Puttrich kandidiert nicht mehr

Selbst bei einer Neuauflage von Schwarz-Grün nach der Wahl 2023 hätte die Landesregierung ein neues Gesicht: Bereits vier Ministerinnen und Minister wollen nicht mehr für den hessischen Landtag kandidieren. Gestern meldete sich dazu die Europaministerin Lucia Puttrich von der CDU.
Eine weitere Ministerin des schwarz-grünen Kabinetts hat ihren Rückzug angekündigt: Lucia Puttrich wird im kommenden Herbst nicht mehr zur Landtagswahl antreten, teilte die CDU Wetterau gestern mit. Ihre Kreisvorsitzende habe am Montag in einer Vorstandssitzung mitgeteilt, für ein Hauptamt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Sie ist das vierte Regierungsmitglied, das sich zurückzieht: Auch Umweltministerin Priska Hinz und Sozialminister Kai Klose (beide Grüne) sowie Innenminister Peter Beuth (CDU) streben kein Amt in Wiesbaden mehr an.
Neuen Kräften Raum lassen
Nach langer politischer Tätigkeit sei die Zeit gekommen, »um neuen Kräften Gelegenheit zu geben, politisch zu starten«, sagte die 61 Jahre alte Europaministerin. Auch künftig werde sie sich für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt einsetzen, betonte die verheiratete Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. »Nur nach fast 30 Jahren eben nicht mehr im politischen Hauptamt, sondern ehrenamtlich. Alles hat seine Zeit.«
Damit kehrt die in Gießen geborene und in Nidda aufgewachsene Puttrich zu ihren Wurzeln zurück. Von Jugend an war sie politisch tätig - erst ehrenamtlich, von 1995 an im Hauptamt als erste direkt gewählte CDU-Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt Nidda. Nach einem Jahr als Bundestagsabgeordnete wurde sie 2010 hessische Staatsministerin. Vier Jahre zuständig für das Ressort Umwelt, seit 2014 für Bundes- und Europaangelegenheiten. Seit 2014 ist sie Landtagsabgeordnete, seit 2018 direkt gewählt für den Wahlkreis 26, Wetterau I. »Natürlich hat eine lange politische Tätigkeit ihre Höhen und gelegentlich auch ihre Tiefen«, sagte Puttrich.
Die CDU sei bestens aufgestellt, ihr Wahlkreis werde auch künftig in Wiesbaden gut vertreten sein. »Ich bin mir sicher, dass die Hessen-CDU mit ihrem Spitzenkandidaten, Ministerpräsident Boris Rhein, einen engagierten Wahlkampf führen wird, und auch ich werde mich dabei mit all meiner Kraft einbringen.«
Die beiden Grünen-Regierungsmitglieder Hinz (63 Jahre) und Klose (48 Jahre) hatten private und berufliche Aspekte als Gründe für ihren Ausstieg aus der hauptamtlichen Politik genannt. Innenminister Beuth ließ bislang offen, welche beruflichen Pläne er nach Ablauf der Legislaturperiode hat.
Rhein: Politik findet immer auf Zeit statt
Ministerpräsident Rhein sieht die Ursache für die Rückzüge in seinem Kabinett nicht bei sich selbst, wie er gestern dem Hessischen Rundfunk auf Nachfrage sagte: »Nein, das liegt nicht an mir. Sonst würden ja die Minister nicht bereit sein, eben noch weiter in der Landesregierung zusammenzuarbeiten mit mir.« Im Übrigen werde Politikern immer vorgehalten, sie klebten an ihren Sesseln, fügte Rhein hinzu. »Hier haben wir es mit Politikern zu tun, die sagen, sie wollen neue Wege gehen.« Das müsse man akzeptieren. »Politik findet immer auf Zeit statt.«