Viele Fragen zu Omikron-Impfstoff

Vor dem Herbst ist der Bedarf nach ärztlicher Beratung in Fragen zur Impfung groß. Und er verursacht Staus in den Hausarztpraxen.
In der vergangenen Woche kam die erste Lieferung eines an Omikron angepassten Impfstoffs in der Wiesbadener Hausarztpraxis an: 90 Dosen hatten Christian Sommerbrodt und seine Kollegen und Kolleginnen bestellt. Gerade einmal sechs erhielten sie zur Premiere. Wenige Tage danach kam der Rest. Zum Glück haben die Ärzte und Ärztinnen aus der Erfahrung der vergangenen Monate gelernt: »Ich glaube erst, dass der Impfstoff da ist, wenn er in unserem Praxiskühlschrank liegt«, sagt Sommerbrodt, Sprecher des Hessischen Hausärzteverbands. Die schleppend angelaufenen Lieferungen hätten aber viele Ärztinnen und Ärzte frustriert und seien Gift für die Motivation der Bevölkerung.
Run auf neuen Impfstoff begrenzt
Der Einfluss auf die Praxisorganisation war gering. Denn der Run auf den neuen Impfstoff hält sich aktuell sehr in Grenzen. »Die Nachfrage ist nicht so groß«, sagt der Wiesbadener Hausarzt. Was jedoch für Staus in den Wartezimmern sorge, sei das Informationsbedürfnis. Der Beratungsbedarf sei immens, sagt Sommerbrodt. »Es besteht eine grundsätzliche Verunsicherung, welcher Impfstoff der am besten geeignete ist.« Befeuert durch sogenannte Experten, die sich öffentlich für oder gegen den einen oder anderen äußern.
Eine Entscheidung, die die Hausärzteschaft den Patienten mangels Studien schwer abnehmen könne. »Beide schützen vor Omikron«, sagt Sommerbrodt. Und ob das Produkt aus der Fabrikation von Biontech oder Moderna stammt, macht seines Erachtens auch keinen Unterschied. Zu beachten sei lediglich der Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfung oder Corona-Infektion.
Die Hausärzteschaft steckt in einem Dilemma, dessen sich die Verantwortlichen im Bundesgesundheitsministerium bewusst sind: »Die individuelle Entscheidung treffen Arzt beziehungsweise Ärztin und die zu impfende Person nach entsprechender ärztlicher Aufklärung«, bestätigt eine Sprecherin der »Frankfurter Rundschau«. Die Ständige Impfkommission empfehle lediglich die Auffrischungsimpfung für alle Menschen im Alter ab zwölf Jahre. »Vorzugsweise mit einem der zugelassenen und verfügbaren omikronadaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe.« Dies gelte sowohl für die BA.1- als auch die BA.4/5-adaptierten Impfstoffe, die im Vergleich zu den bisherigen »eine verbesserte Antikörperantwort gegenüber verschiedenen Omikron-Varianten auslösen und gegenüber dem Wildtyp-Virus eine gleichbleibend gute Antikörperantwort erzielen«. Aktuell dominierten die Virusvarianten Omikron-BA.4 und -BA.5 das Geschehen in Deutschland. Bezüglich des Nachschubs existieren laut Ministerium keine Probleme: »Die Lieferung erfolgt unter anderem in Teillieferungen, da nicht alle in der ersten Woche mit einer Einzellieferung in voller Höhe bedient werden können.«
Der Bund stellt die Impfstoffe bereit. Die Arztpraxen bestellen aber nicht dort, sondern bei Apotheken, die die Dosen über den Pharmagroßhandel ausliefern. Diesen Weg gehen auch die Gesundheitsämter, die ebenfalls damit begonnen haben, mit dem omikronadaptierten Serum zu impfen. In stationären Impfstellen, aber auch ambulant in Innenstädten oder bei Festen.