»Anteil und Beitrag zum Weltfrieden«

Die Europawoche hat am Wochenende in Hungen begonnen - in Zeiten eines Angriffskriegs auf dem Kontinent. Die Bedeutung der Städtepartnerschaften spiele vor diesem Hintergrund eine bedeutende Rolle, machten Hungens Bürgermeister und Gäste aus Frankreich deutlich.
Das Leben durch die rosarote Brille aus der Sicht einer Verliebten besang Edith Piaf einst in ihrem Chanson »La vie en rose«. Am Wochenende erklang das Lied in der Mehrzweckhalle Inheiden, vorgetragen von Nora Schmidt - und setzte einen musikalischen Rahmen für den Auftakt der Europawoche in Hungen, der wirklichkeitsnah und ohne rosarote Brille auch der Frage nachging, wie es um die Völkerverständigung in Zeiten eines Angriffskriegs in Europa bestellt ist.
Hungens Bürgermeister Reiner Wengorsch betonte, dass die Europawoche ein Zeichen für ein friedvolles und respektvolles Miteinander der Nationen und für den kulturellen Austausch der Völker in Europa setzen soll. »Wir hatten noch im Jahr 2019 Russland als Gastland der Europawoche gewählt und viel über das Verhalten Russlands gegenüber der Europäischen Union, der NATO und seinen Nachbarstaaten diskutiert«, berichtete Wengorsch. »Leider muss man konstatieren, dass die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen wurden und dass wir heute einem brutalen Eroberungskrieg in Europa zuschauen müssen.« Das stimmte zurecht traurig »und macht uns fassungslos«.
Hungen habe zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Es sei beispielhaft, wie sich viele ehrenamtlich für Menschen engagieren, die Hilfe benötigen. Der Wille für Völkerverständigung sei kein Synonym für Naivität, betonte der Bürgermeister. »Es kann nicht Sinn und Zweck unserer Bemühungen sein, alle Kontakte zu Russland abzubrechen.«
Wengorschs besonderer Dank galt dem Hungener Partnerschaftsverein für sein Engagement und seinen Einsatz für ein friedliches Miteinander. Auch wenn das Programm etwas weniger umfangreich ausfalle als in der Vergangenheit, sei die Europapawoche »Start und Anlauf »in eine nächste Zeit der Zusammenarbeit, Ertüchtigung und Verfestigung unserer Freundschaft«, verwies Wengorsch auf das aufgrund der verkürzten Planungszeit durch die Corona-Pandemie etwas reduzierte Programm, bei dem in diesem Jahr etwa der beliebte kulturelle Abend der Schulen fehlt.
Seit mittlerweile drei Jahrzehnten feiert die Schäferstadt eine Europawoche mit Marktplatz-Brunnenfest in der Zeit von Himmelfahrt bis Pfingstsonntag. Nachdem die Pflege der Städtepartnerschaften in der Pandemie erschwert worden war, war nun die Freude um so größer, als zur Eröffnung der 29. Hungener Europawoche, die erstmals in der Mehrzweckhalle Inheiden erfolgte, der Vorsitzende des Partnerschaftsverein Hungen, Dieter Hausotter wieder eine 16-köpfige Delegation aus der französischen Partnerstadt Saint-Bonnet-de-Mure unter den 70 Gästen begrüßte.
Hausotter äußerte sich zuversichtlich, sich nun wieder öfter zu treffen und die Freundschaft vertiefen zu können, »eventuell beim hundertsten Schäferfest Ende August in Hungen«.
Jean-Pierre Jourdain, Bürgermeister der Partnerstadt Saint-Bonnet-de-Mure, versicherte, dass nach zwei Jahren Corona nun jeder Moment des Zusammenseins wertgeschätzt werden sollte. »Mit unserer Städtepartnerschaft arbeiten wir an der europäischen Einigung mit kleinen Schritten.« Seitens des Partnerschaftsvereins aus Saint-Bonnet-de-Mure bezeichnete die neue Präsidentin Florence Sapin das Treffen als wichtig für eine Fortsetzung der europäischen Einheit. Auch auf der Ebene zwischen einzelnen Städten gehe es darum, einen Anteil und einen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten, gehöre es doch zu den Aufgaben der Partnerschaft, Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern zu wahren. »Wir sind das Symbol für die deutsch-französische Verknüpfung.« Das nächste Treffen zum Nationalfeiertag in Frankreich werde eine Fortsetzung bringen.
Noch bis zum Brunnenfest am Pfingstsonntag dauert die Europawoche, die am morgigen Dienstag mit einer »Europiade«, einem von der Grund- und Gesamtschule Hungen organisierten sportlichen und lustigen Wettstreit aufwartet. Am Mittwoch geht es ab 17 Uhr auf eine »LiteraTour« zum Thema Europa durch Hungen. Bewegung und Lesevergnügen werden dabei kombiniert. Am Pfingstsonntag startet um 9.30 Uhr die 31. ADAC Oldtimerausfahrt des Motorsportclubs Horlofftal rund um Hungen am Backhaus.
Das Pfingstwochenende steht wieder im Zeichen des beliebten Brunnenfestes. Nach einem interreligiösen Gebet auf dem Marktplatz folgt ein buntes Familienprogramm, organisiert durch den Hungener Carneval Verein in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Vereinen. An den beiden Abenden spielen die Bands »Sunbow« und »Rise« sowie am Sonntag ab 11 Uhr die Musikzüge aus Bellersheim und Villingen.
