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Sparkasse Wetzlar schließt 17 Filialen

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Bald dicht: Die Filiale der Sparkasse Wetzlar in Launsbach. 	(Foto: süd)
Bald dicht: Die Filiale der Sparkasse Wetzlar in Launsbach. (Foto: süd) © Reinhard Suedhoff

Wetzlar (süd). Der Verwaltungsrat der Sparkasse Wetzlar hat am Freitagabend einstimmig beschlossen, 17 Filialen zu schließen. Am Montagabend wurden die Mitarbeiter informiert, am Dienstag erläuterte der Vorstand mit dem Vorsitzenden Norbert Spory gegenüber Pressevertretern die Entscheidung.

Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen wurden am Montag informiert. Mit der Änderung der Vertriebsstruktur verbunden ist auch ein Personalabbau, der ausschließlich über natürliche Fluktuation erfolgen soll.

Die Nachricht war nicht mehr neu, im Bilanzpressegespräch Ende Februar hatte der Vorstand diese Maßnahme bereits angedeutet. Die Gründe: Verändertes Kundenverhalten, zunehmende Digitalisierung, rückläufige Bevölkerungsentwicklung, bankenaufsichtsrechtliche und gesetzliche Vorgaben mit immer umfangreicheren Dokumentationspflichten sowie die anhaltende Niedrigzinsphase. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen sei es notwendig, auf die wirtschaftlichen Veränderungen zu reagieren und sich für die Zukunft zu rüsten, sagte Spory.

Die stetig steigenden Kosten könnten in Zeiten der anhaltenden Niedrigzinsphase nicht mehr durch Zinsüberschüsse kompensiert werden, weil diese wesentlichste Ertragsposition der Sparkasse weiter zurückgehen wird, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Beratungsqualität der Mitarbeiter, gerade in kleinen Filialen könne diese aber nicht vorgehalten werden.

Die Sparkasse erhöht deshalb die Zahl der Beratungscenter, in denen mindestens vier Mitarbeiter vor Ort sind, von sechs auf 13. Mit insgesamt 34 Standorten – Beratungscenter, Filialen mit abgespecktem Angebot und SB-Einheiten – werde man »in der Fläche präsent bleiben« und will den Spagat zwischen Kundennähe und den wirtschaftlichen Notwendigkeiten schaffen, sagte Spory, der zusammen mit Vorstandsmitglied Stephan Hofmann und dem designierten Vorstandsmitglied Direktor Stefan Rink Einzelheiten erläuterte. Parallel will die Sparkasse das Online-Geschäft ausbauen.

Das Geschäftsgebiet des Geldinstituts ist identisch mit dem Altkreis Wetzlar. Somit sind aus dem Verbreitungsgebiet der Gießener Allgemeinen Zeitung Biebertal, Langgöns und Wettenberg sowie Hüttenberg, Lahnau, Hohenahr und Dutenhofen betroffen. Hier kommt es zu folgenden Änderungen: Beratungscenter wird es künftig in Krofdorf-Gleiberg, Erda, Rodheim, Dorlar (Neubau), Rechtenbach und Dutenhofen geben. Filialen bleiben in Wißmar, Hüttenberg und Oberkleen bestehen. Geschlossen werden dagegen die Filialen in Frankenbach, Fellingshausen, Launsbach, Waldgirmes, Atzbach, Volpertshausen und Dornholzhausen. Hier wird es nur in Waldgirmes demnächst eine SB-Einheit geben.

Die Berater aus den Filialen, die geschlossen werden, sollen mit den Kunden in die benachbarten Sparkassenstellen wandern. Es soll keine betriebsbedingten Kündigungen geben, der Personalabbau erfolge über die Fluktuation, sagten die Verantwortlichen. Geplant ist, die Tarifsteigerungen über weniger Personal aufzufangen, die Kosten sollen auf dem heutigen Stand eingefroren werden. Die Personalkosten der Sparkasse Wetzlar lagen laut Spory zuletzt bei 29,2 Millionen Euro. Die Sparkasse will weiterhin ausbilden, die Zahl der Azubis aber senken. Zurzeit hat das Geldinstitut über 400 Vollzeitstellen (590 Mitarbeiter), Ziel ist es, künftig mit unter 400 Stellen auszukommen.

In die Umorganisation waren neben dem Vorstand und der Personalleitung unter anderem eine Unternehmensberatung, die künftigen Regionaldirektoren und die Personalratsvorsitzende eingebunden. Betrachtet wurden unter anderem Nutzungsintensitäten, Wachstumspotenziale, Entfernungsdaten, Zustand der Gebäude und Wettbewerbssituation. Die ersten Filialen sollen bereits im Sommer geschlossen, die Gesamtmaßnahme bis Ende 2016 abgeschlossen werden.

Spory glaubt, dass sein Haus mit der neuen Struktur gut aufgestellt ist, um »auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament« seinem öffentlichen Auftrag gerecht zu werden.

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