Brauen im Löschkübel

Die zukünftige Nutzung des alten Laubacher Feuerwehrgerätehauses beschäftigt das Stadt- parlament bereits seit Monaten. Jetzt zeichnet sich eine Folgenutzung ab. Schon bald könnte hier Bier gebraut werden.
Wo einst die Ausrüstung zum Löschen von Bränden bereit stand, könnten bald Brände einer ganz anderen Art bekämpft werden. Am Dienstag stand die Zukunft des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses in der Laubacher Kernstadt in einer gemeinsamen Sitzung der städtischen Ausschüsse zur Beratung an. Dabei stieß ein Konzept für die Zukunft des Gerätehauses und der umgebenden Fläche auf ganz besonderes Interesse. Die Idee: Hier könnte ein Laubacher Brauhaus entstehen.
Im April 2017 hatten die Stadtverordneten der Verwaltung aufgegeben, sich um die Veräußerung des 2170 Quadratmeter großen Altbestandes zu kümmern. Angesichts der Kosten der neuen Feuerwache - am Ende 5,5 Millionen Euro - erhoffte man sich so wenigstens eine Einnahme von 200 000 Euro. Doch die Einnahmen sollten nicht im Vordergrund der Entscheidung stehen. »Wichtig ist allein das Konzept und dass dieses nach Laubach passt. Natürlich können wir immer 50 000 Euro mehr in der Stadtkasse gebrauchen, aber darauf soll nicht der Fokus liegen«, erklärte Bürgermeister Matthias Meyer.
So ist erklärbar, dass ausgerechnet das niedrigste Angebot in den Ausschüssen auf Wohlwollen stieß. Für 200 000 Euro wollen die beiden Reiskirchener Brüder Roman Schönfeld und Dieter Bender das Grundstück für ihre Firma »Faustcatcher« erwerben.
Die Brüder und ihre Marke sind in der Region noch nicht allzu bekannt. Mit der Erweiterung in Laubach wollen sie das ändern. 2016 haben sie ihre Firma im Keller ihres Wohnhauses als reinen Onlineshop für Sportartikel und natürliche Sport-Drinks gegründet, Ein Jahr später starteten sie ihre Eigenproduktion. 2019 fiel ihr Entschluss, eine eigene Brauerei samt Abfüllanlage aufzubauen.
Den Standort dafür fanden sie in der alten Laubacher Wäscherei. Im September 2021 folgte nach dem Erhalt der Braulizenz die Produktion eines eigenen Bieres in Laubach. »Wir haben nicht mit dem Erfolg unseres Bieres gerechnet«, erklärte Roman Schönfeld am Dienstag vor den Ausschussmitgliedern. »Wir sind dauerhaft ausverkauft. Wir haben nicht die Kapazitäten, um mehr herzustellen.«
Da kommt das Grundstück wie gerufen: Das alte Feuerwehrgerätehaus würde in ihrem Konzept erhalten bleiben, lediglich im Inneren sollen eventuelle Umbauten erfolgen. Zusätzlich wollen sie hier eine Show-Brauerei und einen Schankraum samt Biergarten einrichten. »Damit wollen wir die Vielfalt des Gewerbes in Laubach steigern«, sagte Schönfeld. Zudem wollen die Interessenten keine Konkurrenz für die heimische Gastronomie schaffen, sondern nach Möglichkeit mit dieser zusammenarbeiten. Auf dem derzeit noch nicht bebauten Grundstücksteil hinter dem Gerätehaus soll ein öffentlicher Parkplatz entstehen.
Neben »Faustcatcher« stellten noch zwei weitere Unternehmen ihre Konzepte für die Fläche vor: Die Paulus GmbH würde das Gelände für 250 000 Euro erwerben, das ehemalige Feuerwehrgerätehaus abbrechen und hier eine Anlage für betreutes Wohnen, ähnlich ihrer Wohnanlage in Wetterfeld, errichten. Dies ginge jedoch mit einer stärkeren Veränderung des Stadtbildes einher.
Daneben stellte Jean-Pascal Faskel das Konzept der Firma Ritz Gewürze aus Freienseen vor: Auch diese stehen vor ähnlichen Problemen wie die Getränke-Firma. Die Lagerkapazitäten reichen im bisherigen Standort nicht mehr aus. Deshalb möchte die Firma gerne das alte Feuerwehrgerätehaus für 270 000 Euro erwerben, um in dem Gebäude Lager- und Abpack-Kapazitäten zu schaffen.
Im Ausschuss stieß jedoch besonders das Fautcatcher-Konzept auf Zuspruch: »Wir haben hier ein frisches Unternehmen, das gerne etwas für Laubach tun würde«, sagte Josef Neuhäuser (Freie Wähler). Dem stimmte auch Florian Kempff (FDP) zu: »Das wird den Laubacher Durst sicherlich löschen.« Er gab jedoch auch zu bedenken, dass auch die Wohnanlage für Senioren ihre Vorteile für die Belebung der Innenstadt mit sich brächte. Das Konzept der Firma Faustcatcher erhielt von den Ausschüssen die einstimmige Beschlussempfehlung.
Erübrigt hat sich damit ein SPD-Antrag: Die Fraktion hatte bislang gefordert, eine Bürgerbeteiligung über die zukünftige Nutzung des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses durchzuführen. Davon sah die Fraktion nun ab, wie Harald Mohr (SPD) erklärte: »In dem bevorzugten Konzept sind alle Punkte enthalten, die wir als wichtig ansehen. Deshalb besteht kein Anlass, den Antrag aufrechtzuerhalten.«