Viele Prostituierte lassen sich registrieren

Die Anmeldepflicht des neuen Prostituiertenschutzgesetzes stößt in Hessen auf Akzeptanz in der Rotlichtszene. Viele Prostituierte lassen sich registrieren. Probleme gibt es trotzdem.
Kommunen und Beratungseinrichtungen bestätigten, dass ein Jahr nach seiner Einführung das Gesetz nicht komplett umgesetzt sei. Vor allem bei Beratung der Sexarbeiter gebe es Defizite.
Die Anmeldepflicht wird in der Rotlicht-szene auch »Hurenpass« genannt. Das sie ernst genommen wird, zeigt sich unter anderem in Frankfurt: Dort haben sich 1531 Sexarbeiterinnen im städtischen Ordnungsamt angemeldet. Das seien geschätzt zwei Drittel der Prostituierten, sagt ein Stadtsprecher. Die Rückmeldungen der Prostituierten seien fast ausschließlich positiv, die Termine würden nicht als Schikane empfunden.
Qualität der Beratung wichtig
In Kassel waren es 171. Über die Gesamtzahl der Sexarbeiter kann die Stadt keine Angaben machen. Es gebe eine große Fluktuation, heißt es. Die Kasseler Beratungsstelle »Sichtbar« spricht jedoch von einer »anständigen Zahl«. In Darmstadt wurden 206 Prostituierte gemeldet. »Das Gesetz funktioniert, wenn die Qualität der Beratung gegeben ist«, erklärt Elvira Niesner, Geschäftsführerin des Vereins Frauenrecht ist Menschenrecht (FIM). FIM berät Prostituierte in zahlreichen hessischen Städten, in Marburg und Gießen auch nach dem Prostituiertenschutzgesetz. Eine gute Beratung setze unter anderem Kenntnisse der Muttersprache und Hintergrundwissen über die Arbeit der Frauen voraus. Wo das der Fall sei, da werde die Beratung auch angenommen. Doch bisher sei die Situation in den hessischen Kommunen sehr unterschiedlich. Auch die Möglichkeit einer Gesundheitsuntersuchung, die von vielen Frauen zusätzlich gewünscht ist, sei nicht überall gegeben.
Geld für Übersetzer fehlt
Sabrina Franz von der Kasseler Beratungsstelle »Sichtbar« berichtet von fehlendem Geld für Übersetzer. Manche Behörde rede sich heraus, dass die Amtssprache ja Deutsch sei. Doch die Zielgruppe des Gesetzes, die Prostituierten, hätten »zu 95 Prozent Migrationshintergrund«. Zudem sei vielen Frauen der Sinn des Gesetzes nicht bewusst. Streetworker müsste sie darüber aufklären. Der Aufwand für Beratung und Untersuchung galt im Vorfeld besonders für kleine Gemeinden als Problem. Zu Recht: »Aufgrund der lange Zeit unsicheren Rechtslage und Verhandlungsdauer wurden bislang weder Beratungsgespräche durchgeführt noch Bescheinigungen ausgestellt«, sagt Bürgermeister Dieter Kolb (parteilos).