Wenn Bars hoch hinaus wollen

Frankfurts Skyline ist berühmt: Kein Wunder, dass Bars in den oberen Stockwerken viele Besucher anziehen. Aber auch auf Bodenniveau kann man in der Ausgehmetropole sehr spannende Bars entdecken.
Der Blick ist grandios: Vom 47. Stock des Hochhauses »One« im Frankfurter Europaviertel geht er über die Lichter der Großstadt bis in den Taunus. Mit einem Cocktail in der Hand sitzt der Gast im Winter hinter deckenhohen Glasscheiben, im Sommer wollen die Betreiber auch die rundum führende Terrasse bestuhlen. Nur exakt 199 Personen dürfen sich aus Sicherheitsgründen gleichzeitig in der »NFT-Skybar« aufhalten, inklusive Personal. Entsprechend lang ist am späten Abend die Schlange im Foyer des »nhow«-Hotels, zu dem die Bar im obersten Stockwerk gehört.
Hotelmanager Hermann Spatt ist wichtig, dass die Bar für alle Frankfurter und Besucher zugänglich ist. Hotelgäste hätten zwar Vorrang, »aber alle sind willkommen«, wie er betont. Einen Platz reservieren kann man nicht. Sicher rein kommen nur die wenigen Gäste, die am Eröffnungsabend ein digitales Kunstwerk gekauft haben, sogenannte NFTs. Ein Künstler hatte zu jedem der zehn eigens für die Bar kreierten »Signature-Drinks« ein NFT entworfen. Auf der Getränkekarte ein »Banksy« aus Gin, Ahornsirup und Sherry, ein Martini mit Spargel für je 16 Euro oder die alkoholfreie »Mona Lisa« mit Zitronengras, Ingwer und grünem Cardamon für zwölf Euro.
Auch designmäßig dreht sich in der Bar alles um das Thema Geld. Die Wand hinter den mit bunten Sitzkissen belegten Stufen ist mit Bitcoin-Symbolen bespannt, die Barhocker zieren Münzen, über dem - derzeit noch geschlossenen - Restaurantbereich formen runde Lämpchen ein Dollarzeichen. Jedes »nhow«-Hotel habe ein thematisches Konzept, erklärt Spatt, zu Frankfurt habe man sich naheliegenderweise für »Geld« entschieden, »aber mit einem Augenzwinkern«.
Versteckte Location auf kleinem Raum
Die »NFT Skybar« sieht sich als »Höchste Bar Deutschlands« - das scheint aber eine Frage der Definition zu sein. Die Bar im Maintower im Bankenviertel liegt eigentlich ein paar Meter und um diverse Stockwerke höher: Die Panoramabar unterhalb der Aussichtsplattform befindet sich im 53. Stock und auf 187 Metern Höhe, die »NFT-Skybar« kommt im 47. Stockwerk nur auf 185 Meter. Laut Marketingmanagerin Jenni Oettel liegt die Konkurrenz zwar zwei Meter höher, die dortige Gastronomie sei aber »nicht speziell als Bar deklariert«.
In der nach Meinung einiger Frankfurter einzigen Stadt Deutschlands mit einer vernünftigen Skyline gibt es noch weitere Bars in luftiger Höhe, etwa die »Barrel Bar« im 39. Stock des Henninger Turms in Sachsenhausen oder das »Oben« in der 15. Etage des Hochhauses »One Forty West« an der Senckenberganlage.
Höhe ist indes nicht das einzige, mit dem Frankfurter Bars punkten können. Oft sind es gerade die kleinen, versteckten Bars, die einen Besuch wert sind. Die nur wenige Plätze winzige Bar »The Tiny Cup« im Haus des veganen Sternerestaurants »Seven Swans« in der Innenstadt zum Beispiel. Betreiber Sven Riebel wurde kürzlich vom Barkeeper-Fachmagazin »Mixology« zum »Gastgeber des Jahres« gekürt. In der Bar auf nur 17 Quadratmetern: dezente Hintergrundmusik, zwei gemütliche Sitzbänke, angenehm schummriges Licht. Wohnzimmeratmosphäre und nah am Gast zu arbeiten seien seine Ziele, sagt Riebel, der die Bar 2015 eröffnet hat. Der kleine Raum erleichtere, ins Gespräch zu kommen. Ein Zwang dazu bestehe aber nicht. Maximal 18 Gäste hätten Platz. Gepflegte Trinkkultur ist das Rezept - derzeit sei Wermut gefragt. Und Cognac erlebe ein Comeback, sagt der 44-Jährige. 20 Drinks stehen auf der Karte, dazukommen Standards, die eine Bar haben müsse, wie »Whiskey Sour«.
Unter den Bars ist ein Klassiker zurück - vorübergehend: Die legendäre »Jimmy’s Bar« im Grandhotel Hessischer Hof, das Ende 2020 geschlossen wurde, ist seit Mitte Dezember wieder geöffnet. Betreiber sind Micky Rosen und Alex Urseanu - bis das Hotel wiedereröffnet wird. Die gediegene Bar gegenüber der Messe hatte jahrzehntelang nicht nur zur Buchmesse Kultstatus.