Vorbereitungen laufen schon

100 Menschen planen derzeit die künftige Streckenführung der B49 um Wetzlar herum und die provisorische Verkehrsführung für die Bauzeit. Bei den Bürgern gibt es viel Informationsbedarf.
Auch wenn noch lange nicht gebaut wird: 100 Menschen arbeiten schon an der künftigen B49 - sie planen. Neben dem Tunnel, der die Bundesstraße in Zukunft um Wetzlar herum führen soll, liegt der Fokus dabei auf der provisorischen Verkehrsführung, die ab Sperrung der Hochstraße Ende 2027 bis zur Fertigstellung der Umfahrung nötig ist. Ein Schwerpunkt ist der Westanschluss.
Vermessungen und Bohrungen rund um die Altenberger Straße werden das Fortschreiten der Planung an eben diesem Westanschluss zuerst vor Ort zeigen. Voraussichtlich 2023 wird gebohrt. Davon geht der Projektverantwortliche von Hessen Mobil, Andreas Schäfer, aus. Er hat die Aufgabe, die neue Verbindung vom Neustädter Platz zum Dalheimer Knoten (B49/277) zu planen.
Tunnelbau kostet 251 Millionen Euro
Weil Bahn und Dill überbrückt werden sollen, sind Dämme und eben Brückenbauwerke nötig. Dafür muss der Baugrund getestet, müssen Eigentumsverhältnisse ermittelt werden. »Es ist derzeit viel Grundlagenermittlung nötig, viele Gespräche, zum Beispiel mit der Bahn«, berichtet Schäfer. Im Boden verlaufende Leitungen müssen erfasst, Fauna und Flora untersucht werden. Planen muss Schäfer auch den Anschluss der Altenberger Straße an die neue Straße, denn die heutige Dillbrücke fällt weg. »Bei der Linienführung gibt es kaum Spielraum«, ergänzt Harald Mank, Planungs- und Baudezernent bei Hessen Mobil. »Aber es müssen viele Rahmenbedingungen bedacht werden.« So mache der Rückbau des Bahnübergangs in der Altenberger Straße einen Vertrag mit der Deutschen Bahn nötig. »Bau und Planung im innerstädtischen Bereich sind insgesamt wesentlich aufwendiger«, stellt Mank fest.
Das Interesse aus der Bevölkerung ist nach wie vor hoch, berichtet B49-Fachdezernentin Annett Nusch. »Wir stehen mit den Bürgerinitiativen und mit vielen Bürgern im Austausch.« Bei kaum einem Projekt habe es in einem derart frühen Stadium so viele Informationen gegeben. Allerdings sagt Nusch auch: »Wir haben den Eindruck, dass unsere Arbeit nicht immer wertgeschätzt wird.« So gebe es immer weitere, detailliertere Nachfragen, vor allem von BI-Seite. »Wir können aber nur die Informationen geben, die wir in einem solch frühen Stadium auch haben.« Wie genau ein Projekt zu welchem Zeitpunkt geplant sein müsse, sei in den Regelwerken der Straßenplanung vorgegeben.
Als Reaktion auf das Informationsbedürfnis der Bürger hat Hessen Mobil kürzlich ein Info-Papier zur Kostenermittlung veröffentlicht. Die Zahlen selbst sind nicht neu - 485 Millionen Euro würde der Neubau einer Hochstraße kosten, 450 Millionen die Dalheim-Umfahrung im Tunnel. Separat benannt werden aber auch die Vorabmaßnahmen und die einzelnen Bestandteile der Varianten. So geht Hessen Mobil von Grunderwerbskosten von 23 Millionen Euro für eine neue Hochstraße und 14 Millionen Euro für den Tunnel aus. Beim Bau einer neuen Hochstraße wird allein die Kampfmittelräumung auf zwölf Millionen Euro geschätzt. Der Erdbau würde sieben (Hochstraße) bzw. 21 Millionen Euro (Tunnel) kosten. Die Kernstücke der Varianten wären ähnlich teuer: Der Tunnel kommt auf 251 Millionen Euro, eine neue Hochstraße läge bei 235 Millionen. Bei beiden Varianten kommt der Abbruch der Hochstraße mit 15,4 Millionen Euro hinzu.
A480-Brücke wird verstärkt
Wohl gemerkt: Kostenstand dieser Zahlen ist Mai 2021. »Wenn wir heute rechnen würden, wären alle Varianten teurer«, sagt Nusch mit Blick auf allgemeine Inflation und steigende Baupreise. Bis zum Baubeginn der neuen B49 dürften die Kosten nochmals höher sein. »Wichtig ist: Wir beurteilen alle Varianten gleichermaßen, daher bleibt das Verhältnis stimmig«, so Mank.
Spätestens Ende 2027 wird die Hochstraße für den Verkehr gesperrt, eine noch längere Nutzung hat eine Gutachterin ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen ist eine Notunterstützung des kaputten Bauwerks. Die nötigen Stützen müssten auf den Bahngleisen und auf dem Gloëlknoten stehen, erklärt Nusch.
Der erste Baustein der provisorischen Verkehrsführung wird voraussichtlich im Dillfeld entstehen. Die Straße zwischen dem Gewerbegebiet und dem Kreisverkehr an der B277 wird für Begegnungsverkehr ausgebaut. Grund ist der Wegfall einer Ampel. Die B277 ist Teil der provisorischen Umfahrung, dort soll der Verkehr durch Entfall der Ampel zügiger rollen.
Ebenfalls als Vorabmaßnahme entwickelt Hessen Mobil derzeit eine Verstärkungsplanung für die Dilltalbrücke der A480 über die Hermannsteiner Straße. Auch die A480 ist Teil der Umfahrung und erhält einen Lärmschutz. Dafür und für die künftigen höheren Verkehrslasten soll die Brücke ertüchtigt werden. Bei all diesen Einzelprojekten seien rund 100 Personen im Einsatz, bei Hessen Mobil selbst sowie in externen Fachbüros, berichtet Mank. Auch die Autobahn GmbH ist involviert.