Polizei wirbt mit neuer Kampagne

Wiesbaden - Die hessische Polizei wirbt mit einer neuen Kampagne um Nachwuchskräfte. Die Aktion mit dem Titel »110 Gründe für uns« solle vor allem in den sozialen Netzwerken und im Radio zielgruppengerecht zeigen, was den Polizeiberuf für die rund 8000 jungen Menschen attraktiv mache, die sich pro Jahr dem Bewerbungsverfahren stellten, teilte das Innenministerium mit.
Positive Seiten deutlich machen
»Der Job bei der Polizei ist nicht nur krisenfest und zukunftssicher«, sagte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU). »Er bietet darüber hinaus im späteren Berufsleben Hunderte Spezialisierungen, in denen jeder seine individuellen Stärken und Interessen zur Geltung bringen kann.« Die aktuell schon recht hohen Bewerberzahlen spiegelten »die Attraktivität des Polizeiberufs in Hessen auch wider«, formulierte Beuth. Die neue Kampagne soll die aus Sicht der Polizei positiven Seiten einer Karriere in den Sicherheitsbehörden deutlich machen, etwa Teamwork, vielfältige Aufgaben und die Vorteile eines sicheren Arbeitsplatzes. »Unsere Kampagne lädt junge Menschen ein, die unterschiedlichen Pfade zu erkunden: ob als Schutzmann, Kriminalpolizistin oder Cyberspezialist«, sagte Walter Seubert, der Präsident der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit. »Die Polizei Hessen bietet ein breites und qualitativ hochwertiges Studium, das persönliche Interessen und Kompetenzen gezielt fördert.«
Die Inhalte der Werbekampagne sollen dabei gemeinsam mit Menschen erstellt werden, die sich bereits für eine Bewerbung bei der Polizei interessieren. Nach Angaben des Innenministeriums ist die Zahl der Interessenten in den vergangenen zehn Jahren um rund 20 Prozent angestiegen. Allein im laufenden Jahr sollen 920 Polizeikommissaranwärter in Hessen eingestellt werden.
Mehr Respekt gefordert
Der DGB in Hessen wirbt unterdessen für mehr Respekt gegenüber Polizisten, aber auch gegenüber Lehrern und anderen Beschäftigten in der öffentlichen Daseinsfürsorge. »Ohne den Einsatz und die Fähigkeiten der Kolleginnen und Kollegen in der Bildung, bei der Polizei, in Bau- und Planungsämtern, in der Müllentsorgung oder in Bahnen und Bussen bricht unsere Gesellschaft zusammen«, sagte Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, anlässlich des »Tags des öffentlichen Dienstes« am heutigen 23. Juni. »Dafür haben die Menschen unseren Dank, Anerkennung und Re-spekt verdient.«
Eine Befragung des DGB habe bereits 2019 ergeben, dass zwei Drittel der Beschäftigten im öffentlichen Sektor bereits Erfahrungen mit physischer und psychischer Gewalt im Rahmen ihrer täglichen Arbeit gemacht hätten, teilte der Gewerkschaftsbund mit. Die Vorfälle reichten von Anschreien und Anspucken bis hin zu Angriffen mit Waffen. Insgesamt 57 Prozent der Befragten sahen demnach eine steigende Tendenz.
»Wir müssen Beschäftigte des öffentlichen und privatisierten Sektors endlich richtig schützen«, sagte Rudolph dazu. »Wir brauchen Gefährdungsanalysen für jeden Arbeitsplatz und daraus abgeleitete Sicherheitsmaßnahmen. Und vor allem benötigen wir mehr Personal.« Hanning Voigts