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Kein Wörterbuch, kein Lexikon

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Von: Volker Mattern

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Sind stolz auf ihren Opa Gerhard Augst: Hannah (links) und Kathrin. © Volker Mattern

Biebertal (m). Spätestens nach der Veranstaltung hatte jeder ein Gespür dafür, mit wie viel Leidenschaft und Herzblut, gepaart mit hohem zeitlichen Engagement und durchdachter Konzeption, die Macher des Buches »Fellingshäuser Platt« vor zwei Jahren ans Werk gingen und es nun vollenden konnten. Allen voran Prof. Dr. Gerhard Augst, der aber immer wieder betonte, wie wertvoll ihm die Unterstützung und Mitarbeit einer handvoll Fellingshäuser war - stellvertretend namentlich Silvia Schneider und Martin Waldschmidt - und er dankte auch den vielen anderen, die er über Wochen und Monate zu Hause besuchen durfte, und die ihm bereitwillig den »Input« lieferten.

Auf großes Interesse stieß die öffentliche Präsentation des 222-seitigen Werkes in der Mehrzweckhalle. Herausgeberin ist die Gemeinde Biebertal. Auch sie habe sich dem Studium des Fellingshäuser Dialektes schon zugewandt, verriet Bürgermeisterin Patricia Ortmann in ihrem Grußwort, und ein wenig scheint schon hängen geblieben: »Äch däff maij Gemäus net vegässe«, sagte sie am Schluss der Veranstaltung, und meinte ihr Gemüse, das sie zuvor auf dem Wochenmarkt eingekauft hatte. Lebendig, heiter und gestenreich ließ Gerhard Augst seine Zuhörer teilhaben an seiner Motivation, dem Entstehen des Buches und seinem Aufbau. Bei Leibe kein Wörterbuch, auch kein Lexikon, vielmehr ein Spiegelbild dessen, was Sprache bedeutet, wie der Dialekt im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung und des vielfältigen deutschen Sprachgebietes sich verändert und inzwischen droht, in Vergessenheit zu geraten und was Sprachforschung letztlich bewirken kann. Die Rathauschefin empfahl das Buch. Es sei ein wertvolles Stück bewahrenswerter Kulturhistorie für Fellingshausen und Biebertal. Programmteile in »Fellingshäuser Platt« schmückten die Buchpräsentation. Das Duo Elsbeth Geller und Paul Renkhoff sangen zur Eröffnung das Lied »Platt dou mer hej schwätze«. Silvia Schneider trug in eben diesem Platt das Gedicht »Eus Omma« vor und Martin Waldschmidt berichtete vom »Heunkbrut« - eine wahre Begebenheit.

Gesprochene Kulturgeschichte

Gerhard Augst schenkte seinen beiden Enkeltöchtern Hannah und Kathrin Augst je ein Exemplar, auch, um symbolisch zu zeigen, dass der Dialekt gesprochene Kulturgeschichte ist und nicht, wie man in den 1970er Jahren annahm, bildungsfeindlich wirke.

20 Euro kostet das Buch und ist erhältlich in der Physiopraxis Ute Jung in Fellingshausen, in den beiden Filialen Fellingshausen und Rodheim der Volksbank Heuchelheim, auf dem Fellingshäuser Wochenmarkt oder kann bei Gerhard Augst unter der Telefonnummer 0 64 09/74 18 sowie unter E-Mail augst@germanistik.uni-siegen.de erworben werden.

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