75 Unternehmen haben Interesse

Nach langem Rechtsstreit soll im Oktober die Erschließung des Gewerbegebiets im Garbenteicher Osten beginnen. Trotz gestiegener Baukosten gibt es viele Interessenten. Im Ortsbeirat stand Daniel Beitlich vom Investor Revikon zum Projekt Rede und Antwort.
Wir haben uns an alles gehalten und erfüllt, was wir in den Verträgen vereinbart haben«, versicherte Daniel Beitlich, Geschäftsführer der Revikon GmbH. Immer noch entzweit das geplante Gewerbegebiet im Osten Garbenteichs die Gemüter. Auf der Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend schilderte Beitlich den aktuellen Sachstand und stellte sich Fragen zum Projekt.
Durch eine Klage des NABU und der Bürgerinitiative Garbenteich vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel wurden die Zeitpläne für die Entwicklung des Areals über den Haufen geworfen. »Ursprünglich wollten wir im Oktober letzten Jahres beginnen - dies hat sich jetzt um ein volles Jahr verschoben«, sagte Beitlich. Nun soll es ab Anfang Oktober losgehen.
Insgesamt 75 Unternehmen haben bisher konkretes Interesse angemeldet und würden sich im neuen Gewerbegebiet niederlassen wollen, sagte Beitlich. Ein Großteil der Interessenten seien »lokale Firmen aus Pohlheim, dem Landkreis Gießen und aus benachbarten Landkreisen«. Durch die Verzögerungen seien zwei große Unternehmen mittlerweile abgesprungen, sagte Beitlich. Diese hätten potenziell hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen.
Ein weiterer Nachteil, den die Verzögerung mit sich bringt, seien die extrem gestiegenen Kosten für Baustoffe. Manche Materialien seien nicht verfügbar. Dennoch gebe es viele Bauwillige. Beitlich diagnostizierte als eine Ursache den generellen Mangel an Gewerbeflächen im Landkreis.
Zum großen Streitpunkt Naturschutz und Ausgleich gab Beitlich ein Update. Demnach erbringe Revikon bereits Maßnahmen zum Naturschutz. »Beispielsweise haben wir bereits Ausgleichsflächen angelegt und uns dazu verpflichtet, sie mindestens 30 Jahre lang zu pflegen«, erklärte Beitlich. Da ein Ausgleich für Eingriffe in die Natur allerdings so lange bestehen bleiben muss, wie das Gebäude später steht, ist dieser Zeitrahmen relativ kurz.
In puncto Wärme- und Energieversorgung soll das neue Baugebiet den modernsten Standards und Konzepten unterliegen. »Wir streben einen Energieaustausch an, indem sowohl Gas und Öl als auch erneuerbare Energiequellen zum Heizen der Gebäude verwendet werden.« Der regenerative Teil der Wärme soll demnach durch ein zentrales Wärmesystem gestellt werden, das durch Fernwärme versorgt wird. Auf Nachfrage von Michaela Schöffmann (Grüne), ob das neue Gewerbegebiet CO2-neutral sei, antwortete Beitlich, dass »dies angestrebt sei und durchgesetzt wird«. Um dies zu garantieren, soll großflächig auf eine Energieversorgung mit Fotovoltaikanlagen gesetzt werden. Dabei werde nicht nur das gesetzliche Mindestmaß erfüllt. »Unsere Kunden setzten proaktiv auf Solarkraft und wollen PV-Anlagen auf ihren Dächer verbauen«, berichtete Beitlich aus den Gesprächen mit den interessierten Unternehmen.
»Wie wollen sie eigentlich den Lärmschutz angehen?«, fragte Schöffmann nach. Das Konzept der Firma sehe vor, dass sowohl ein Grünstreifen als auch die Unternehmensgebäude den Lärm der angrenztenen A5 eindämmen und für das Mischgebiet reduzieren. »Auch ist es konzeptioniert, dass die Häuserrücken und Parkplätze der Wohnhäuser nach Osten zeigen«, erklärte Beitlich. Dies soll ebenfalls die Lärmbelastung in den Innenräumen reduzieren.
Peter Alexander (SPD) fügte die Frage hinzu, ob weitere Maßnahmen an der A5, wie eine Lärmschutzmauer oder eine Aufforstung möglich seien. Beides wies Beitlich zurück, da der Firma Revikon »das Stück Land an der A5 nicht gehört« und »der Bund für Arbeiten an Autobahnen verantwortlich ist«.
Der Garbenteicher Ortsvorsteher Karsten Becker wollte wissen, wie die Garbenteicher für die durch das neue Gewerbegebiet entstehenden Belastungen entlastet werden. Beitlich antwortete, dass er und seine Firma alle vertraglichen Vorgaben erfüllt haben. »Obendrein finanzieren wir für das Gebiet einen Fahrradweg und eine Fahrradbrücke.«
Beitlich zeigte sich für Nachfragen und Vorschläge aus den Besucherreihen offen. So versprach er beispielsweise einem Bürger, der sich besorgt zeigte, dass durch den vermehrten Verkehr auch mehr Lärm aufkomme, in den Gesprächen mit Hessen Mobil über eine Geschwindigkeitsbegrenzung in den betroffenen Straßen zu sprechen. Beitlich versicherte dem Publikum: »Wenn Sie Bedenken haben oder ein Anliegen, können Sie immer auf uns zukommen.«