»Weil er schmeckt und schont«

Allendorf (zy). Für seine lokalhistorischen Exponate mit teils kuriosen Fundstücken ist das Museum des Heimat- und Verkehrsvereins auch über Allendorf hinaus bekannt. Nun wurde die Sammlung erweitert. Brunhilde Trenz hat mit ihrem Museumsteam ein paar besondere Stücke hinzugefügt: Reklamemarken von »Kaffee Hag« von 1925. Das Unternehmen wurde 1906 von Ludwig Roselius in Bremen gegründet.
Sammelalbum mit Lokalkolorit
»Es ist uns gelungen, ein Sammelalbum zu bekommen, in dem alle Marken von 1925 vorhanden sind«, freut sich Trenz. Die Sammelmarken waren einst Teil einer umfangreichen PR-Arbeit für »Kaffee Hag« (u. a.: »Weil er schmeckt und schont«, Slogan aus 1976). Die scheint gefruchtet zu haben, da man die Marke - sogar heute noch - zuerst mit entkoffeiniertem Kaffee in Verbindung bringt. »Das ist ähnlich wie mit ›Tempo‹, wenn wir eigentlich ein Papiertaschentuch meinen«, so Trenz.
Zuletzt führte der Konzern »Jacobs Douwe Egberts« die Marke, allerdings beendete er die Produktion von koffeinfreiem Kaffee ab 2016. Im Sammelalbum aus den 1920er Jahren werden auch die Wappen der Provinz Oberhessen abgebildet. Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Heraldikers Otto Hupp. Auch »Allendorf an der Lumda« ist hier vertreten. Gerade deshalb war es dem Heimatverein ein großes Anliegen, dieses Album ins Archiv aufzunehmen. In Frakturschrift findet sich hier auch eine zeitgenössische Beschreibung des Wappens: »In Blau mit schwarzem Bord ein golden gekrönter, bewehrter, sieben Mal von Silber und Rot geteilter Löwe.« 1277 Einwohner sollen außerdem 1925 in Allendorf gezählt worden sein, geht aus der Beschreibung der Allendorf-Sammelmarke hervor. Heute sind das mehr als dreimal so viele Allendorfer.
Doch nicht nur das Sammelalbum mit Reklamemarken konnte der Heimatverein vom langjährigen »Kaffee Hag«- Betriebsratsvorsitzenden Manfred Siebert aus Bremen ergattern: Auch eine Kaffee-Tasse und -dose sind nun Teil des Allendorfer Museums. Die sollen in der Zeit von 1933 bis 1945 produziert worden sein. »All diese Objekte gehörten zum Alltag unserer Vorfahren in Allendorf«, so Trenz. Grund genug, dass sie nun auch zu einem Teil des Dorfladens im Museum geworden sind.
Das Heimatmuseum ist bemerkenswert: Allein im Fachwerkhaus in der Kirchstraße, in dem einst die Dorfschule untergebracht war, finden sich teils über 150 Jahre alte Gegenstände aus dem Alltag unserer Vorfahren. Ausstellungen bietet der Heimatverein auch im Stadtturm, im Künstlerhof Arnold und einem 1950er-Jahre-Museum.
Das Heimatmuseum ist auch ein Erlebnismuseum. Im Inneren hat der Heimat- und Verkehrsverein mit sehr viel Detailverliebtheit die bürgerliche Lebenswelt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dargestellt. Darunter auch einige Exponate aus dem 19. Jahrhundert. Betritt man das Gebäude, lässt man das 21. Jahrhundert während der Verweildauer hinter sich. Der Eindruck festigt sich, wenn draußen dann noch die Glocke der fast 700 Jahre alten evangelischen Kirche in der direkten Nachbarschaft läutet.
Im Erdgeschoss finden sich etwa eine Textilwerkstatt mit handgefertigten Stoffen und ein Dorfladen mit zeitgemäßem Inventar. Glasvitrinen beherbergen Töpfereihandwerk, Geschirr und weitere Haushaltsgegenstände. Besonders kurios kommt da eine sehr spezielle Tasse daher. Sie ist nämlich mit einem Schutz für Oberlippenbärte ausgestattet, damit diese nicht mit Kaffee oder Tee getränkt werden. Das schien ein echtes Problem für den modebewussten Schnurrbartträger von Welt zu sein.
Auffällig ist immer wieder, wie gut erhalten die Ausstellungsstücke sind.