Vorbildliches Engagement

Biebertal (ws). Es war eine wahre Eloge, die Anita Schneider da vortrug. »Sie haben mit Ihrem Leben gezeigt, dass es keine bestimmte Zeit für das Ehrenamt gibt, dass man nicht zu jung dafür sein kann, aber auch nicht zu alt«, sagte die Landrätin. »Wenn wir heute auf Ihre ehrenamtlichen Leistungen blicken, dann blicken wir auf ein Lebenswerk. Wir blicken auf ein Leben im Dienst der Demokratie, für Gerechtigkeit und Solidarität und ein Wirken, dass nie die Schwächeren unserer Gesellschaft aus dem Blick ließ.
«
Diejenige, die Schneider im im Sitzungssaal der Biebertaler Gemeindeverwaltung so lobpreiste, war Mechthilde Koch. Koch bekam am Freitag von Schneider die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. »Es ging und geht Ihnen immer um bessere Lebensbedingungen für jene Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs sind, um die soziale Teilhabe aller Menschen und um gleichwertige Chancen. Das zeigt auch Ihr Engagement für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern«, sagte die Landrätin noch.
Zur Feierstunde gekommen waren ebenso etliche Wegbegleiterinnen von Koch. Die Landtagsmitglieder Katy Walther, (Obertshausen) und Katrin Schleenbecker (Heuchelheim) etwa. Oder aber die Biebertaler Bürgermeisterin Patricia Ortmann.
Koch, die bereits 2004 mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet wurde, engagierte sich einst politisch in Obertshausen (Südhessen), ihrer früheren Heimat. Von 1991 bis 2006 war sie in der Stadt im Landkreis Offenbach Stadtverordnete für Bündnis 90/Die Grünen, die letzten neun Jahre davon als Fraktionsvorsitzende. Von 1993 bis 1997 war sie ehrenamtliche Stadträtin in Obertshausen. Dabei stritt sie unter anderem für den Naturschutz, für soziale und frauenpolitische Themen ein. In der Sache sehr beharrlich, aber auch nicht scheu vor Auseinandersetzungen, so beschreiben sie ihre ehemaligen Weggefährtinnen. Anerkennung habe sie sich so über alle Fraktionsgrenzen hinweg erworben.
Die Vita der Geehrten zeigt, dass das Soziale schon früh ihre Sache war. Nach dem Abitur 1968 absolvierte Koch eine Ausbildung zur Schwesternhelferin und studierte Sozialarbeit in Frankfurt. Von 1971 bis 1975 war sie als Sozialarbeiterin einer Erziehungsberatungsstelle der Stadt Frankfurt tätig. Später übernahm sie die Leitung eines Awo-Kinderhortes in Neu-Isenburg. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder arbeitete Koch als sozialpädagogische Familienhelferin. »Die Entscheidung für die Sozialarbeit zeigt, woran Ihr Herz hängt«, sagte die Landrätin.
Koch war auch Mitglied des Büros für staatsbürgerliche Frauen, das sich als überparteilich organisierter Dienstleisteri für hessische Frauen und Frauenverbände versteht.
Und seit sie in Biebertal lebt, trägt Koch zu einem lebens- und liebenswerten Biebertal bei. Dazu gehören ihr Engagement für das Uhrenturm-Museum im Gail’schen Park, die federführende Übernahme des Lektorats für das vom Freundeskreis Gail’scher Park zum 125-jährigen Parkjubiläum herausgegebene Buch »Der Traum vom Paradies«.
»Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagt zu solchen Vorbildern wie Sie, liebe Frau Koch: ›Selbst die höchste Auszeichnung unseres Staates kann kaum die abertausenden Stunden aufwiegen, die Sie in die Waagschale geworfen haben. Aber sie ist der Versuch, Ihnen für Ihren großen Dienst die größte Anerkennung auszusprechen, die unserem Staat zur Verfügung steht‹«, sagte Landrätin Schneider. Auch Bürgermeisterin Ortmann gratulierte Koch zur Auszeichnung und überreichte ein Präsent.
Koch selbst dankte herzlich für die ihr zuteil gewordene Ehre. »Ich war schon immer engagiert. Ich wundere mich, dass ich das alles geschafft habe«, sagte sie.
Als Christin lasse sie der Bibelvers »Wer auf den Herrn vertraut, schöpft neue Kraft« dankbar und demütig sein. Wichtig sei ihr zudem gewesen, dass Frauen sie auf ihrem Weg begleitet haben. »Ich habe sie heute beispielhaft eingeladen.«