Opposition will Ausbauplan für Ganztagsangebote
Wiesbaden - Mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 hat die Landtagsopposition von der Landesregierung ein Konzept für den Ausbau der Angebote gefordert. »Wir brauchen mehr Plätze und vor allem mehr Fachpersonal«, sagte der bildungspolitische Sprecher Christoph Degen gestern in Wiesbaden. Laut Bundesgesetz haben Kinder, die ab dem Schuljahr 2026/2027 eingeschult werden, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule.
Die meisten hessischen Angebote genügten dem Rechtsanspruch derzeit noch nicht. »Grundschulen mit einem Betreuungsumfang von acht Stunden an fünf Tagen sind eine Rarität, vor allem im ländlichen Raum«, mahnte Degen. »Die Zeit für die Umsetzung des Rechtsanspruchs ist knapp.« Dafür fehlten in Hessen einer Studie zufolge noch rund 62 400 Plätze und zwischen 2400 und 3600 pädagogische Vollzeitstellen. »Wer glaubt, die Realisierung des Rechtsanspruchs sei ein Selbstläufer, der irrt«, betonte Degen.
Regelmäßige Infos verlangt
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Moritz Promny, forderte von der Landesregierung ein »umfassendes Konzept und regelmäßige Informationen zum Umsetzungsstand«. »Es ist absehbar, dass die Nachfrage nach Ganztagsplätzen weiter steigt«, sagte er. Besonders schwierig werde es sein, die Fachkräfte zu finden. Promny wiederholte die FDP-Forderungen nach einer stärkeren Anerkennung des Grundschullehramts sowie einer flächendeckenden Vergütung der Erzieherinnen und Erzieher in der Ausbildung.
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) betonte, Hessen sei aus heutiger Sicht auf einem guten Weg. Im Schuljahr 2013/14 hätten 38 Prozent der Grundschulen im Land ein Ganztagsangebot gehabt, inzwischen seien es mehr als zwei Drittel. Lorz erklärte, die größte Hürde beim Ausbau der Plätze werde der Mangel an Fachkräften sein.
Die Vorsitzende der Linksfraktion, Elisabeth Kula, erklärte, die Umsetzung des gesetzlichen Anspruchs auf einen Ganztagsgrundschulplatz sei eine große Chance für Hessen. Jedoch verschlafe Kultusminister Lorz die notwendigen Investitionen in Schulgebäude und kümmere sich nicht um die Fachkräftegewinnung.
SPD für Verbot von Gülle-Import
Ein weiteres Thema im hessischen Landtag war gestern der Trinkwasserschutz. Unterschiedliche Ansichten gab es bei der Frage, wie die knapper werdende Ressource am besten geschützt und eingespart werden kann. Wasser werde zunehmend durch die Klimakrise belastet, mahnte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) in Wiesbaden. Der Grundwasserspiegel sei seit etlichen Jahren unterdurchschnittlich. Das Land fördere in vielen Projekten den nachhaltigen Umgang mit Wasser, betonte die Ministerin und nannte unter anderem die Initiative »100 wilde Bäche«.
Der SPD-Abgeordnete Florian Schneider forderte von der Landesregierung »mehr Tempo und Innovation« beim Schutz des Wassers. »Wir brauchen ein Verbot von Gülle-Importen, denn eine Überdüngung führt zu steigenden Nitratwerten.« dpa