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Nachschub für den Straßenbau

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Von: Volker Heller

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Vom Felsbrocken zum Schotter: Ortstermin mit Bürgermeister Thomas Benz im Basaltsteinbruch. © Volker Heller

Allendorf (vh). Moderne Zeiten durch digitale Technik sind auch im Basalt-Steinbruch der Firma Nickel eingekehrt. In der Reihe »Rundgänge mit dem Bürgermeister« kamen kürzlich 30 Besucher zum Treffpunkt am alten Wiegehäuschen. Rathauschef Thomas Benz freute sich, dass das vom Betreiber vorgegebene Besuchergruppenkontingent somit voll ausgeschöpft war.

Warnwesten und Schutzhelme sind im Steinbruch Pflicht. Nachdem alle damit ausgerüstet waren, begrüßte Geschäftsführer Uwe Hank die Gäste und stellte ihnen Betriebsleiter Jan Engel und Mitarbeiter Klaus Alexander vor. »Die vergangenen sechs Jahre waren ereignisreich«, sagte Hank.

Heimat für den Uhu

Im Herbst 2020 sei der Pachtvertrag mit der Stadt Allendorf verlängert worden (bis 2050). Das Gelände habe man hangseitig neu eingezäunt. Ein Fußgängerweg führe nun vom Totenhäuser Weg auf den Totenberg, wo ein Aussichtspunkt entstanden sei. Von diesem höchsten Punkt des Steinbruchgeländes sind es 120 Meter bis zur Sohle. Vertreter der örtlichen NABU-Gruppe mit Hans-Erich Wissner kümmern sich um den hier brütenden Uhu. Insgesamt 39 Junge sind bisher geschlüpft. Das Gelände zählt zum EU-Vogelschutzgebiet »Steinbrüche in Mittelhessen«. Sprengungen werden auf die jeweiligen Brutplätze (April bis Juli) abgestimmt.

Die historische Schotterbrechanlage ist stillgelegt worden. Hank erklärte, wie man heute rationell arbeitet. Es würden Sprengpläne erstellt, die betreffenden Wände mit einem GPS-gestützten Laser eingescannt. Dann rücke die Bohrmaschine an und erstelle die zuvor berechneten Spreng-löcher. Der Sprengstoff werde in zwei Komponenten geliefert. Durch das Zusammenführen vor Ort entstehe das verwertbare Gemisch. Im Falle einer Fehlzündung zerstöre sich jede Sprengkapsel sofort selber, so Hank. Blindgänger gebe es daher keine. Die Detonation sei kaum mehr zu hören. Es werde auch nicht ständig gesprengt, sondern kampagnenweise. Eine Woche rumpelt es, dann liegt Material für bis zu vier Wochen bereit.

Eine mobile Brecheranlage fährt dann so nah wie möglich an den Abbruch heran. Die Radlader haben eine geeichte Waage an Bord, sodass kein Lkw mehr auf die stationäre Wage an der stillgelegten Schotterbrechanlage fahren muss. Wiegedaten würden per GMS (Handyfunk) übermittelt, 100 000 Tonnen jährlich abgebaut, verriet Hank. Wegen der unregelmäßigen Gesteinsschichten reiche die Qualität nicht zur Betonherstellung. Man verkaufe qualifizierte Gemische für den Straßenbau und zum Frostschutz. Der Lieferradius beträgt 20 Kilometer.

Schutz vor Hochwasser

Jan-Philipp Körber, der stellvertretende Geschäftsführer des Zweckverbands Lollar-Staufenberg (ZLS), erläuterte ausführlich und gekonnt die recht komplexe Ausführung des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) Treis. Das beginnt schon mit der Zuständigkeit: Eigentlich sei das der Wasserverband Lumdatal. Weil jedoch das HRB Odenhausen wasserrechtlich als Talsperre geführt werde, benötige der Verband einen Bauingenieur. Die Verbandskommunen hätten indes nur Bürgermeister aufzubieten. Er, Körber, sei Bauingenieur. Somit sei der Verband »aus dem Schneider« und der ZLS »mit im Boot«.

Körber kannte sämtliche Einzelheiten aus dem Effeff, dass man meinen konnte, er sei Bauleiter von Faber & Schnepp, der ausführenden Firma. Der 190 Meter lange und am höchsten Punkt 1,80 Meter hohe Damm werde nicht höher sein als die Landesstraße. Dort entlang werde zusätzlich ein Abschottungsdamm errichtet. Von einer Fläche von 100 Quadratkilometern im Umkreis könne das neue HRB Wasser aufnehmen.

Der Rückstau flute 15 Hektar und erreiche weder das Allendorfer Klärwerk, noch die Kleinmühle. Ende November werde noch das Durchlassbauwerk entstehen. Dafür seien 26 Lkw-Fahrten geplant.

Wenn der Damm an die Reihe komme (2024), würden 130 00 Kubikmeter Material benötigt. Die passten auf 650 Muldenkipper.

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