Optik-Netzwerkmesse W3+Fair in Wetzlar

Am Mittwoch und Donnerstag öffnete die W3+Fair-Messe für Optik, Elektronik und Mechanik in Wetzlar ihre Pforten. Rund 130 Aussteller aus Hessen, Deutschland und der Welt sind in die Stadt an der Lahn gekommen, um Kontakte zu pflegen sowie Nachwuchs und Fachkräfte zu finden.
Wetzlar (pad). Es ist ein Umbruch in der Unternehmenskultur, der sich auch in der Struktur der Netzwerk-Messe »W3+Fair« für Optik, Elektronik und Mechanik in Wetzlar widerspiegelt: Während man früher auf klassischen Produktschauen teils sieben Tage einem Mitbewerber gegenüber stand, ohne ein einziges Wort mit diesem zu wechseln, ist diese Kommunikation heute gerade erwünscht. Eine solche Gesprächsmöglichkeit zu bieten ist eines der Ziele der W3+Fair, die seit gestern zum zweiten Mal in der Rittal-Arena stattfindet.
Rund 130 Aussteller sind in die Leica-Stadt gekommen, davon die Hälfte aus der Region, die neben Jena eine der deutschen Hochburgen in der Optikbranche bildet. 18 Unternehmen stammen aus neun verschiedenen Ländern, 60 weitere aus dem Bundesgebiet, erklärte Projektdirektor Jörg Brück.
Wetzlar Zentrum der Branche
Einer der Aussteller ist die Schweizer Manufaktur WZW Optic, die unter anderem superpolierte Oberflächen herstellt, welche für streulichtarme Laserspiegel notwendig sind. Vorstandsvorsitzender Willi Weder erklärt, warum man gerne den Weg an die Lahn geht: »Wetzlar ist ein Riesencluster – wir sind in der Branche tätig – also ist das für uns eine super Plattform.« So könne man nicht nur mit Einkäufern, sondern auch Physikern und Entwicklern ins Gespräch kommen. Das Internet biete zwar die Möglichkeit, neue Produkte Online vorzustellen, jedoch lasse sich dadurch eines nicht ersetzen: »Der persönliche Kontakt ist noch immer der Wichtigste.« Thorsten Kortemeier, Geschäftsführer des Wetzlarer Kamera- und Fernglasherstellers Minox, sieht dies genauso. Nur durch Networking sei es möglich, gemeinsam die beste Lösung für den Kunden zu finden – und dazu muss man die anderen Unternehmen auch kennen: »Wenn ich einen Lieferanten aus der Region habe, muss ich nicht nach Südkorea fliegen.«
Kontakt auf Augenhöhe
Da es nur drei Standflächengrößen – 7,5, 15 und 30 Quadratmeter – gibt, bei denen zudem das Equipment von der Messe gestellt wird, würden sich die Unternehmen nicht über Fläche definieren. Dadurch könnten auch kleine Betriebe mit Weltkonzernen wie Zeiss und Leica auf Augenhöhe sprechen.
Auch einen zweiten Aspekt will man bei der W3+Fair angehen: Fachkräfte und Nachwuchs zu rekrutieren. Deswegen haben Studenten freien Eintritt. »Derzeit ist es eine große Herausforderung, dass wir nicht die Fachkräfte haben, die wir gerne hätten«, sagte Kortemeier. Die Unternehmen würden oft »fertige« Fachkräfte erwarten. Hier müsse man umdenken und auch selbst mehr ausbilden.
Der Biebertaler Zielfernrohrhersteller Schmidt & Bender unterstützt dies, indem er die Ausstellungsfläche für die Technische Hochschule Mittelhessen sponsorte, um qualifizierten Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen. »All you need ist brain«, sagte Geschäftsführer Karlheinz Gerlach.
Mittelhessen befinde sich beim Anlocken dieser Geisteskraft im Konkurrenzkampf – denn während Studenten der THM die Vorteile des Standorts kennen würden, wäre dies an anderen Studienorten, wie etwa Nürnberg und München, nicht der Fall: »Der Abgänger interessiert sich da mehr für Audi«, sagte Kortemeier.
Vorteile des »Optical-Valley«
Daher müsse man die Vorteile des »Optical Valley« stärker herausstellen, fügte Christoph Rénevier hinzu, Geschäftsführer des Veranstalters Fleet Events. »Wenn man hier zu einem anderen Unternehmen wechseln oder den nächsten Karriereschritt machen will, brauche man nicht gleich umzuziehen« – und habe mit Frankfurt und dem Flughafen Rhein-Main das Tor zur Welt quasi vor der Haustür. Solche Worte hört Regierungspräsident Lars Witteck gerne: »Wir als Region Mittelhessen neigen gelegentlich ein wenig dazu, uns klein zu machen – dabei haben wir im Bereich Optik und Elektronik Weltmarktführer vor Ort.«