Zwischen Stabilität und Vorsicht
Nürnberg/Frankfurt/Gießen - Zu Jahresbeginn ist die Zahl der Arbeitslosen im Bund wie auch in Hessen gestiegen. Die Chefin der Bundesagentur erkennt weiterhin Unsicherheiten, spricht aber von einer stabilen Lage. Dass die Zahl der Arbeitslosen im Januar bundesweit zulegte, liegt nach Angaben der Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, vor allem an der Jahreszeit:
Wetterbedingt könne im Winter in einigen Branchen weniger gearbeitet werden, zwischen den Jahren würden auch weniger Menschen neu eingestellt, sagte Nahles gestern in Nürnberg. Im ersten Monat des Jahres waren 2,616 Millionen Menschen ohne Job, 162 000 mehr als im Dezember und 154 000 mehr als im Januar 2022. Die Arbeitslosenquote stieg von Dezember 2022 auf Januar 2023 um 0,3 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Berücksichtigt wurden Daten bis zum 12. Januar. »Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar«, sagte Nahles weiter. Zum Beispiel stagniere die Nachfrage nach Arbeitskräften. Es sei eine gewisse Vorsicht bei den Unternehmen zu bemerken.
Arbeitssuchende Ukraine-Flüchtlinge
Der hessische Arbeitsmarkt startete ebenfalls mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen ins Jahr. Zusätzlich wirkte sich der weitere Zugang ukrainischer Flüchtlinge in das Bürgergeld - vormals ALG II - auf den hessischen Arbeitsmarkt aus. Mit rund 178 700 arbeitslosen Menschen und einer Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent liegt der Januar 2023 über dem Wert des Vorjahres. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote bei 4,8 Prozent, vor einem Monat bei 4,9 Prozent.
Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion, sieht zwei Effekte: »Wie in jedem Januar haben wir durch den Winter einen Rückgang der Beschäftigung.« Zum anderen gebe es seit Mai 2022 einen steten Zuwachs ukrainischer Flüchtlinge in den Jobcentern. Aktuell stellten sich rund 16 200 Ukrainerinnen und Ukrainer dem hessischen Arbeitsmarkt zur Verfügung und gelten somit als arbeitslos. Die Zahl der arbeitsuchenden Ukrainer und Ukrainerinnen liegt mit etwa 28 600 Personen allerdings deutlich höher. Nicht alle stehen jedoch schon jetzt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung: Momentan befänden sich etwa 9000 Personen in Integrationskursen, um Deutsch zu lernen, sagt Martin. Etwa 2200 konnten eine Beschäftigung aufnehmen, suchen jedoch weiter. Auch die Betreuung von Kindern oder Erkrankungen können Gründe sein, warum eine Beschäftigungsaufnahme nicht sofort möglich sei. Dass trotz aller Hindernisse eine Integration in den Arbeitsmarkt gelinge, zeige die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Im Januar belief sich ihre Zahl auf 7696, somit um 73,6 Prozent (3263) höher als im Vorjahr.
In unserer Region ließ sich der gleiche Trend wie in Bund und Land beobachten. Zum Bezirk der Arbeitsagentur Gießen gehören der Landkreis Gießen, der Vogelsbergkreis und der Wetteraukreis. 17 668 Personen waren hier im Januar als erwerbslos registriert. Das waren 1000 Personen mehr als im Vormonat Dezember und 1115 Personen mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 auf 4,7 Prozent. Im Januar 2022 lag die Quote bei 4,4 Prozent.
Weniger offene Stellen gemeldet
»Der deutliche Anstieg der Erwerbslosigkeit ist im Monat Januar üblich, auch wenn dieser stärker ausfiel im Vergleich zum Vorjahr«, kommentiert Eckart Schäfer, Leiter der Arbeitsagentur Gießen. Die Anzahl der im Januar gemeldeten offenen Arbeitsstellen sei leicht zurückgegangen und habe damit deutlich unter dem Vorjahresniveau gelegen.
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (nach dem Sozialgesetzbuch III; Arbeitsagentur) ist die Zahl der Arbeitslosen gestiegen. Die Zahl der Gemeldeten in den Jobcentern Gießen und Wetterau (nach dem Sozialgesetzbuch II) steig ebenfalls.
Bei der Arbeitsagentur Gießen (und den Geschäftsstellen in Bad Vilbel, Büdingen, Friedberg und Lauterbach) waren im Januar 6352 Personen arbeitslos gemeldet, 665 mehr im Vergleich zum Vormonat Dezember. Im Vorjahr waren 191 Personen weniger registriert. Die Zahl der in den Jobcentern geführten Erwerbslosen stieg um 335 Personen auf nun 11 316. Ein Jahr zuvor wurden dort 924 Personen weniger geführt.
Im Kreis Gießen waren im Januar 7937 Personen arbeitslos gemeldet, 419 mehr im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahr waren 182 Personen weniger gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,1 auf 5,4 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 5,2 Prozent.
Im Wetteraukreis ist die Zahl der Erwerbslosen um 445 Personen auf 7208 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren damals 517 Arbeitslose weniger registriert. Die Arbeitslosenquote stieg von 4 auf 4,3 Prozent. Im Januar 2022 lag sie bei 3,9 Prozent.
Im Vogelsbergkreis waren im abgelaufenen Monat 2523 Personen erwerbslos gemeldet, 136 Personen mehr im Vergleich zum Vormonat. Im Januar des Vorjahres waren 416 Personen weniger registriert. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 auf 4,4 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote bei 3,7 Prozent. dpa/pi/pm