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Zurück in die Neunziger

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Endlich Realität: Museumsleiter Alex Azary steht in Deutschlands erstem Museum für elektronische Musik (MOMEM) neben einer Leuchtinstallation, die auf Geräusche reagiert, und den Buchstaben »Electrica Salsa«, einer Single, an der DJ-Legende Sven Väth maßgeblich mitgewirkt hat. Nach jahrelangem Warten öffnete das MOMEM gestern seine Türen. © DPA Deutsche Presseagentur

Mit seinen schwarzen Wänden und den vielen Lichtinstallationen erinnert das deutschlandweit erste Museum für elektronische Musik an einen Club. Dort soll jedoch nicht nur mit nostalgischem Blick in die Vergangenheit geschaut werden.

Sie sind mehrmals mit DJ-Legende Sven Väth um die Welt gereist, nun stehen die vielen Schallplatten ordentlich in Regalen aufgereiht im deutschlandweit ersten Museum für elektronische Musik in Frankfurt. »Das sind so um die 20 000«, erzählt Alex Azary, Leiter dieses seit langen Jahren geplanten Museums of Modern Electronic Music (MOMEM), anlässlich des Eröffnungstags am gestrigen Mittwoch.

Das Thema der ersten Ausstellung lag nahe, sie ist dem Frankfurter DJ Väth gewidmet. Kuratiert wurde sie vom Frankfurter Installationskünstler und Städelschul-Professor Tobias Rehberger. Der heute 57-jährige Väth prägte mit seinen Frankfurter Clubs »Omen« und »Cocoon« einst die Szene, die Mainmetropole galt damals in den 1990er Jahren als die Techno-Hochburg.

Museum als lebendiger Ort

Das Techno-Museum soll kein typisches Museum sein, wie Azary betont. »In ein Museum gehe ich vielleicht zweimal im Jahr. Aber das MOMEM soll wie ein Club funktionieren, in den die Leute jede Woche kommen«, erzählt er. Ihm schwebe ein »lebendiger Ort« vor, an dem es nicht nur um die Retrospektive, sondern auch um aktuelle Entwicklungen gehe. Dafür sorgen sollen in dem Museum mitten in der City zum Beispiel Filmabende, Workshops und Diskussionen. Und natürlich wird auch aufgelegt, zum Beispiel wenn Künstler ihre neuen Alben vorstellen. Allerdings macht das MOMEM bereits zu, wenn Clubs aufmachen: Geöffnet wird am Nachmittag, um 22 Uhr ist Schluss.

Der Weg zum Momem war äußerst mühsam, lange ging es kaum bis gar nicht voran. Bereits 2011 war die Idee entstanden. 2015 verkündete die Stadt anlässlich der Musikmesse die geplante Gründung, das Jahr 2017 war für die Eröffnung angepeilt. Doch bis dahin war noch nicht einmal ein passender Ort gefunden worden. Schließlich fand sich mit dem ehemaligen Kindermuseum die passende Location, es folgten jedoch Streitereien um die Finanzierung. Und dann kam auch noch Corona.

Auch im Vorfeld der Eröffnung des Museums mit seiner rund 500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche lief nicht alles glatt. Ursprünglich hatte vor dem MOMEM gefeiert werden sollen, der von Treppenabgängen gesäumte tiefer liegende Platz - in Frankfurt »das Loch« genannt - wäre der perfekte Ort für eine Techno-Party gewesen.

»Da oben könnte der DJ stehen, da unten würde getanzt«, zeigt Azary mit etwas Wehmut in der Stimme, wie er sich die Eröffnungsparty auf dem Vorplatz zum Museum vorgestellt hatte. »Das wäre klein und sympathisch gewesen.« Doch dafür gab es keine Genehmigung, und so wurde die Party weg von der Zwischenebene nach oben verlegt. Mit der Folge, dass die Veranstalter unter anderem noch schnell eine Bühne organisieren mussten. Bereits am Nachmittag wurde gefeiert. Der Höhepunkt war jedoch für den späten Abend geplant, wenn Väth persönlich an den Plattentellern steht.

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