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»Alles für die Alleen«

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Von: Thomas Brückner

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Kastanien links, Kastanien rechts: Allee am Laubacher Schlosspark. © Thomas Brueckner

Ja, es gibt sie noch, die Alleen. Nicht nur in den fünf neuen Bundesländern, auch im Gießener Land, wenn auch seltener. Gerade in diesen Tagen erfreut sich das Auge an Straßen und Wegen, gesäumt von Schatten spendenden Baumreihen. On top kommen der Wert als Biotop an sich sowie als optische Bremse an Ortseingängen. Damit es so bleibt, unternimmt Laubach (noch) mehr als bisher

Bis Ende 2023 sollen in Laubach alle Alleebäume, die umgestürzt, von Menschenhand gefällt wurden oder bei denen dieses Schicksal ansteht, ersetzt werden. So die Quintessenz eines Beschlusses, den das Stadtparlament in jüngster Sitzung auf Grünen-Antrag beschlossen hat. Begleitet wurde dieser von nur wenigen skeptischen Anmerkungen; aus SPD-Reihen infrage gestellt wurde etwa die Fokussierung auf Alleen.

Vor den ersten Nachpflanzungen erfolgt eine Bestandsaufnahme aller Alleen in der Großgemeinde sowie bereits bestehender Lücken. In puncto Zukunftsfähigkeit von Alleen-Bäumen (Arten) einzubinden ist der Umweltbeirat. »Er spricht eine Empfehlung für die Nachpflanzungen aus«, heißt es im Antragstext.

Externe Expertise wird sich Laubach obendrein einholen: Ein Fachbüro wird mit einem Pflegekonzept beauftragt, um möglichst viele Bäume so lang wie möglich zu erhalten. Was auch für die Nachpflanzungen gilt, weswegen diese erst bis Ende 2023 erfolgen sollen.

Schließlich: »Diese Beschlüsse gelten auch für einseitige, halbe Alleen. Über Ausnahmen beschließt der Magistrat.«

Kulturgut und

ortsbildprägend

Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Teubner-Damster begründet die Initiative der Grünen damit, dass Alleen in vielen Stadtteilen Laubachs prägend fürs Ortsbild seien. »Diese Strukturen sollten für die zukünftigen Generationen erhalten werden.«

Beispielhaft erwähnt er den Bereich des Schlossparks, in dem gleich vier Alleen - in der Friedrich-Kellner-Straße, im und hinter dem Park sowie am Weg zum Ex-Singalumnat - zu finden seien.

Für den Schlosspark dürfte, so der Grünen-Sprecher, dank des hier bestehenden Pflegekonzepts geklärt sein, wie mit Ersatzpflanzungen umzugehen ist. Doch dürfte das eine Ausnahme sein: »Die anderen Allen werden wie andere stadteigene Bäume behandelt.« Gleiches gelte für die Stadtteile, etwa für die Ortsdurchfahrt Münster oder für den Weg vom »Waldhaus« zum Campingplatz. Die Bäume werden demnach regelmäßig begutachtet, da sie der Verkehrssicherungspflicht unterliegen. Gegebenenfalls folgten Pflegemaßnahmen oder eben Fällungen. Ersatzpflanzungen aber gebe es nur wenige.

Teubner-Damster: »So verschwinden immer mehr Bäume, ohne dass überlegt wird, wie mit diesen Kulturgütern bzw. Biotopen umgegangen werden soll.«

Eine der letzten Nachpflanzungen seien die Ahornbäume am Weg vom Schlosspark zum Ex-Singalumnat gewesen (veranlasst durch das Ulmensterben). Wiewohl noch jung, fehlten mittlerweile schon einige Bäume. Was speziell die Alleen im Umfeld vom Schlosspark angeht, seien diese nicht nur Kulturgut: Im Sinne des Naturschutzes stellten sie vielmehr Trittsteine für die Verbindung zum Forst dar. Worauf z. B. die Pflanzung der Linden in der Kellner-Straße zurückgehe.

Stadt: Manchmal

ist es schwierig

Wegen des Klimawandels und der Belastung durch den Straßenverkehr bedürfe es freilich weitergehender Überlegungen, meint Teubner-Damster. Linden etwa seien sehr empfindlich gegen Streusalz, Kastanien kämpften mit der Kastanienminiermotte. Auch von daher sollte der Umweltbeirat einbezogen werden.

Adressat des Beschlusses ist HGO-gemäß der Magistrat, das Gros der Arbeit allerdings dürfte auf den Bauhof zukommen. Dass die Kollegen unter Anleitung von Gärtnermeister Stefan Lochmann sehr wohl bereits Nachpflanzungen vornehmen, sagte dessen Leiter Jörg Riddel. Freilich sei das bisher nicht in allen Fällen geschehen. »Es gibt Stellen, wo es kritisch ist, es eines erhöhten Aufwands bedürfte.« Zum Beispiel, wenn es sehr eng ist, sich das Entfernen des Wurzelstocks schwierig gestaltet.

Was künftig aber kein Hinderungsgrund sein darf, weswegen Fräse und Bagger künftig vermehrt zum Einsatz kommen. Zuvor aber, so Riddel abschließend, werde sein Team den Bedarf an Nachpflanzungen erfassen, auf dass sodann die Mittel eingestellt werden.

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