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Firma aus dem Kreis Gießen boomt: Aus Krofdorf in die Welt

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Von: red Redaktion

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Die Zentrale von PVA TePla im Wettenberger Westpark. © pv

PVA - was? Der Firmenname klingt sperrig, die Produkte klingen nach Silicon Valley. Aber: Die PVA TePla AG residiert in der Gießener Provinz und agiert weltweit.

Wettenberg – Die Worte von Manfred Bender klingen überaus selbstbewusst. „In den schwierigen Zeiten, die wir haben, gibt es ein paar Lichtblicke: PVA TePla ist so einer“, sagt er. Bender ist Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Krofdorf-Gleiberg (Kreis Gießen). Er hat durchaus allen Grund für diese Positionierung, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. „Es gibt Unternehmen in der Region, denen es richtig gut geht“, sagt Bender noch.

PVA TePla aus dem Kreis Gießen: „Wir sind nicht billig“

Es ist schon ein besonderer Betrieb, der im Krofdorfer Westpark situiert ist und der unter anderem die Maschinen herstellt, mit denen der Rohstoff für die Halbleiterindustrie geliefert wird. Drei große Produktbereiche bilden das Portfolio des Unternehmens mit dem sperrigen Namen PVA TePla: Da ist zum einen der Vakuum- und Hochtemperatur-Anlagenbau zur Herstellung etwa von Material und Bauteilen für Werkzeugbau, Elektroindustrie, Luft- und Raumfahrt.

Da ist zum anderen die Kristallzucht für die Halbleiterindustrie, Fotovoltaikindustrie und die optische Industrie und als drittes Standbein gibt es die Qualitätsinspektion (Metrologie), insbesondere für die Halbleiterindustrie. „Dieser Bereich ist heute ein wichtiges und wachstumsstarkes Geschäftsfeld in unserem Produktportfolio“, sagt Bender.

„Wir sind nicht billig“, räumt der Vorstand ein. Aber man baue eben keinen Standard, sondern Spezialanlagen, mit dem Anspruch, bei den Kunden Probleme zu lösen. Anlagen werden stets individuell auf Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.

Weiteres Erfolgsunternehmen

Ein weiteres erfolgreiches Unternehmen aus dem Kreis Gießen ist FinTecSystems. Erst vor Kurzem sicherte sich ein Investor die „konkurrenzlose“ Firma für 120 Millionen Euro.

Unternehmenssprecher Gert Fisahn spricht von „Projektgeschäft in seiner reinsten Form“. Er greift damit ein Wort des Unternehmensgründers Peter Abel auf, der heute noch fast täglich im Unternehmen im Westpark zugegen ist, auch wenn er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat: „Wir haben keine Produkte, wir haben Projekte“.

Große Treiber sind Digitalisierung und E-Mobilität. Bei ersterer ist man mittendrin; bei letzterer hofft das Unternehmen, noch riesige Potenziale zu heben. „Die ganz große E-Mobilitätswelle steht uns noch bevor“, sagt Bender.

Kreis Gießen: Unternehmen aus Krofdorf-Gleiberg macht Hauptumsätze in Asien

Ein Ende des Booms jedenfalls scheint nicht in Sicht. Man mache sich für die Zukunft keine Sorgen, sagt der Geschäftsführer wenige Tage nach Vorlage der Jahresbilanz. Der Auftragsbestand reicht bis ins Jahr 2025 hinein. Das Volumen: Fast 300 Millionen Euro; das sind bald zwei Jahresumsätze. Das Unternehmen ist mit Tochtergesellschaften in großen Wachstumsmärkten vertreten. Zwei Produktionsstandorte finden sich in den USA, zwei Standorte in China, weitere Taiwan, Korea, Singapur und Italien. Produktionsstandorte befinden sich in Deutschland in Wettenberg, Jena, Coburg und Westhausen. Der Umsatz 2021 lag bei rund 156 Millionen Euro weltweit: Das Ziel für dieses Jahr sind 170 bis 180 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte des Umsatzes entfällt auf Asien, rund 20 Prozent auf Deutschland, alles Weitere aufs andere europäische Länder und Nordamerika.

Was bei PVA TePla das Besondere ist: Die teils sehr lange Laufzeit der Projekte. Darauf können sich beispielsweise Zulieferer einstellen. Geschäfte sind insofern gut planbar. Sicher weiß man auch bei den Spezialisten aus Krofdorf um angespannte Lieferketten. Aber Bender nennt die Situation „okay“. PVA TePla versteht sich als hochattraktiver Arbeitgeber, vor allem für junge Ingenieure. Dass das auf Gegenliebe stößt, zeigt unter anderem die geringe Fluktuation von 5 Prozent. Der Branchenschnitt im verarbeitenden Gewerbe liegt bei 20 Prozent.

Kreis Gießen: PVA TePla bringt junge Mitarbeiter schnell in Verantwortung

Sowohl in Mittelhessen als auch am zweiten großen Standort Jena bekomme man genügend Fachkräfte. Doch ein Selbstläufer ist das längst nicht mehr. Bender, selbst Mitte 50, hat beobachtet: Die jungen Menschen sind anspruchsvoller geworden, sie suchen abwechslungsreiche, spannende und herausfordernde Arbeit, wobei zugleich die Vereinbarkeit mit Familie und Freizeit eine deutliche Rolle spielt. Und er sagt deshalb: Auch junge Mitarbeiter haben die Möglichkeit, schnell Projektverantwortung zu übernehmen.

Manfred Bender ist Geschäftsführer der Firma PVA TePla, dessen Sitz im Kreis Gießen ist.
Manfred Bender © pv

Zur Deckung des hohen Bedarfs an praxisnah ausgebildetem Nachwuchs wurden für Auszubildende spezifische Ausbildungsprogramme entwickelt. Die Nähe zur Technischen Hochschule Mittelhessen und das Angebot von Studium Plus wird geschätzt. Wobei PVA TePla darüber hinaus mit weiteren Hochschulen kooperiert, unter anderem der Uni in Erlangen, an der es Spezialisten für Kristallzucht gibt. Derzeit sind im Unternehmen eine Handvoll Studium-Plus-Leute an Bord. Zudem werden unter anderem Semester-, Bachelor- und Masterarbeiten betreut.

Firma im Kreis Gießen: Erweiterungen des Unternehmens sind vorerst nicht geplant

Wo es sich anbietet, da wird zudem Knowhow eingekauft: So wurde ein Software-Unternehmen übernommen, das Kompetenzen einbringt etwa bei der Systemsteuerung von Anlagen.

Aber PVA-TePla-Geschäftsführer Bender sagt auch: „Wir haben nicht über unsere Verhältnisse gelebt, sind nicht gewachsen, nur weil das Geld billig war.“ Erweiterungen stehen derzeit nicht auf der Agenda. Auch wenn am Standort Krofdorf noch Fläche dafür bevorratet ist. (red)

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