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So alt wie Heidi Klum: „Best Agerin“ aus Offenbach will „Germany‘s Next Topmodel“ werden

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Von: Philipp Bräuner

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1992 unterlag Nicole Reitbauer Heidi Klum bei einer Castingshow. Mehr als 30 Jahre später tritt die Offenbacherin bei „Germany‘s Next Topmodel“ an.

Offenbach - In der mittlerweile 18. Staffel ringen die angehenden Models um einen Agentur-Vertrag und den Titel „Germany’s Next Topmodel“.

Mit dabei diesmal die Offenbacherin Nicole Reitbauer. Als „Best Agerin“ ist die 49-jährige als Nachrückerin in den Wettbewerb eingestiegen und mittlerweile unter den letzten elf Kandidatinnen.

Offenbacherin auf den Laufstegen der Welt: Nicole Reitbauer kämpft heute Abend wieder bei Prosieben um den Titel „Germany's Next Topmodel“.
Offenbacherin auf den Laufstegen der Welt: Nicole Reitbauer kämpft heute Abend wieder bei Prosieben um den Titel „Germany's Next Topmodel“. © Prosieben / Richard Hübner

Offenbacherin in 18. Staffel von „Germany‘s Next Topmodel - by Heidi Klum“ zu sehen

Frau Reitbauer, Sie sind 49 Jahre alt und treten als Best Agerin bei „Germany’s Next Topmodel“ an. Was können Sie besser als Ihre teilweise halb so alten Kontrahentinnen?

Ich glaube, dass mir meine beinahe 50-jährige Lebenserfahrung in vielen Situationen helfen kann, bei mir zu bleiben und in mir zu ruhen. Ich bin kein Ellenbogentyp, schätze was ich in meinem Leben habe und weiß, was mir besonders wichtig ist. Ich möchte mit meiner Persönlichkeit überzeugen.

Sie sind 1992 mit Heidi Klum in der Castingshow „Model 92“ angetreten. Klum hat damals gewonnen und ist später in die USA, Sie sind wieder zurück nach Offenbach gegangen. War das hart?

Ich wollte damals erst mal wieder zurück nach Hause zu meinen Eltern und Geschwistern. Zu meinem Ankerpunkt. Das war zu der Zeit aber noch in Frankfurt. Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und ein Kind bekommen. Erst dann sind wir nach Offenbach gezogen. Alles im Leben hat seinen Sinn und ich entscheide mich immer sehr bewusst. Deshalb war daran gar nichts hart.

„Model 92“ und „Germany’s Next Topmodel“ – beides TV-Castingshows, in denen Models um den Sieg und einen Agentur-Deal ringen. Was hat sich in den mehr als 30 Jahren radikal geändert, was ist gleich geblieben für Sie als Teilnehmerin?

Das Modelbusiness ist sehr hart. Man musste sich damals wie heute hart durchkämpfen. Was sich verändert hat, ist das Schönheitsideal. Während es damals nur ein bestimmtes Schönheitsbild für ein Model gab, gibt es heute verschiedene Schönheitsideale – genannt divers. Vor 30 Jahren musste die Größe und das Gewicht stimmen, ein Model musste jung und eher klassisch schön sein. Heute können verschiedene Typen Erfolg haben. Auffällige Gesichter, androgyn, curvy, petite und eben auch Best Ager.

In Sachen Mode macht Ihnen niemand etwas vor. Wo geht ein Model wie Sie in Offenbach shoppen?

Ich gehe um ehrlich zu sein eher nicht in Offenbach shoppen. Vieles finde ich zufällig oder bei größeren Modeketten. Ich lasse mich auch gerne im Internet inspirieren und kaufe dann dort.

Heidi Klum ist auf dem Cover der Vogue gelandet, aber auch Sie haben weitergemodelt. Wo waren Sie zu sehen?

Ich habe nebenbei weiter als Model gearbeitet, aber eben nicht mehr international. Ich war dann schon auch mal auf dem Cover von Katalogen und zum Beispiel TV-Zeitschriften. Auf große Modezeitschriften habe ich es leider bis jetzt noch nicht geschafft. Aber das kann ja vielleicht noch kommen.

Wenn Sie im Juni beim Finale von „Germany’s Next Topmodel“ gewinnen sollten, wie geht es dann weiter für Sie? Doch noch weg aus Offenbach aufs internationale Parkett?

So weit denke ich noch nicht. Für mich ist immer der Weg das Ziel. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn ich nach „Germanys Next Topmodel“ tolle und auch internationale Modeljobs machen könnte.

Es gab immer wieder harsche Kritik an „Germany’s Next Topmodel“ und konkret an Heidi Klum. Vor allem der Umgang mit den Kandidatinnen wird von anderen, ehemaligen Kandidatinnen angeprangert. Nun hat Klum zu Beginn der Staffel Stellung zu den Vorwürfen bezogen. Wie ist Ihre Einschätzung der Situation als Teilnehmerin? Hat sich die Lage am Set verbessert?

Ich kann nichts Schlechtes berichten und glaube einfach, dass man mit den Jahren bei „Germany’s Next Topmodel – by Heidi Klum“ vielleicht gewachsen ist und dazugelernt hat. Ich habe das Modelleben damals als sehr hart empfunden und im Grunde wurde bei „Germany's Next Topmodel“ genau das gezeigt. Ob das jetzt gut war, darüber kann man streiten. Ich persönlich kannte es genauso, wie Heidi es beschrieben hat und fand es gerade interessant, dass die Leute auch mal sehen, dass das Modeln kein Zuckerschlecken ist und dass man ein dickes Fell braucht.

Und wie ist die aktuelle Situation?

Heute versucht man eine Balance zu finden, aber man darf nicht vergessen: Es ist eine Fernsehshow. Auch ich konnte mir nicht vorstellen, was mich erwartet. Es ist ein riesiges Team am Set und oft wurde es auch mal hektisch oder die Kommunikation war etwas schlechter. Der Druck ist groß, die Tage sind lang und damit muss man klarkommen.

Was empfinden Sie sonst als schwierig?

Auch die Interviewsituation ist nicht einfach. Man muss sich sehr schnell an viele ungewohnte Situationen gewöhnen und möglichst schnell lernen, diszipliniert zu sein. Das gelingt natürlich nicht immer. Die Nerven liegen auch oft mal blank. Trotzdem war das Team ständig sehr bemüht, dass wir uns wohlfühlen. Es war zum Beispiel sehr oft kalt beim Dreh, wir bekamen dann aber Heizstrahler und Decken. Es war immer Essen da. Und zwar alles, was wir wollten, auch Süßes und veganes Essen. Dass Heidi nicht permanent bei uns ist, war mir von Anfang an klar. So viel verstehe ich noch vom Business. Das ist ihr ja gar nicht möglich, denn sie macht ihren Job am Set sehr professionell und ist dabei trotzdem immer sehr herzlich und nett. Wir hatten eine Nanny, der wir unser Herz ausschütten konnten und einen Psychologen, den wir jederzeit anrufen konnten – und auch heute noch anrufen können. Die große Frage ist also nicht, üben wir Kritik an Heidi, sondern will ich mich wirklich in diese Fernsehsituation begeben und mich diesem Druck und der Öffentlichkeit stellen. Aber da hat zum Glück jeder von uns die Wahl.

Sie haben schon mit 15 Jahren mit dem Modeln angefangen. Denken Sie, ein Direkteinstieg als Model über 40 ist möglich? Und worauf kommt es an?

Ich glaube sehr wohl, dass es einen Markt für Frauen über 40 gibt, denn wir haben etwas, was junge Mädchen noch nicht haben. Unsere Lebenserfahrung. Das macht uns stark und genau das strahlen wir auch aus. Ich glaube, dass man heutzutage in jedem Lebensbereich mit Persönlichkeit sehr weit kommen kann und es wird Zeit, dass das auch nach außen publiziert wird. Wir haben noch lange nicht ausgedient, auch wenn die Gesellschaft uns das gerne glauben lässt.

Das Gespräch führte Philipp Bräuner

In der jüngsten Staffel des TV-Dauerbrenners „Deutschland sucht den Superstar“ gewann mit Sem Eisinger ein Mann aus dem Kreis Offenbach das Finale.

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