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Ausleihe für 20 Pfennig

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Von: Siglinde Wagner

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pax_1014ranft_030922_4c © Siglinde Wagner

Die Busecker Gemeindebücherei feiert 40. Geburtstag im Thal’schen Rathaus. In dieser Zeit hat sie Höhen und Tiefen erlebt. Zunächst auf drei Standorte verteilt, erlebte sie nach der Umstrukturierung in den letzten Jahrzehnten einen Aufschwung.

Bücher wurden immer wieder totgesagt. Mal hieß es, die Jugend würde nicht mehr lesen. Dann sollten E-Book-Reader das Aus für das klassische Buch bedeuten. Eingetroffen sind diese Vorhersagen nicht. Bücher sind weiterhin beliebt - und Orte, wo man neuen Lesestoff bekommt ebenso. Alten-Buseck und Großen-Buseck haben das Glück, seit 40 Jahren dafür eine Quelle zu besitzen: die Gemeindebücherei.

Bestand zunächst zu gering

Nach dem Umzug der Verwaltung der Großgemeinde in das Schloss begannen 1981 im Thal’schen Rathaus die Umbauarbeiten zu einem »Haus der Vereine«. Die Bücherei der Gemeinde bezog die untere Etage. 1982 wurde offiziell Einweihung gefeiert. Mit Ausnahme einer kurzen umbaubedingten Auslagerung ist das ehemalige Rathaus nun seit 40 Jahren Anlaufstelle für Lesefreunde.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtete Volksbücherei wurde von der Goetheschule (früher Volksschule, heute Grundschule) in die mit neuen Bibliotheksregalen ausgestatteten Räume verlegt. Sie wurde bis 1991 von Lehrer Friedrich Daniel ehrenamtlich mit Unterstützung seiner Ehefrau Hildegard geleitet. Der Bestand der Bücherei umfasste damals 4000 Bücher und eine laufend gehaltene Zeitschrift. Die Ausleihzahlen lagen 1982 bei 458 Entleihungen durch 43 eingetragene Nutzer. Für jedes entliehene Buch waren 20 Pfennig zu zahlen.

In Alten-Buseck und Trohe gab es eigene Büchereien, die Nutzung war auch hier »mager«. Die Staatliche Büchereistelle in Darmstadt überprüfte 1989 die hiesigen Büchereien. Der damalige Bestand im Thal’schen Rathaus betrug 2557 Bücher. 1988 wurden 747 Entleihungen verzeichnet. Fazit: Viel zu wenig. In allen drei Büchereien hätten, im Vergleich mit Orten gleicher Größe, 20 000 Bücher entliehen werden müssen. Die gebührenpflichtige Entleihung wurde moniert, das sollte unbedingt abgeschafft werden. Der Bestand für alle drei Büchereien sollte auf mindestens 11 000 Medien (bei damals 11 000 Einwohnern), besser sogar auf 22 000 angehoben werden. Die Staatliche Büchereistelle schlug vor, die drei Büchereien zusammenzulegen und die Öffnungszeiten auszubauen.

Zum 1. Juli 1991 übernahm mit Ilse Reinholz-Hein eine Buchhändlerin als Teilzeitkraft die Büchereileitung und baute sie in den folgenden Jahren aus. Dabei wurde sie seit 2005 durch Manuela Wagner unterstützt. Und sie hatte Ideen, um die Bücherei bekannter zu machen. Sonderöffnungszeiten, in denen Schulklassen mit ihren Lehrern zur Ausleihe kommen, wurden vor Corona rege genutzt.

Letztlich erfolgte die Umstrukturierung wie empfohlen: Die Bücherei im Thal’schen Rathaus wurde mit der ehemaligen Bücherei in Alten-Buseck zusammengelegt, die in Trohe aufgegeben. Der Bestand teilt sich nun auf die beiden Bibliotheken im Thal’schen Rathaus und in der Brandsburg auf. Nach Auszug der Sozialstation aus dem Rathaus im Herbst 1995 vergrößerte sich die Bibliothek um deren Raum, ein Zuwachs von 25 Quadratmetern. Es entstand ein eigener Raum für Kinder- und Jugendliteratur.

Nach einer 2014 erfolgten Sanierung des Gebäudes steht der Bücherei nun das gesamte Erdgeschoss mit 124 Quadratmeter zur Verfügung. Seit 2011 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Mai dieses Jahres leitete Buchhändlerin Elvira Blum, weiterhin unterstützt von Manuela Wagner, die beiden Büchereien. Verteilt auf beide Standorte stehen aktuell exakt 24 189 Medien (Romane, Kinder- und Jugendbücher, Sachliteratur, Ratgeber), davon 1550 Hörbücher, 520 DVDs und zahlreiche Spiele zur Verfügung.

In den vergangenen zwei Jahren fand die Ausleihe unter Pandemiebedingungen statt. Lesewünsche wurden über das Online-Portal, telefonisch oder per Mail angemeldet, Büchertaschen gepackt und verteilt und die Bücher nach Rückgabe in »Quarantäne« geschickt.

Wie gut die Bücherei angenommen wird, zeigt die Zahl der Entleihungen im Jahr 2019: 18 872 Medien fanden den Weg in die Busecker Haushalte. Bei 1100 registrierten Nutzern bedeutet das rechnerisch, dass jeder 18 Bücher pro Jahr ausgeliehen haben müsste.

Die Wiederöffnung des regulären Ausleibetriebs findet am Dienstag, dem 20. September (10 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr) in der Brandsburg und am Donnerstag, 22. September (10 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr) im Thal’schen Rathaus statt. Dann soll auch die Zeit der Vakanz in der Leitung enden.

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pax_1015lehrer_030922_4c © pv

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