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Frühling im Park

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Von: Klaus Waldschmidt

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Tim Frühling © Klaus Waldschmidt

Biebertal (ws) Kurzweilig, humorvoll, inhaltsstark, charmant und pointiert vorgetragen war die Lesung des aus Hörfunk und Fernsehen bekannten Moderators Tim Frühling. Dazu konnte der 2. Vorsitzende des Fördervereins Bücherei Biebertal, Thomas Prochazka, über 100 Zuhörer im Gail’schen Park herzlich begrüßen. Die Veranstaltung war auch eine gute Werbung für die Bücherei Biebertal, die ihr Domizil in der ehemaligen Gesamtschule Biebertal Am Bornberg hat und dort breite Ausleihmöglichkeiten für Bücher und Medien bietet.

Auch dem Vorsitzenden des Fördervereins stand die Freude ob des großen Zuspruchs ins Gesicht geschrieben. Willkommen sagte auch die Vorsitzende des Freundeskreises Gail’scher Park, Susanne Weber, die allen einen angenehmen Aufenthalt im als englischen Landschaftsgarten konzipierten Gail’schen Park wünschte.

Besonderes Interesse fanden die Auszüge aus Frühlings Buch »111 Orte in Mittelhessen, die man gesehen haben muss«. Dabei spannte er einen Bogen durch die Region mit dem historischen Marburg, dem modernen Gießen, der Lahn-Atmosphäre und dem industrialisierten Dilltal.

»Ich komme eigentlich aus Baden-Württemberg, lebe aber schon ein halbes Leben in Hessen«, konstatierte Tim Frühling und zitierte den früheren Ministerpräsidenten Georg August Zinn, der sagte: »Hesse ist, wer Hesse sein will«. Frühling berichtete von der rustikalen Metzgerei von Matthias Nau in Wittelsberg mit dem fast seit 80 Jahren unverändert bestehendem Verkaufsraum und seiner Cervelat-Wurst im Naturdarm ebenso wie vom Hüttenberger Handkäse. »Einen wahren Hessen erkennt man daran, dass ihm der Geruch eines Handkäs’ nichts anhaben kann«, hieß es.

Ortsbezogen wartete Tim Frühling mit dem langwierigen, weil 35 Jahren währenden Entscheidungs- und Entstehungsprozesses der Vetzberger Kirche auf, die eine architektonische Besonderheit im heimischen Raum darstellt. Nicht zu vergessen den Gail’schen Park als Kleinod, das längst auch regionale und überregionale Bedeutung erlangt hat. Der Autor präsentierte in seiner Lesung »etwas Hässliches« aus Marburg, den »Affenfelsen« (ein Hochhaus an der B 3 vor der historischen Kulisse der Stadt) und die »wunderschöne« Badenburg nahe Gießen, die seit 1760 Wirtshaus ist.

Kritisch setzte er sich anhand der Lahn-Eiche in Dutenhofen mit der Historie der nur kurz bestehenden und 150 000 Einwohner zählenden Stadt Lahn auseinander. Selbst Helmut Schmidt habe damals zu Ungunsten der Sozialdemokraten in Mittelhessen gesagt, unter einer »Lotte in Lahn« könne er sich nichts vorstellen. Da gab es zwischendurch schon mal Applaus für den Wortkünstler.

Aufs Korn nahm Frühling dann noch den Autobahnanschluss bei Blasbach und »Lohra als Mekka der Hundekothaufen« mit der seinerzeit vorgeschlagenen »Hunde-DNA-Analyse«, um der Kotverschmutzung Herr zu werden. Weitere Station der Lesung war Braunfels mit dem Brauhaus Obermühle und der »James-Bond 007-Legende« vom angeblichen Markplatz der Stadt in einem Film. Zum Schluss las Frühling noch aus seinem »Besserwisserbuch« und kam um Zugaben nicht herum. Der große Applaus am Schluss der Veranstaltung war Gradmesser für eine qualitativ hochwertige Lesung, die an vielen Stellen zu Herzen ging.

Thomas Prochazka dankte Tim Frühling für sein Kommen, überreichte einen »guten Tropfen« und lud zur Nutzung der Bücherei Biebertal herzlich ein. Er dankte auch der Büchertreppe Wettenberg mit Sabine Loh, die an einem Stand Frühlings Bücher anbot.

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