Nicht nachlassen im Kampf gegen rechts
Allendorf/Lollar/Rabenau/Staufenberg (pm). Hassbotschaften an Laternen und Verkehrsschildern sind in Daubringen, Staufenberg und Lollar keine Seltenheit: Immer wieder finden sich dort seit Ende 2022 solche gummierten Papieraufkleber (»Spuckis«) als Symbole einer demokratiefeindlichen Haltung von Rechtsextremen. Mit Sorge registriert werden sie vom »Netzwerk für Demokratie und Toleranz im Lumdatal«, das seit nunmehr zehn Jahren existiert.
Rückblick: 2012/2013 erhielt eine Familie in Nordeck Bedrohungen mit fremdenfeindlichem Hintergrund, es gab Schmierereien auf jüdischen Friedhöfen und »Spuckis« an Häusern, deren Bewohner sich gegen rechte Umtriebe engagiert hatten. Schon im November 2012 hatte die Grün-Alternative Liste (GAL) in Staufenberg die Idee, ein Netzwerk gegen rechts zu gründen. Gemeinsam mit engagierten Gleichgesinnten aus Allendorf und der Rabenau bildete man aus einem bereits bestehenden »runden Tisch« das »Netzwerk für Demokratie und Toleranz« im Lumdatal.
Zielgruppe: junge Erwachsene
Positiv aufgenommen wurde der überparteiliche und konfessionell ungebundene Zusammenschluss auch vom Staufenberger Stadtparlament in dessen Sitzung am 25. April 2013. Seither wird das Netzwerk von professionellen Mitarbeitern des »beratungsNetzwerk Hessen«, Mitarbeitern der hessischen Polizei und des Staatsschutzes fachlich begleitet und beraten.
Im Gründungsjahr unterschrieben allein in Staufenberg 43 Vereine, Parteien und Kirchen einen Leitfaden, der sich auf die Grundpfeiler der liberalen Demokratie stützt. Bereits am 17. Mai 2013 organisierte das Netzwerk zusammen mit weiteren Engagierten aus den Lumdatal-Kommunen in Allendorf eine Kundgebung, die sehr gut besucht wurde.
Hintergrund war, dass die Bürgermeisterin, deren Angehörige und eine weitere Familie von Rechtsextremisten bedroht worden waren. Vor allem durch eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit und die Präsenz der Polizei mitsamt der Arbeit des Staatsschutzes war danach für eine Weile Ruhe.
Das Netzwerk zielt in seinen Aktivitäten darauf ab, Demokratie zu stärken. Eine wichtige Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene. 2016 planten die Bürgermeister von Allendorf, Lollar, Rabenau und Staufenberg daher gemeinsam mit dem städtischen Jugendbeauftragten in Staufenberg sowie dem Orga-Team des Netzwerks den Beitritt zum Bundesprogramm »Demokratie leben«. Seitdem ist das Lumdatal mit diesen vier Kommunen Teil des Programms und fungiert unter dem Namen »Dabei Sein« (www.dabeisein-lahntäler. de). 2020 kamen mit Reiskirchen und Buseck zwei weitere Gemeinden hinzu.
Heute gibt es eine gewählte Jugendvertretung und einen mehrheitlich ehrenamtlich besetzten Beirat. Bisher fanden viele interkulturelle Sport- und breit gefächerte Kulturveranstaltungen statt. Dass die Arbeit des Netzwerks weiter erforderlich ist, beweisen etwa eingangs genannte »Spuckis«. Das Kollegium der Clemens-Brentano-Europaschule arbeitet in enger Verzahnung mit dem Netzwerk und dem Demokratie-Projekt »Dabei Sein«; immer wieder wird das Thema im Unterricht und in AGs kritisch besprochen.
Alle, die solche Botschaften auffinden, werden gebeten, diese der Polizei zu melden. Im Netzwerk ist man der festen Überzeugung: »Unsere Demokratie, unsere Freiheit und unser friedliches Zusammenleben sind es wert, für sie einzustehen und sie zu verteidigen - gegen Hass und menschenfeindliche Ausgrenzungen.«