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»Freiheit und Sicherheit sind zerbrechlich«

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Von: Klaus Waldschmidt

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Das Ehrenmal wurde 2005 in ehrenamtlicher Arbeit saniert. Im Gedenken an alle Kriegsopfer wurde ein Kranz niedergelegt. © Klaus Waldschmidt

Biebertal (ws). Von 1914 bis 1918 tobte der Erste Weltkrieg. Zahlreiche Menschen, auch aus der Region, verloren dabei ihr Leben. Vor 100 Jahren weihten Bürger aus Biber im Gedenken an die gefallenen Soldaten ein Ehrenmal ein. In Zeiten des Ukrainekriegs bekommt dieses Denkmal eine bedrückende Brisanz.

»Das Denkmal hier auf dem Friedhof in Bieber mutet uns zu, über den Tod nachzudenken und darüber, welchen Preis wir bereit sind, für ein Leben in Freiheit zu zahlen«, sagte Biebertals Bürgermeister Patricia Ortmann anlässlich der Gedenkfeier zum 100-jährigen Bestehen des Ehrenmals. Sie erinnerte daran, dass es als Bauwerk von Bürgern für Bürger gestiftet worden war.

»Frieden und Sicherheit sind sehr zerbrechlich, aktuell Zeichen uns Russland und die Ukraine, wie schnell, wie brutal und blutig Auseinandersetzungen sind«, sagte Ortmann. Die von 1914 bis 1918 gefallenen Soldaten hatten eine Familie, Eltern, Frauen und Kinder. Sie starben teils einsam auf einem Feld in der Fremde, ohne diese wiedersehen zu können. Wer einen Krieg gewinnt, wird da letztlich egal - denn diese Gefallen, ihre Familien, waren so oder so Verlierer.

Wunsch nach eigenen Friedhof

Zu Beginn der Gedenkfeier mit 30 Besuchern war das Lied von Reinhold Beckmann abgespielt worden, das er für seien Mutter geschrieben hatte, die vier Brüder im Krieg verloren hatte. Krankheitsbedingt konnte der Vorsitzende des Heimatvereins Rodheim-Bieber, Helmut Failing, an der Feier nicht teilnehmen. Er hatte sie initiiert. Für ihn verlas Ortsvorstehern Angelika Götz die Historie des Ehrenmals, welches am 3. September 1922 eingeweiht worden war. Damals hatte ein Ausschuss die Realisierung des Projektes vorangetrieben und Geld gesammelt. Damit erwachte bei den Bieberern der alte Wunsch nach einem eigenen Friedhof.

Nach einem Entwurf von Karl Leicht aus Rodheim wurde aus einem Findling aus dem Eberstein ein drei Meter hohes und 2,5 Meter breites Mauerwerk hochgeführt, in dessen Vorderfront man eine Tafel aus Hinterländer Grünstein (Diabas) einsetzte. Die Arbeiten erledigten Heinrich Hörr, die Gebrüder Weber und der damals 20-jährige Bildhauer Georg Wagner. Das Eingravieren der Namen besorgte Friedrich Wilhelm Platt aus Rodheim. Die Gesamtkosten für den Bieberer Friedhof und das Denkmal betrugen damals 35 010 Mark. Später wurde das Ehrenmal erweitert (wir berichteten bereits ausführlich).

Die Grüße des Kirchenvorstandes der Evangelische Emmausgemeinde Bieber und von Pfarrerin Johanna Fröhlich übermittelte Kirchenvorstand Klaus Waldschmidt. »Das Ehrenmal ist zugleich ein Monument der Mahnung für den Frieden in der Gegenwart und in der Zukunft, gerade auch vor den Ereignissen auf europäischem Boden«, sagte er. »Besonders derer, die im Krieg ihr Leben gelassen, hier im Ort beim Bombenangriff kurz vor Kriegsende ihr Leben verloren haben, oder bis heute vermisst werden, gilt heute unser Gedenken. Auch den Witwen und Waisen, den Nachkommen, die bis heute die Nachwirkungen tragen müssen und bis in die Gegenwart damit leben müssen.« F.: WS

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