»Wasser ist unser höchstes Gut«

Allendorf (pm/su). Die Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf/Lumda (AGHA) hat sich viel vorgenommen und mit der Restauration der alten Wasseranlage von 1911 in Winnen begonnen. Nach der Begehung mit der Denkmalbehörde in Wiesbaden und Gießen im Juni vergangenen Jahres hat man der AGHA erlaubt, die Restaurierung der alten Wasseranlage in Angriff zu nehmen.
Zuvor hatte die Stadt Allendorf Lumda schon die Genehmigung für Renovierungsarbeiten erteilt. Die historische Wasseranlage Winnen gilt als Kulturdenkmal. Offiziell steht sie zwar noch nicht unter Denkmalschutz, die Zusage der Behörde liegt aber bereits vor, wie der stellvertretende Vorsitzende Werner Heibertshausen erläutert.
»Um die Arbeiten zu finanzieren, hatten wir einen Antrag bei der Denkmalbehörde gestellt, dieser Antrag wurde genehmigt und uns ein Betrag von 1700 Euro zugesagt«, zeigt sich Heibertshausen erfreut. Anfang März hat die Metallarbeiter Firma Marc Zetl aus Geilshausen am alten Hochbehälter eine artgerechte Metall Türe eingebaut. Ebenso wurden die begehbaren Metallgitter und die Gitter im Sammelbecken erneuert.
Als nächstes steht die Erneuerung der alten Holztüren am Sammelbecken und am Pumpenhaus an. Diese Arbeiten übernimmt die Arbeitsgemeinschaft Winner Ronde. Die alten Beschläge werden abmontiert, aufgearbeitet und wiederverwendet. »Dies ist eine Auflage der Denkmalbehörde«, berichtet Heibertshausen. Für das Jahr 2023 ist außerdem geplant, dass vor den Gebäuden gepflastert, der Schacht der zweiten Quelle am Sammelbecken eingeschalt und betoniert und der alte Quellendeckel wieder eingebaut wird. »Langfristig wäre es schön, wenn wir die gesamte Anlage so herstellen könnten, dass wieder Wasser in den Hochbehälter gepumpt werden kann. Aber dies ist ein Wunsch, ob wir ihn realisieren können, hängt davon ab, ob wir dazu Gelder bekommen und ob die alten Leitungsrohre noch zu benutzen sind«, sagt Heibertshausen, der federführend für die umfangreiche Aktion ist.
Sein Dank gilt dem Bauhof der Stadt Allendorf und der Winner Ronde, die sich tatkräftig engagiert. »Ohne diese Hilfe ist so ein großes Projekt nicht zu stemmen«, meint Heibertshausen.
Die erste Winner Wasserversorgung gab es laut den Aufzeichnungen aus den Archiven schon vor 1911. Von der Quelle in der Winner Gemarkung »in der Lindenbach« (alter Flurname »in der Linnebach«) führte die Leitung über die Gemarkung »in der Lache« in das vor 1911 erbaute Sammelbecken. Von hier gab es eine direkte Freileitung bis in die Dorfmitte. Auf einer Wiese in der Gemarkung »in der Lache«, die von der Wasserleitung durchquert wird, muss sich ein Abstellhahn, ein sogenannter Schieber, befinden. »Dieser Abstellhahn müsste gefunden werden, um das Wasser wieder in das Sammelbecken leiten zu können. Denn heute läuft das Quellwasser aus dieser Quelle in den Graben und wird nicht mehr genutzt«, erklärt Heibertshausen.
Da aber das Dorf wuchs und oberhalb dieser Dorfmitte neu gebaut wurde, war eine neue Wasserversorgung im Jahr 1911 nötig. Zudem baute man eine Pumpstation, einen Hochbehälter, ein Sammelbecken und eine Zisterne. Diese Wasserversorgung war bis 1968/69 in Betrieb und wurde durch den Nordecker Hochbehälter abgelöst.
»Leider ist die gesamte Anlage nicht mehr in Betrieb und das kostbare Quellwasser wird nicht mehr genutzt. Bei extremer Wasserknappheit könnte man diese alte Anlage wieder so herrichten, dass das Wasser wieder genutzt werden könnte«, formuliert Heibertshausen den Wunsch der AGHA.
Die gesamte Wasserannlage sollte unter Denkmalschutz gestellt werden um aufzuzeigen, wie unsere Vorfahren gelebt und gearbeitet haben. »Heute macht sich niemand mehr Gedanken über die Wassergewinnung, man dreht einfach den Wasserhahn auf. Welche technischen und baulichen Voraussetzungen nötig sind, bis es aus der Leitung läuft, ist den wenigsten Menschen bekannt. Wasser ist unser höchstes Gut und noch dazu das billigste Lebensmittel, das wir haben«, so Heibertshausen abschließend.
