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Rock me Amadeus - und Falco sah zu

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Wetzlar (ik). »Muss ich denn sterben um zu leben?« orakelte er in seinem letzten veröffentlichten Werk - und sollte mit seiner Vision der eigenen Unsterblichkeit auf fatale Art und Weise Recht behalten. Zehn Jahre nach seinem tödlichen Unfall in der Dominikanischen Republik scheint Falco - mutmaßlich der berühmteste österreichische Pop-Sänger aller Zeiten - heute lebendiger denn je.

In Reminiszenzen an ihr Idol lassen die Fans von Falco alias Hans Hölzel den charismatischen Sänger und dessen Werk in den Hitparaden auferstehen. Aus aktuellem Anlass stieg die aktuelle DVD »Hoch wie nie« Anfang dieses Monats auf Platz zwei der Charts ein und hält sich bis dato in den Top 50.

Einer der glühendsten Verehrer dieses »ersten weißen Rappers«, von dem bis heute weltweit rund 60 Millionen Tonträger verkauft wurden, muss Michael Patrick Simoner sein. Der 41-jährige Wiener ist Hauptdarsteller der rund zweistündigen Show »Rock me Amadeus �Falco forever live!«, die am Montagabend in der gut gefüllten Wetzlarer Stadthalle von einem begeisterten Publikum gefeiert wurde.

Verblüffend hart am Original waren sowohl die äußere Erscheinung (nach hinten gegeeltes Haar, der schwarze Designer-Anzug mit den roten Seitenstreifen an der Hose, die typische Grätsch-Haltung) als auch die stimmlichen Qualitäten des Falco-Doubles Simoner - den echten »Wiener Schmäh« gab's inclusive. Was als überdimensionaler Videoclip begann, schaukelte sich mit dem »Sound of Music« bereits beim zweiten Stück hoch in die Gunst des Publikums. »Vienna calling« (Szenenfoto) wurde kurz darauf zum gelebten Konzert-Ereignis.

Die kraftvolle Mischung aus Live-Konzert, Video-Zuspielungen und Tanzpassagen verfehlte ihre Wirkung keineswegs.Teilweise mit Inbrunst und überaus textsicher mitgesungen wurden die größten Hits wie »Rock me Amadeus«, »Junge Römer«, »Der Kommissar« oder »Ganz Wien«, das Herr Hölzel anno 1980 erstmals öffentlich vorgetragen hatte. Der lediglich als Pausenfüller beim avantgardistischen »Ersten Wiener Musiktheater« gedachte Song, der den Drogenkonsum in der Wiener Szene thematisierte, wurde zum Underground-Hit in der österreichischen Hauptstadt. Vom Hörfunk boykottiert wurde dieses Werk ebenso wie »Jeanny«, das nach Ansicht vieler Sendeanstalten eine Gewalttat nicht nur beschrieb, sondern sogar verherrlichte. Doch die Boykotts und Schmähungen gegenüber dem Titel oder Falco selbst konnten den Erfolg nicht schmälern. In der Show »Rock me Amadeus« gab's das und viel mehr in kompakter Form, neben Simoner in Szene gesetzt von vier Tänzerinnen und zwei Sängerinnen, die Background-Musik kam vom Band.

Doch so sehr Frontmann Simoner auch in der Rolle des Stars aufging, so schmerzlich vermisste man den wahren, den leibhaftigen Falco, der in Übergröße von der Leinwand aus zuzusehen schien. (Foto:ik)

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