise unternommen. Dr. Elke Therre-Staal ging auf den schon 30 Jahre währenden Malprozess ein. Dabei stellte sie die »Präsenz des Gewesenen« heraus. Herlitz ist geprägt durch den Verlust und die Zerstörung von vermeintlich sicheren Strukturen durch die Flucht aus der DDR 1961 und den Erfahrungen des Wiederaufbaus und der Neubeheimatung. Das Triptychon »Berlin 1961« erzählt von diesen Erfahrungen. Postkarten und Brieffetzen sind als Kollagen eingearbeitet. Das einzige Werk der Ausstellung, das unverkäuflich ist; vier weitere wurden bereits während der Vernissage erworben.

Bevor ein Bild fertig ist, komme ein für die Künstlerin typisches und hervorragendes Stilmittel hinzu: Über alles hinweg, über die Farben und Formen, die abstrakt oder konkret durchkomponiert sind, setze Herlitz den Stift an, »suchend, behutsam und doch sicher im Gespür zieht sie mit Ölkreide farbige Linien über das Bild«. Damit schaffe sie eine »leise, fast zärtlich anmutende Ebene« in dem Zwischenraum zwischen Bild und Betrachter, sagte Therre-Staal. Metaphorisch könnte man es als Spuren oder Schicksalsfäden benennen.

Therre-Staal kam darauf zurück, was die Künstlerin gerade in dieser Ausstellung greifbar und sichtbar machen möchte: »Kunst als Zufluchtsort in einer Zeit von Katastrophen, Klimawandel und Krieg. Bilder als Inseln der Hoffnung, festgehaltene und die Zeit überdauernde schöne Momente beim Betrachten und Nachspüren.« Bis zur Finissage am 23. April ist die Ausstellung samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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