Wildtulpen gegen Winterblues

Frankfurt - Vom zarten Rosa über Gelb hin zu Knallrot - Tausende Tulpen, Narzissen, Krokusse, Hyazinthen und Primeln blühen bereits. Okay, der Frühling ist nicht draußen, sondern in der Galerie im Frankfurter Palmengarten.
Aber diese Blumen im Palmengarten machen die Welt plötzlich viel bunter und fröhlicher. Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) sagt bei der Eröffnung: »Willkommen im Frühling. Obwohl draußen unsere Nasen noch kalt sind und es eigentlich noch gar nicht Frühling ist.« Denn eigentlich geht es erst in ein paar Wochen los: Am 20. März ist der kalendarische Frühlingsbeginn. Damit aber die Frühblüher pünktlich im Februar blühen, wurde den Blumenzwiebeln bereits im September der Winter vorgespielt. Rund 50 000 Blumenzwiebeln wurden im Kühlhaus gelagert und bei fünf Grad mit einer Verdunklungsfolie verhüllt.
Erst im Januar bekamen sie wieder Licht und dann auch Wärme bei 20 bis 22 Grad im Gewächshaus. »So wird der Frühling künstlich erzeugt. Später werden sie wieder etwas kühl gehalten, sonst würden sie vorzeitig verblühen«, betont Jonas Glaser, Gärtnermeister und Chef fürs Freiland im Palmengarten.
Drei Wochen benötigen die Gärtnerinnen und Gärtner, damit die Galerie eine »wildromantische Frühlingslandschaft« wird. Acht Paletten Steine wurden transportiert, tonnenweise Erde bewegt, und die vielen Blumen gesetzt. Wichtig sei dabei auch der Nachhaltigkeitsgedanke, so Glaser. Die Gärtnerei wähle bewusst bestimmte Sorten aus. So dass der Großteil der Blumenzwiebeln eben nach Ende der Ausstellung auf den Wiesen und Beeten des Palmengartens ausgepflanzt werden kann, damit sie dort im nächsten Jahr austreiben und dann im Freien blühen. Die Wildtulpen eigneten sich besonders gut dafür.
Der Frostschutz der Schneeglöckchen
Ein Lageplan zeigt, an welchen Stellen draußen im Palmengarten bereits jetzt Frühjahrsblumen wie Schneeglöckchen zu finden sind. »Es geht auch draußen langsam los. Der Erstfrühling hat begonnen«, sagt Hilke Steinecke, Botanikerin im Palmengarten. Schon vorab riefen Leute an und fragten: »Blühen eure Wiesen schon?« Steinecke steht unweit der Wiese mit Schneeglöckchen, die auch überleben, wenn es jetzt noch schneien sollte. »Im Französischen heißen sie ›Schneedurchstecher‹ (perce-neige).« Das passt, denn sie hätten ihr eigenes Frostschutzmittel entwickelt: Sie lagerten in ihren Zellen vermehrt zuckerhaltige Substanzen ein, dadurch »frieren die Zellen nicht, und das Gewebe platzt nicht«, so Steinecke.
Als Nächstes bleibt Steinecker unweit der über 150 Jahre alten Buche, die älter ist als der Palmengarten selbst, stehen. Dort blühen auf der schattigen Wiese bereits die Winterlinge. Auch erste Krokusse und das pinke Vorfrühlings-Alpenveilchen gibt es schon draußen zu sehen.
Die gelbe Zaubernuss, die im Palmengarten aus Asien kommt, gehört ebenfalls zu den Frühjahrsblühern und hilft in Cremes gegen Entzündungen. Und: »Sie hat einen süßlichen Geruch, sodass selbst Hummeln, die ja kurzsichtig sind, durch ihren Duft angelockt werden«, erzählt Steinecke. Kathrin Rosendorff