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Förster in Allendorf/Lumda beklagt Mäuseplage im Wald

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Von: red Redaktion

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Unter einem Eichenaltbestand wachsen Jungpflanzen. Ein Holzlattenzaun schützt vor dem Abknabbern durch Rehwild. Gegen Mäuse hilft er nicht. © Volker Heller

Ärger mit Borkenkäfern oder Trockenheit im Wald sind bekannt. In Allendorf/Lumda tauchte jetzt ein neues Problem auf: Mäuse knabbern auf der Suche nach Nahrung junge Bäume an.

Die Probleme in den heimischen Wäldern nehmen nicht ab. Als ob Windwurf, Borkenkäfer, Trockenheit und Hitze nicht schon genug wären, kündigt sich jetzt auch noch eine Mäuseplage an. Dem Allendorfer Finanzausschuss berichtete Revierförster Thomas Kremberg über den aktuellen Forstwirtschaftsplan. Ausgerechnet die kleinsten Säugetiere im Wald machen dort die größten Probleme - und zwar auf den Kulturflächen.

Größere Freiflächen werden oftmals gemulcht, damit die frischen Bäume nach dem Pflanzen bessere Wuchsbedingungen vorfinden. So eine Fläche ist zwar sauber, aber den Mäusen fehlt es dort an Nahrung, sodass die Nager fast zwangsläufig die Bäumchen anknabbern.

Kalkulation für die Holzernte

Kremberg erläuterte die Zusammenhänge. Es gebe bei den Buchen und Eichen aktuell ein so genanntes Mastjahr. Dadurch hätten sich etwa die Mäuse vermehrt. Vor allem die Jungmäuse fänden auf den Freiflächen keine andere Nahrung mehr.

Je nach Mäuseart wird die Wurzel abgefressen oder die Rinde. Er stecke nun in einem Dilemma, so der Förster. Weil die Flächenaufforstung mit Zuschüssen bedacht worden sei, müsse er nun zehn Jahre lang nachweisen, dass man alles dafür tut, die jungen Bäume durchzubringen. Das werde sogar kontrolliert. So ungern er zum letzten Mittel greife, komme man nicht umhin, wenigstens auf einigen Flächen Giftköder auszulegen.

Dieses Jahr werde die Forsteinrichtung fortgeführt, also die etwa ein Jahr dauernde Inventur des Waldes mit der nachfolgenden Zehn-Jahres-Kalkulation für die Holzernte. Sandra Henneberg (Grüne): »Ich plädiere nach wie vor dafür, dass wir eine große Wende hinlegen, den Wald sich selbst überlassen«. Dem Wald fehle es an Biomasse, er brauche eine Erholzeit.

Ihres Wissens werde das Bundeswaldgesetz soeben überarbeitet. Allendorf solle sich um Förderprogramme kümmern, etwa »Klima angepasstes Waldmanagement«. Henneberg sprach sich für das Favorisieren von Naturverjüngung aus. »Beim Pflanzen wissen wir nicht, was durchkommt«.

Sie fragte den Förster, wie es denn den bisher gesetzten Jungpflanzen gehe. Kremberg sagte, Eiche und Tanne könnten bei Trockenschäden aber nochmal austreiben. Bei der Tanne gebe es wohl einige Ausfälle. Für die Nachbesserung könne er wiederum Fördergeld beantragen.

Noch dieses Jahr soll eine zweite Stelle für einen Waldarbeiter ausgeschrieben werden. Kremberg: »Der Markt ist aber leer gefegt«. Ohne eigenes Personal müssten Unternehmer ran, wie jetzt vor allem auf den Kulturflächen (Pflanzen und Freischneiden). »Arbeit ist genug da«, so Kremberg.

Alte Buchen, deren Krone Trockenäste zeige und der Stamm entsprechende Schäden, lasse er als Habitatbäume stehen. Stünden kaputte Bäume entlang von Wegen, müssten sie aus Sicherungsgründen freilich weg.

Henneberg wusste vom heimischen Interessentenwald, wo die Eigentümer vermehrt nur noch wertvollere Einzelstämme schlügen und schwarze Zahlen schrieben. Der Gemeindewald verursache nur Defizit, heuer sind es 133 000 Euro. Kremberg meinte, der reguläre Einschlag finde ohnehin nicht mehr statt, angesichts von Kalamitätsholz, erst bei der Fichte, jetzt Buche.

Ulrich Krieb (CDU) sagte, »auf Waldwirtschaft zu verzichten, dem kann ich nicht ganz folgen«. Der Stadtwald solle weiterhin Holzlieferant sein: »Die Bauwirtschaft braucht Nadelholz«.

Brunhilde Trenz (BfA/FDP) informierte, die Unternehmer kämen bei jedem Wetter und ruinierten dabei die Waldwege (Holzrücken).

Der Finanzausschuss lehnte den vorliegenden Forstwirtschaftsplan 2023 ab.

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