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Von der Wolga ins Lumdatal

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Von: Volker Heller

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Robert Schwabauer © Volker Heller

Allendorf (vh). Robert Schwabauer feiert am heutigen Freitag in der Allendorfer Friedhofstraße 19 C seinen 90. Geburtstag. Wie er einst aus dem Einzugsgebiet der Wolga ins beschauliche Lumdatal kam, ist eine Sache für sich. Seine Ehefrau Sophie meint jedenfalls: »Darüber könnte man ein Buch schreiben.«

Schwabauer wurde am 26. Mai 1933 in der Ortschaft Balzer geboren. Mit Hitlers Angriffskrieg im Juni 1941 auf die Sowjetunion hatte man als Deutschstämmiger freilich schlechte Karten. Monate später folgte bereits die von Stalin angeordnete Deportation nach Sibirien. Auch Schwabauers Familie war davon betroffen. Gerade mal zwei Jahre hatte der Junge die Grundschule besuchen können. Im Großraum Nowosibirsk angekommen, wohnten sie zunächst in einer Holzhaussiedlung. Später folgte der Umzug in eine Stadtwohnung. Die Männer der Deportierten, so sein Vater, verrichteten Zwangsarbeit in Kohlgruben. Der Jugendliche Schwabauer nagelte Transportkisten aus Holz für Munition zusammen. Ab 1949 arbeitete er als angelernter Schlosser, brachte es bis zum Einrichter. 1958 heiratete Schwabauer. Drei Kinder kamen zur Welt. 1989 gab es erfolglose Bestrebungen die abgeschaffte Autonome Republik wiederherzustellen. Da die wirtschaftliche Lage sich verschlechterte, 1990 Kohl und Gorbatschow über die deutsche Wiedervereinigung sprachen, gab es nun für Schwabauer und seine Familie kein Halten mehr. Über das Aufnahmelager in Gießen kamen sie schließlich nach Allendorf/Lumda. In seiner Freizeit hatte der rüstige Rentner immer viel gelesen und Ziehharmonika gespielt. Noch vor fünf Jahren hat er Bibelstunden in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde bei sich um die Ecke gehalten. FOTO: VH

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