Von Chaos keine Spur

Lange Warteschlangen, aber kein Chaos: Deutschlands größter Flughafen bewältigt den großen Andrang zu Beginn der Sommerferien weitgehend reibungslos. Viele Passagiere haben vorsorglich mehr Zeit eingeplant.
Am Frankfurter Flughafen sind am ersten Wochenende der Sommerferien in mehreren Bundesländern größere Probleme ausgeblieben. In den Terminals herrsche zwar Hochbetrieb, aber bislang funktioniere alles geordnet, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport am Sonntag. Ein Sprecher der Bundespolizei berichtete von »moderaten Wartezeiten« von 20 bis 30 Minuten an den Sicherheitskontrollen: »Die Kontrollen funktionieren reibungslos, unsere Maßnahmen wie zusätzliches Personal wirken.«
Weil in gleich drei Bundesländern - Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland - am Freitag die Sommerferien begannen, hatte sich Deutschlands größter Flughafen auf großen Andrang vorbereitet. Am Wochenende wurden täglich bis zu 200000 Fluggäste erwartet. Bereits am Freitag waren es rund 180000, am Samstag zählte Fraport einer ersten Schätzung zufolge ebenfalls etwa 180000 Fluggäste. Auch Fluggesellschaften hatten sich mit zusätzlichem Personal auf das hohe Passagieraufkommen vorbereitet. Der Flugplan war vorsorglich deutlich ausgedünnt worden, so dass nicht so viele Flugzeuge wie sonst gleichzeitig abgefertigt werden mussten.
180 000 Fluggäste am Samstag
So wurde zum Beispiel zwei Reisenden aus Nordrhein-Westfalen der Flug von Düsseldorf nach Frankfurt gestrichen. Stattdessen kamen sie am Samstagmorgen mit dem Zug nach Frankfurt, um nach Vancouver fliegen zu können. Die beiden Freundinnen wollten ihre Kanadareise eigentlich schon vor zwei Jahren antreten - dann kam Corona: »Wir sind zuversichtlich, jetzt darf einfach nichts mehr schiefgehen.«
Viele Reisende waren auf Verzögerungen vorbereitet und erschienen deutlich früher am Frankfurter Flughafen als üblich. Rund fünf Stunden bevor der Flieger nach Indonesien abheben sollte, war ein junges Paar am Samstag in die Abflughalle gekommen: »Man liest von den Problemen am Flughafen ja überall, da haben wir lieber etwas mehr Zeit eingeplant.« Das Paar wartete zu dem Zeitpunkt nach eigenen Angaben bereits seit eineinhalb Stunden vor dem Check-in-Schalter.
Die dreiköpfige Familie Graus hatte für die Reise nach Thessaloniki vorsorglich Gepäck reduziert: Aus Sorge, dass Gepäck aufgrund der Abfertigungsprobleme erst mal zurückbleiben könnte, flog sie nur mit einem großen Koffer. »Den Rest haben wir auf unser Handgepäck aufgeteilt«, erklärte die Mutter.
Seit Wochen gibt es am Frankfurter Flughafen Probleme bei der Gepäckabfertigung, weil Personal fehlt. Fraport hatte darauf vorbereitet, dass auch am Wochenende Wartezeiten von ein bis zwei Stunden an der Gepäckausgabe möglich seien.
Demo zu Ferienstart »inakzeptabel«
Mitten im Urlaubstrubel hatte die Gruppierung »Flughafen ArbeiterInnen« zum Protest gegen die Arbeitsbedingungen am Frankfurter Flughafen aufgerufen. Mitarbeiter von verschiedenen Firmen und Dienstleistern demonstrieren am Samstagnachmittag in der Abflughalle für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Geld und Kündigungsschutz.
Auf einem großen Transparent machten sie die Flughafenchefs verantwortlich für »Personalmangel, Qualitätsmangel und Chaos am Flughafen«.
Der Betriebsrat des Dienstleisters Wisag hatte sich schon vorab ausdrücklich von dieser Streik-Aktion distanziert: Ein Protest am ersten hessischen Ferienwochenende, an dem Familien in ihren wohlverdienten Sommerurlaub wollten, sei inakzeptabel, hieß es zu den Streiks.