Blockheizkraftwerk statt Erdwärme

Allendorf (jwr). Rund 55 Wohneinheiten sollen im Baugebiet »Auf der Hege II« im Norden von Allendorf/Lumda entstehen, nun steht ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Umsetzung an: Bei einem Termin im Rathaus haben Vertreter der Stadt, der eigens gegründeten Projektentwicklungsgesellschaft »Hege II« und der Stadtwerke Gießen (SWG) am Montag den »Wärmeliefervertrag« unterzeichnet und über die geplante Energieversorgung für das Areal informiert.
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft und der Stadt, auch vertreten durch Klimaschutzmanager Felix Jung, habe man verschiedene Modelle durchgerechnet und schließlich eine »ideale Lösung gefunden«, sagte Matthias Funk, Technischer Vorstand der SWG. Geplant sei eine Wärmeversorgung für das gesamte Baugebiet. Konkret wollen die Stadtwerke zwei unterirdisch angelegte Holzpelletkessel sowie ein Blockheizkraftwerk (BHKW) errichten.
Das Kraftwerk wird, wie SWG-Projektverantwortlicher Thimo Rieger bei dem Termin erläuterte, mit Flüssiggas betrieben und soll »relativ geringe Grundwärme liefern«, etwa für die Warmwasserbereitung. Die elektrische Leistung liegt demnach bei fünf Kilowatt (kW), die thermische bei gut 12 kW. Laut Michael Lotz (Projektentwicklungsgesellschaft) soll das BHWK in einem der insgesamt vier Mehrfamilienhäuser installiert werden, »man wird es von außen nicht sehen können«.
Das kombinierte Konzept zielt laut den Projektpartnern auch auf Effizienz, Ökologie und Nachhaltigkeit ab - Anforderungen, die auch von Bauherren zunehmend nachgefragt werden, nicht zuletzt mit Blick auf Fördermittel. Rieger: »Aktuell gehen wir davon aus, dass wir rund 84 Prozent des Wärmebedarfs mit regenerativer Energie, also CO2-neutral decken.«
CO2-Ausstoß als wichtiger Faktor
Laut SWG liegt der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, verglichen mit einer nur auf Erdgas basierenden Wärmeerzeugung, bei etwa einem Fünftel. Auch gegenüber effizienten elektrischen Wärmepumpen stehe man diesbezüglich im neuen Baugebiet besser da. Nicht zuletzt brauchten die einzelnen Gebäude keine eigenen Heizungen und Schornsteine mehr. Die Wartungs- und Instandsetzungkosten würden »relativ gering« ausfallen. Gleiches gilt laut den Stadtwerken für die Betriebskosten.
Eine weitere Option für die Wärmeversorgung wäre, wie es am Montag hieß, dagegen nicht umsetzbar: Im Rahmen des Bauleitverfahrens habe der Kreis-Fachdienst Wasser- und Bodenschutz in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass das Areal für die Nutzung von Erdwärme aus hydrogeologischer Sicht ungünstig sei, so fiel die Wahl letztlich auf das BHKW.
Lotz verwies auf die längere Diskussion um das Baugebiet, auch mit Blick auf die Wärmeversorgung. »Ich freue mich, dass es nun richtig Fahrt aufnimmt«, sagte Bürgermeister Thomas Benz. Der weitere Plan: Der Satzungsbeschluss soll im Frühjahr kommen, anschließend könnten im Sommer die Tiefbauarbeiten beginnen. Dann kann laut Lotz zunächst das Mehrfamilienhaus mit dem BHKW errichtet werden, die ersten Häuslebauer könnten ab Ende 2023 loslegen. Vorgesehen sind neben den vier Mehrfamilienhäusern (dreimal mit fünf, einmal mit zehn Wohneinheiten) auch 19 Ein- bis Zweifamilienhäuser sowie 16 Doppelhaushälften.
Die Nachfrage ist enorm: Laut Benz gibt es rund 70 Bewerber für gut 30 Bauplätze, sie kommen gemäß einem Punktesystem zum Zug. Benz: »Ich bekomme immer noch Anfragen, die Leute fragen auch schon nach Baulücken im Ort.«