Allianz für den Schwarzstorch

Der Schwarzstorch ist sehr gefährdet, war fast 80 Jahre nicht mehr in Hessen anzutreffen. Mittlerweile gibt es wieder 72 Brutplätze. In einem Waldstück bei Grünberg befindet sich einer dieser Horste. Damit das Vogelpaar ungestört bleibt, haben Umweltministerin Priska Hinz und Grünbergs Bürgermeister Marcel Schlosser einen Vertrag geschlossen. Dieser ist Teil des hessischen Hilfsprogramms für windenergiesensible Arten.
Manchmal ist es gar nicht so einfach, alle Akteuere an einen Tisch zu bringen. Im Fall der Horstschutzgebiete für den Schwarzstorch ist das aber gelungen. Forstamt, kommunale und private Waldbesitzer und das Ministerium sind sich einig: Der Schwarzstorch muss geschützt werden.
Denn schließlich kann man froh sein, dass es die Vogelart überhaupt wieder in Hessen gibt. »1906 wurde das letzte Paar in Battenberg an der Eder mit einem einzigen Schuss vom Nest geholt«, berichtet Martin Hormann von Hessen Forst am Mittwoch beim Pressetermin in einem Waldstück in der Nähe von Weitershain. Den genauen Ort möchten die Verantwortlichen lieber nicht veröffentlicht wissen. Der Schwarzstorch ist im Gegensatz zum Weißstorch extrem scheu und störungsempfindlich. Innerhalb jenes Waldstücks hat er schon mehrmals den Horst gewechselt.
Damit der Schwarzstorch in Grünberg weitgehend ungestört bleibt, haben die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne), Grünbergs Bürgermeister Marcel Schlosser und Jürgen Busse (Dezernatsleiter der Oberen Naturschutzbehörde Gießen) einen Vertrag für eine sogenannte Schutzzone unterzeichnet. Diese stellt sicher, dass in einem Radius von 200 Metern um die Brutbäume keine Veränderungen des Waldbestandes oder Störungen durch den Forstbetrieb mehr stattfinden, auch der Jagdbetrieb ist dort begrenzt.
»Es geht darum, dass wir den Horstschutz für den Schwarzstorch für die nächsten zehn Jahre sichern«, erläutert Prinz. »Die Schwarzstörche in Hessen sind besonders störungsanfällige Arten - gerade dann auch, wenn Windenergieanlagen aufgestellt werden«, macht die Umweltministerin deutlich.
Weil 42 Prozent der Landesfläche Wald sind, werden die Anlagen in der Regel im Wald aufgestellt. »Windenergieausbau in Hessen soll schneller vorangetrieben werden, aber nicht auf Kosten der Natur, sondern im Einklang mit der Natur und im Einklang mit windenergiesensiblen Arten.« Hinz betont auch, dass die privaten und kommunalen Waldbesitzer sehr interessiert daran sind, diese Schutzzäune einzurichten. Deren Vertreter ist Prinz Carl Anton zu Waldeck und Pyrmont, der Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes. Er bedankt sich bei der Ministerin, dass aufgrund der Verträge die Waldbesitzer auch die finanziellen Möglichkeiten haben, den Schutz von seltenen Arten zu gewährleisten.
Das Ergebnis: Von den 72 Schwarstorchbrutpätzen in Hessen gelten 48 als geschützt. »Und weitere werden verhandelt«, kündigt die Ministerin an. Für Hinz ist das ein gutes Zeichen: »Es geht voran mit dem Vogelschutz und es geht voran mit dem Ausbau erneuerbarer Energien.«
Unterstützung fand das Vorhaben auch sofort bei Bürgermeister Marcel Schlosser. Er freut sich, dass der Schwarzstorch in Grünberg heimisch geworden ist. Um es den Störchen so attraktiv wie möglich zu machen, möchte man mehr als 200 Meter aus der Bewirtschaftung herausnehmen. Und um etwas gegen die Trockenheit im Wald zu tun, plant Ralf Jäkel, der Leiter des Forstamts Wettenberg, einen Himmelsteich in der Nähe. »Er soll Amphibien die Möglichkeit geben, dort zu laichen und sich zu entwickeln und damit auch den Tisch zu decken für den Storch und andere Arten.«
Ornithologe Hormann, der vorher in der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt gearbeitet hat, beschäftigt sich schon lange mit dem Tier. Er glaubt, dass es mit dem Programm, das viele Aspekte berücksichtigt, sehr gut gelingen kann, den Schwarzstorch zu schützen.
