1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

Anna Priebs

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Rüdiger Soßdorf

Kommentare

so_wasser-B_063339_4c
so_wasser-B_063339_4c © pv

Mit 40 Mark wurde 1950 mit dem Hausbau an der Stühl in Krofdorf begonnen. Das war seinerzeit das Vermögen, das zur Verfügung stand - realistisch betrachtet, nicht eben viel. Anna Priebs gehörte zu der Generation, die ihr Leben und damit dieses Land nach dem Krieg wieder mit aufgebaut hat. Und sich ihr ganzes Leben lang vielfältig und stetig, wenngleich nie exponiert, in das gesellschaftliche und das soziale Leben mit einbrachte.

In ihrem Dorf, in ihrer neuen Heimat Krofdorf-Gleiberg.

Anna Priebs war eine in Ober-Neugrün (Kreis Falkenberg) im Egerland geborene Wettengl. Nach der Schule absolvierte sie das Pflichtjahr bei einem Arzt und fand danach Arbeit in einem Krankenhaus. Ostern 1946 musste die Familie die Heimat verlassen.

Ihr erster Mann Karl Kratochwil verstarb schon im Alter von nur 31 Jahren. 1949 lernte sie ihren zweiten Mann, Ernst Priebs, kennen. Sechs Jahre später wurde Tochter Hildegard geboren. Das Geld war knapp, und Anna Priebs war froh, zuerst in der Lackfabrik in der Krofdorfer Turnhallenstraße, später für mehr als 20 Jahre im Karstadt-Restaurant in Gießen zu arbeiten.

Ehrenamtlich eingebracht hat sich Anna Priebs im Obst- und Gartenbauverein ihres Heimatdorfes und im Seniorenkreis der evangelischen Kirchengemeinde. 13 Jahre arbeitete sie dort an der Seite ihrer besten Freundin Gertrud Schlage († 2021) mit, bis beide altersbedingt aufhörten. Die zwei waren für vieles verantwortlich, was den Seniorenkreis ausmacht: Basteln, Vorlesen, Spiele, das gemeinsame Stricken, und nett gedeckte Tische. Sie organisierten Krankenbesuche zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim. Es waren diese kleinen Dinge,die das Leben so bereicherten.

Den Lebensabend verbrachte Anna Priebs den Sommer über in Krofdorf und in den Wintermonaten in Moosach im Münchner Norden bei ihrer Tochter Hildegard und Schwiegersohn Uwe Pociecha, die sie liebevoll umsorgten. In München ist sie - während der seniorengerechte Umbau ihres Hauses in Krofdorf am Laufen war, Ende Februar im Alter von 98 Jahren gestorben - und hat zuletzt noch mit ihrer lebensbejahenden Art nach einer OP im Schwabinger Krankenhaus Schwestern und Ärzte positiv gestimmt. Die Beisetzung fand dieser Tage in ihrer ersten Wahlheimat, in Krofdorf, statt. so/Foto: Archiv

Auch interessant

Kommentare