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Vormarsch der resoluten Emanzen

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Frauenpower im Anmarsch: (v. l.) Martina Waidhas, Holger Wagner, Elge Kutscher, Brigitte Martine und Angelika Hofmann. 	(gge)
Frauenpower im Anmarsch: (v. l.) Martina Waidhas, Holger Wagner, Elge Kutscher, Brigitte Martine und Angelika Hofmann. (gge) © Gerhard Gerbig

Braunfels. Geschlechterkampf, Missverständnisse und geschickt inszenierte Szenenwechsel sind die Ingredienzen des Schwanks »Frauenpower« aus der Feder des Sigmaringer Autors Bend Gombold. Die deftige Komödie ist das Herzstück der diesjährigen Theatersaison auf der Freilichtbühne in Bonbaden.

Nach verregneter Premiere am vorletzten Wochenende erlebten jetzt über 600 Besucher das Geschehen eines örtlichen Wahlkampfs, der Frauen- und Männerlager tief spaltet. Eine Frauenliste möchte für den bevorstehenden Urnengang die männliche Vorherrschaft im Gemeinderat brechen und zieht hochmotiviert in die zunächst immer aussichtsreicher erscheinende Schlacht. Klar, dass die Platzhirsche um den Bürgermeister Heinz Scholz (Wolfgang Redling) diese Offensive ausbremsen wollen und dabei – ganz wie im richtigen Leben – tief in die illegale Trickkiste greifen. Es drohen ja nicht nur der Machtverlust, sondern mit ihm die schönen Privilegien wie mehrtägige Ausflugsfahrten nach Hamburg oder Paris.

Und dann gibt es ja im Dorf noch den »Rosaroten Panther«, ein zweifelhaftes Nachtlokal, das seine Lizenz den eindeutigen Begehrlichkeiten des Gemeindevorstands verdankt. Dort belässt es die halbseidene Marylin (Evelyn Heidel-Meyer) nicht nur beim Servieren der Drinks. Beim Paul in der Kneipe »Zum Amtsgarten«, die vom Rathaus über den kurzen Dienstweg gut zu erreichen ist, reifen die Pläne. Hüben wie drüben.

Und mit ihnen nehmen auch Dynamik und Rasanz des Geschehens volle Fahrt auf. Den in Frauenkleider gesteckten Amtsinspektor Hannes Klug (Felix Waidhas) schleust die Männerriege als »U-Boot« ins feindliche Lager, um dessen Strategien auszuloten. Es kommt aber ganz anders, weil der ausgesandte Spion als Doppelagent sein eigenes Süppchen kocht und nach »Friede, Freude, Eierkuchen« eine neue politische Konstellation herstellt.

Der Stoff ist von viel Situationskomik gekennzeichnet, die Dialoge kantig, direkt, bisweilen auch schlüpfrig, mindern allerdings nicht die lebendige und heitere Note des Handlungsablaufes. Regisseurin Elge Kutscher hat das Ensemble gut eingestellt und nette Gags eingestreut. Freilich stand ihr auch ein ausnahmslos gut funktionierendes Theaterteam zur Verfügung. Wirt Paul (Holger Wagner) etwa sorgte mit vorgespielter Schwerhörigkeit für viele Heiterkeitserfolge.

Das galt auch für Elge Kutscher als resolute Krämersfrau Emma Hering, Brigitte Martine im Part der bibelfesten Gisela Keusch, Evelyn Heidel-Meyer als Bardame Marylin und das Metzgerpaar August und Gerda Scharf (Joachim Müller/Martina Waidhas). Herausragend agierten Felix Waidhas, der den Spion in Frauenkleidern verkörperte und Angelika Hofmann als Spitzenkandidatin Kunigunde Schlotterbeck. Gut zu gefallen wussten auch Wolfgang Redling (Bürgermeister), Friedel Schmidt (Peter Hering), Karl-Peter Theis (Karl Fessel) und Natalie Trost (Anni Scholz). Besondere Wertschätzung erwarb sich das Laien-Ensemble durch sein engagiertes und bei allen Freiheiten diszipliniertes Spiel, das mehrfach mit offenem Szenenapplaus bedacht wurde.

Weitere Aufführungen gibt es jeweils samstags und sonntags ab 19 Uhr am 26./27. Juli, 2./3. August, 9./10. August und am 16./17. August. Gerhard Gerbig

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