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Radwege mit Strom pflegen

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Stadträtin Kirsten Dinnebier probiert das neue Elektro-Dreirad des Dienstleistungsbetriebs Marburg aus. Es wird zur Pflege der Radwege der Stadt eingesetzt. © Red

Marburg - »Traumhaft, ich bin völlig begeistert«, sagt Kirsten Dinnebier. Die Marburger Stadträtin spricht über ihre Proberunde mit dem neuen Safety-Car des Dienstleistungsbetriebs, dessen Kauf Marburg mit Städten wie Leipzig oder Koblenz zu einem der Vorreiter in Sachen »klimafreundliches Reinigen« erhebt. Ungeahnt wendig sei das dreirädrige Fahrzeug, berichtet die Dezernentin, zu deren Aufgabengebieten auch der Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) gehört.

Die Beschleunigung des elektrischen Fahrzeugs dürfte DBM-Mitarbeiter wie Richard Engeland und Jens Fett begeistern.

Sie werden vorwiegend mit dem neuen Fahrzeug im Einsatz sein, um für sichere, weil gesäuberte Radwege zu sorgen. Rund 100 Kilometer an Rad- und Fußwegen liegen im Zuständigkeitsbereich des DBM - Tendenz steigend. Theoretisch könnten die DBM-Mitarbeiter die derzeitige Gesamtstrecke mit dem neuen Gefährt an einem Tag abfahren, so weit soll die Batterieladung reichen, wobei die Höchstgeschwindigkeit 25 Kilometer in der Stunde beträgt. Aufgeladen wird das Fahrzeug über Nacht auf dem Betriebshof.

Ein reines Fahrvergnügen ist aber nicht der Sinn des neuen DBM-Fahrzeugs. Wie Betriebsleiter Joachim Brunnet verdeutlicht, kontrollieren die Mitarbeiter mithilfe des Safety-Cars beim Abfahren die Radstrecken und beseitigen dabei die vielen möglichen kleinen »Gefahrenquellen«. Dies können Glasscherben, sonstige Verunreinigungen oder auch überhängende Äste sein. Dies sei ganz im Sinne der Klimaziele der Stadt, weil gut gepflegte und deshalb auch attraktive Radwege dazu beitragen, dass mehr Stadtbewohner das Fahrrad statt eines Autos nutzen, ergänzt Umweltdezernentin Dinnebier.

Safety-Bike extra aufgerüstet

Große Mängelquellen melden die Safety-Car-Fahrer der Zentrale, die dann Kollegen mit größeren Fahrzeugen anrücken lässt. Selbst die kleinen Pritschenfahrzeuge blockierten dann die Radwege, was mit dem neuen Gefährt auch im alltäglichen Einsatz nicht passieren kann. »Radelnde können das schmale Fahrzeug gut passieren, ohne auf einen unbefestigten Randstreifen ausweichen zu müssen«, erklärt Brunnet.

Er beziffert den Turnus der Streckenkontrollen je nach Einsatzgebiet auf »jeden zweiten Tag, bei Bedarf auch mehr: In der Innenstadt fallen sicherlich öfter Verunreinigungen und kleiner Abfälle an.« Strecken, die Grünwuchs an den Seiten haben, werden nach Bedarf zurückgeschnitten und Radwege an landwirtschaftlich genutzten Flächen gelten als pflegeleicht.

Der Kauf des Fahrzeugs sei von langer Hand vorbereitet. Auf rund zwei Jahre taxiert Brunnet die Vorbereitungszeit. Die Erfahrungen anderer Kommunalbetriebe seien durchweg positiv, weshalb sich die Stadt an den Hersteller in der Schweiz wandte. Die Kyburz AG stellt seit Ende des vorigen Jahrhundert Elektrofahrzeuge her, mittlerweile auch für die Post in Deutschland, Neuseeland und der Schweiz. Kyburz entwickelte ein spezielles Recycling-System und nimmt die Batterien, die im DBM-Hof über Nacht aufgeladen werden, zurück.

»Dieses Fahrzeug bringt uns weiter«, ist Kerstin Dinnebier überzeugt und kündigt an: »Es wird nicht das letzte sein.« Das Basis-Modell kostet nach Angaben des Herstellers rund 11 500 Euro, auf den Bedarf des DBM aufgerüstet kommt es auf einen Preis von rund 18 000 Euro. Gianfranco Fain

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