Polizei stoppt Automatensprenger rechtzeitig

Bad Nauheim - Einen lauten Knall gab es am Mittwoch in Bad Nauheim: Im Feld bei Nieder-Mörlen hatten Sprengtechniker der Polizei Rheinland-Pfalz eine kontrollierte Sprengstoffexplosion vorgenommen. So mancher Ermittler dürfte aufgeatmet haben, denn mit dieser Explosion ging ein Einsatz zu Ende, der es in sich hatte.
Kurz vor dem Knall hatte die Polizei am Ortsrand von Nieder-Mörlen drei Männer aus den Niederlanden festgenommen, die beschuldigt werden, die Sprengung eines Geldautomaten vorbereitet zu haben. Welchen Automaten das Trio konkret im Visier hatte, konnte Virginie Wegner, Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA), am Freitag auf Nachfrage dieser Zeitung nicht sagen. Eines aber ist sicher: In dem Fahrzeug befanden sich zwei Sprengvorrichtungen und Sprengwerkzeug.
Inwiefern die drei Festgenommenen, zwischen 25 und 31 Jahre alte niederländische Staatsbürger, womöglich auch für Automatensprengungen in den vergangenen Monaten in Hessen verantwortlich gewesen sein könnten, das gelte es nun herauszufinden, wie Wegner sagte. In der jüngeren Vergangenheit sind in der Wetterau und im Landkreis Gießen zahlreiche Geldautomaten gesprengt worden.
Wie das LKA in Wiesbaden und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mitteilen, ist ihnen gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen am Mittwoch die Festnahme der drei Männer gelungen. Der Hinweis sei von den Kollegen aus den Niederlanden gekommen, Polizisten aus Nordrhein-Westfalen hätten in der Nacht auf Mittwoch die Verfolgung aufgenommen, sagte LKA-Sprecherin Wegner. Die Beschuldigten fuhren bis Nieder-Mörlen, wo schließlich die Handschellen klickten.
Prinzipiell seien Leute aus der Geldautomatensprenger-Szene mit hochmotorisierten Fahrzeugen unterwegs, und das entsprechend schnell, erläuterte Wegner. Auch diesmal seien sie mit über 250 Kilo- metern pro Stunde über die Autobahn gerast. »Letztlich sind das rollende Bomben«, machte die LKA-Sprecherin angesichts des mitgeführten Sprengstoffs, des zusätzlichen Benzins und des hohen Tempos deutlich.
Solch ein Auto zu stoppen, sei eine Herausforderung, die Polizei wolle die Situation nicht noch gefährlicher machen, als sie sowieso schon sei. »Wir wollen das geringste Risiko für alle Beteiligten eingehen.« Dennoch müssen die Polizisten an den Verdächtigen dranbleiben, entsprechend Gas geben und dabei andererseits möglichst »unsichtbar« bleiben.
In Hessen 20 Personen in Haft
Die Aktion ist geglückt, die drei Beschuldigten wurden, wie es in der Mitteilung von LKA und Generalstaatsanwaltschaft heißt, »wegen des Verdachts der Vorbereitung der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und Verabredung zu einem Verbrechen« festgenommen. An dem Einsatz in Nieder-Mörlen hätten Spezialkräfte der hessischen und der nordrhein-westfälischen Polizei mitgewirkt.
Bei den Beschuldigten soll es sich um Angehörige einer niederländischen Tätergruppierung handeln, die sich auf Sprengungen von Geldautomaten spezialisiert hat. Die drei wurden am Donnerstag dem Haftrichter am Amtsgericht Friedberg vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete.
Was die Täter betrifft, so handele es sich in der Regel um Mitglieder der niederländischen Sprenger-Szene, es gebe aber auch regional agierende Gruppen, heißt es aus Wiesbaden. In Hessen sitzen laut Wegner aktuell über 20 Personen in Haft, denen solche Taten zur Last gelegt werden. Neben dem professionellen Vorgehen der Täter gebe es ein weiteres Merkmal: »Die haben einen unbedingten Fluchtwillen - ohne Rücksicht auf Verluste.« agl