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Tausende auf Zeitreise in die Antike

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Lahnau (ang). Die Antike ist ein echter Publikumsmagnet: Geschätzte 4000 Besucher kamen bereits am Samstag zum ersten von zwei Römertagen am römische Forum bei Waldgirmes.

Lahnau (ang). Die Antike ist ein echter Publikumsmagnet: Geschätzte 4000 Besucher kamen bereits am Samstag zum ersten von zwei Römertagen am römische Forum bei Waldgirmes. Veranstalter waren der Förderverein Römisches Forum Waldgirmes und die Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahnau. Sie erinnerten mit dieser großangelegten Veranstaltung, die bereits am Freitag mit einer Ausstellung eröffnet worden war, an den 2000. Jahrestag der Varus-Schlacht. Der Sieg der Germanen über die Römer im Jahre 9 n. Chr. bedeutete auch den Anfang vom Ende der römischen Stadt bei Waldgirmes. Am Wochenende konnte man nun eintauchen in die Zeit vor 2000 Jahren: eine Truppenparade, römisches Leben, Handwerker, Führungen zu den Ausgrabungen sowie ein Aktionen für Kinder boten Unterhaltung und Information.

Den geschichtlichen Rahmen steckten Sechstklässler der Lahntalschule in einem Theaterstück ab. »Die Römer spinnen nicht, sondern die Schüler aus Atzbach!« - So befürchteten es jedenfalls die Akteure der 6d in ihrer Aufführung »Die gläserne Spange«.

Hatten sie doch ganz in der Tradition von Aladin an einer römischen Scherbe aus dem antiken Waldgirmes gerieben und den Geist von Marcellus Celinus zu neuem Leben erweckt. Wie sollte man das nur dem Lehrer erklären? Der römische Legionär aus dem ersten Jahrhundert sorgte dann auch gleich für eine lebendige Geschichtstunde: Kurz nach der Varusschlacht vor 2000 Jahren habe man die Stadtgründung Waldgirmes wieder aufgegeben und sich an den Rhein und später den Limes zurückgezogen. Einzig der Geist des Marcellus Celinus sei zurückgeblieben und damit auf ewig mit Waldgirmes verbunden. Die zahlreichen Zuschauer applaudierten den Akteuren und staunten dann nicht schlecht über die Errungenschaften der Römer. Landvermesser präsentierten ihre Werkzeuge, mit denen man bereits vor 2000 Jahren genauestens die fällige Grundsteuer festlegen konnte. »Google Maps« des Imperators bestand aus einer langen Karte auf zwei Rollen, die es ermöglichten, zum gewünschten Ausschnitt zu »scrollen«. Mit den praktischen Entfernungsangaben war es dem Feldherrn möglich, die Truppenverlegungen genau zu organisieren. Mit besonderer Spannung erwartete das Publikum den Auftritt der Kohorte aus der siegreichen sechsten Legion aus dem rheinischen Opladen.

Im Legionslager erlebten die staunenden Besucher die Reparatur von Ausrüstung und die Versorgung der Soldaten. Geschichte wurde im Wortsinn begreifbar, denn wer wollte, konnte ein Scutum, den Legionärsschild mit immerhin neun Kilogramm Gewicht stemmen oder beim Bau einer Schanze aus Grassoden helfen. Centurio Claudius Suebas Dentatus, im richtigen Leben Zahnarzt, hatte seine Truppe gut im Griff. Exerzierübungen vor dem Reiterstandbild des Augustus und Schießvorführungen der Artillerie mit schwerem Belagerungsgerät und leichteren Handgeschützen sorgten für Erstaunen.

Gesprächig zeigten sich die frisch von Kaiser Augustus in Magna Germania ausgehobenen Hilfstruppen. Arminius, der als Anführer Germanischer Truppenverbände im römischen Heer einen Eid auf den Kaiser geschworen habe, sei ein Verräter gewesen. Und die Geschichte habe es gezeigt: Schlussendlich sei er von den eigenen Verwandten ermordet worden.

Handwerker aus der Antike, vom Koch, über den Schmied bis zum Töpfer, boten ihre Waren feil und zeigten deren Herstellung. In einer ausführlichen Ausstellung, die am Freitag Abend von Regierungspräsident Wilfried Schmied eröffnet worden war, informierte das Römerforum Lahnau über die Bedeutung der Siedlung an der Lahn.

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