Wie ein alpenländischer Föhnsturm

Hochspannung im Modehaus: Die Autorin und Schauspielerin Isabella Archan hat am Freitag in Grünberg im Rahmen des Krimifestivals aus ihrem Roman »Wenn die Alpen Trauer tragen« gelesen. Ein lebensgefährlicher Marillenkern und eine beharrliche »Mörder-Mitzi« zogen die Zuhörer in ihren Bann.
Dass eine Krimilesung unterhaltsam und voller Überraschungen sein kann, hat die Schauspielerin und Autorin Isabella Archan am Freitagabend im Modehaus »Allmendinger« bewiesen.
Gepaart mit viel Humor gelang es Archan, ihr Grünberger Publikum immer wieder in den Bann zu ziehen und hauchte ihren Figuren bis zum Ende ihrer Lesung ein an Spannung nie nachlassendes Leben ein.
Kein Wunder, dass die Autorin mit bis zu 130 Auftritten im Jahr die Säle füllt. In ihrem Krimi »Wenn die Alpen Trauer tragen« fasziniert sie mit einem mysteriösen, tödlichen Fall - und ausdrucksstark und voller Wortgewalt fegte Archan inmitten von Kleidern und Klamotten wie ein alpenländischer Föhnsturm durch das Geschäft. Dabei ging sie immer wieder auf die Besonderheiten der österreichischen Sprache ein, in der Stücke »Stückerl« und Spatzen »Spatzerl« heißen. Die Künstlerin geizt zudem nicht mit österreichischen Schimpfworten wie »Gefrast« oder »Wappler«.
Den Zuhörern gab sie auch einen Schnellkurs zur Ermittlung von kriminellen Akteuren, die sie wie eine Ampelschaltung von gelb bis dunkelrot einordnet. Daraus strickt Archan die Charaktere für ihre kriminellen Storys.
Ihr zweiter Kriminalroman nach dem Debüt »Die Alpen sehen und sterben«, mit der hübschen und gleichsam beharrlich und ihre Gesprächspartner daher bisweilen auch nervenden 29 Jahre alten Maria Konstanze »Mitzi« Schlager beginnt mit zwei Rentnerinnen aus Niederösterreich, die kurz hintereinander ums Leben kommen. Eine der alten Damen wird das Opfer einer Brandstiftung, die andere stirbt an Herzversagen.
Im Verlauf der Erzählung bringt Schlager sich und ihre neue Freundin, die Inspektorin Agnes Kirschnagel, in tödliche Gefahr. Und Mitzi bringt noch eine »Hex« und eine geheimnisvolle »Weiße Frau« ins Spiel. Obwohl Kirschnagel ihre Zweifel hat, trügt die »Mörder-Mitzi« auch dieses Mal ihr Gefühl nicht. Und im Donautal kommt es in einem verlassenen Gasthof zum nervenaufreibenden Finale und zur Aufklärung des Falls. Die Schauplätze sind Krems und Melk in Kufstein, Salzburg, St. Pölten, Graz und Wien angesiedelt. Die Leser folgen den Figuren allerdings auch nach Frankfurt und Köln.
Mucksmäuschenstill in den spannenden Szenen und hell auflachend, wenn es humorvoll wird, verfolgten die Zuhörer die Lesung. Immer wieder macht Archan in den Szenen ihres Buches deutlich, welch unvorhersehbare Ereignisse das Leben parat hat - wie zum Beispiel ein bei einer Wanderung im Hals steckengebliebener Marillenkern in einem Wachauer Knödel, Da kann der betroffene Mann nur froh sein, dass dieser Kern bei einem Sturz über eine Wurzel die Kehle verlässt, denn vergeblich sind zuvor seine Bemühungen, um Hilfe zu rufen. Sein »Schatzilein« hat sich in dessen Not nicht einmal umgeblickt, denn schließlich war ihr selbst in der Nacht vorher ein Hirschgeweih haarscharf neben ihrer Ruhestätte eingeschlagen und hätte sie töten können. Vor Zorn über ihre Ignoranz ergreift der Mann einen am Weg liegenden dicken Ast, rennt ihr hinterher und erschlägt sie damit. Der ermittelnden Polizei gegenüber erzählt er später, mit großem Bedauern dass ein abbrechender Ast sein »Schatzilein« erschlagen habe. Getreu dem Motto,
Archan wurde 1965 im östereichischen Graz geboren. Nach ihrem Abitur und dem Schauspielerdiplom schlossen sich Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland an. In Köln lebt sie seit 2002, wo sie als Autorin eine zweite Karriere begann. Neben dem Schreiben kann man sie immer wieder auch in Rollen im Fernsehen und in Filmproduktionen erleben. Die Gäste im »Allmendinger« erlebten am Freitag, wie eine Autorin, die gleichsam Schauspieler ist, mit einem großen Gefühl für Sprache, Artikulation und Wortwitz für berstende Hochspannung sorgen kann.
Eröffnet hatten den Abend im Rahmen des Gießener Krimifestivals unter dem Motto »Mordalitäten« der Geschäftsführer des Modehauses, Werner Scharmann, und Johanna Buckle vom Grünberger Tourismusbüro.