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Bildung hilft gegen Populismus

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Buseck (siw). Die Gedenkveranstaltung vor der ehemaligen Synagoge in Großen-Buseck, zu der der Freundeskreis Anger 10 eingeladen hatte, war aufgrund der Ausgestaltung durch Schüler der Gesamtschule Busecker Tal eine ganz besondere. Auf Initiative von Lutz Krauß, pensionierter Oberstudienrat der IGS und Unterstützer des Freundeskreises, hatte die Klasse 10 b gemeinsam mit Projektlehrerin Ella Pitkowski eine Aufführung erarbeitet, die wahrlich unter die Haut ging.

Von SIW

»Der heutige Tag möge uns nicht nur vor Augen halten, was damals in Deutschland geschah, sondern uns auch bewusst werden lassen, wie es dazu kam. Eine auf Diskriminierung und Hass setzende Politik fand einen Nährboden in der deutschen Bevölkerung. Heute finden wir in vielen Teilen der Welt ähnliche Situationen vor. Politische und religiöse Führer versuchen sich durch menschenverachtende Äußerungen und auf Kosten von Schwächeren zu profilieren. Und diese Propaganda findet in der Bevölkerung zunehmend einen verheerenden Nährboden«, sagte Bürgermeister Dirk Haas. Er betonte, dass der größte Feind des Populismus die Bildung ist. Es mache ihn stolz und hoffnungsfroh, dass sich junge Menschen in Buseck des Themas annehmen. In Dialogen gingen die Jugendlichen der Frage nach, welche Folgen es hat, wenn die Würde des Menschen nicht geachtet wird. Populistischen Sprüchen über Flüchtlinge, Obdachlose und Homosexuelle setzten sie Aufklärung und Information gegenüber. Sie verleugneten dabei nicht die Abwehrhaltung etlicher Mitschüler zum Projektthema. Eine Passage dazu: »In anderen Ländern fanden auch schlimme Verbrechen statt. Aber es sind immer nur die Deutschen, die Schuld haben und Wiedergutmachung leisten müssen. Zu glauben, dass so etwas nochmal passiert, ist Blödsinn. Heute würde sich doch niemand so täuschen lassen. Außerdem würde es viel mehr Menschen geben, die Widerstand leisten und nicht wegsehen.« Daran zweifelt der Dialogpartner: »Meinst du wirklich?« Vor 80 Besuchern schloss die beeindruckende Aufführung mit dem Zitat von Günter Kunerts »Über einige Davongekommene«. Es endet: »Nie wieder. Jedenfalls nicht gleich.« Seit Ende der 70er Jahre hat die SPD alljährlich eine Stunde der Mahnung abgehalten. Daran beteiligt war die ersten zehn Jahre auch das DGB-Ortskartell. Der SPD-Ortsbezirksvorsitzender Erich Hof berichtete, dass einst durch die Warnung der Feuerwehrleute, die einen Übergriff der Flammen auf die benachbarten Gebäude befürchteten, dem Vorhaben die Synagoge abzubrennen, Einhalt geboten wurde.

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