Nachwuchs bei den Dromedaren im Opel-Zoo

Innenminister Peter Beuth und der frühere Ministerpräsident Volker Bouffier sagen im Lübcke-Untersuchungsausschuss aus. Sie sind die letzten beiden Zeugen, die Beweisaufnahme ist nun abgeschlossen. Die Befragung war emotional, Bouffier und Lübcke waren eng befreundet.
Kronberg - Der Opel-Zoo hat eine neue Attraktion: Seit dem 15 . Februar hat die Dromedar-Herde ein neues Mitglied. Olivia ist seit Langem der erste weibliche Nachwuchs der Dromedare im Kronberger Freigehege. Bereits eine Woche nach der Geburt ist sie mit Mutterstute Ophelia auf dem Vorhof zum Kamelstall zu sehen, wo sie bald auch erste Kontakte zum Rest der Herde aufnehmen kann.
Noch sammelt das Fohlen häufig schlafend frische Kräfte, bevor es gut beschützt an der Seite der Mutter weiter seine neue Umgebung erkundet, heißt es in einer Mitteilung des Zoos.
Während die domestizierten Rassen des Dromedars weitverbreitet sind, ist die Wildform nach Angaben des Opel-Zoos vermutlich schon seit über 2000 Jahren ausgestorben. Bei Fohlen Olivia können die Zoobesucher in der nächsten Zeit allerdings gut beobachten, wie sie heran- und in die Herde der Alttiere hineinwächst. pm
Marburg - Zwei Jugendliche sollen auf einer Straße in der Marburger Innenstadt einen 19 Jahre alten Mann brutal zusammengeschlagen haben. Der 19-Jährige wurde mit schweren Verletzungen in eine Klinik gebracht. Die 14 und 16 Jahre alten mutmaßlichen Angreifer wurden festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihnen versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor, wie Staatsanwaltschaft und Polizei gestern in Marburg gemeinsam mitteilten.
Demnach hatte sich der 19-Jährige am Freitag mit mehreren Jugendlichen gestritten. Einer der beiden Verdächtigen soll dabei mit einem Teleskopschlagstock auf den Mann losgegangen sein und ihn niedergeschlagen haben. Als er am Boden lag, traten und schlugen beide Jugendliche mutmaßlich auf ihn ein. dpa
Biblis - Der zweite von insgesamt vier Türmen am ehemaligen Atomkraftwerk Biblis ist Geschichte. Das 80 Meter hohe Bauwerk in Südhessen stürzte am Donnerstag nach Angaben eines Sprechers des Energiekonzerns RWE um 14.25 Uhr in sich zusammen. Wie beim ersten Turm drei Wochen zuvor bearbeitete ein Pressluftbagger einer Spezialfirma die letzten Stützpfeiler, um den Turm zu destabilisieren und ihn schließlich zum Einsturz zu bringen.
»Er ist wunderbar gefallen. Es hat alles geklappt wie geplant«, sagte RWE-Sprecher Alexander Scholl. Binnen Sekunden blieben nur noch rund 15 000 Tonnen Schutt vom einstigen Kühlturm übrig. dpa
Frankfurt - 1,27 bis 1,3 Milliarden Euro: So viel würde ein Neubau der Städtischen Bühnen in Frankfurt inzwischen kosten. Das geht aus dem Bericht einer Expertenkommission hervor, der am Donnerstag in Frankfurt vorgestellt wurde. Geprüft wurden drei Varianten, wo Oper und Schauspiel in der Innenstadt neu errichtet werden könnten. Alle würden etwa gleich teuer - rund 350 Millionen Euro teurer als bisher angenommen.
Die Stadt diskutiert seit rund 15 Jahren über die Zukunft der Städtischen Bühnen. Die gläserne Doppelanlage ist nicht zu retten, wie eine Studie schon 2017 ergeben hatte. 2020 beschloss der Magistrat den Abriss der Doppelanlage. 2021 eruierten Experten fünf verschiedene Vorschläge.
Drei Varianten - allesamt in der Innenstadt - blieben in der engeren Auswahl. Diese wurden nun »vertieft« geprüft. Die meisten Vorteile hat dem neuen Prüfbericht zufolge die »Spiegelvariante«. Dabei würde die Oper auf dem Grundstück der heutigen Doppelanlage neu gebaut. Das Schauspiel würde gegenüber - dort, wo heute das berühmte Euro-Zeichen steht - neu errichtet werden.
»Gewinn für die Innenstadt«
Der Leiter der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen, Mathias Hölzinger, erläuterte die Vorteile: Es müsste nur ein Interimsgebäude gebaut werden und nicht zwei. Oper und Schauspiel könnten weiter eng zusammenarbeiten. Zwischen den Gebäuden könne ein Park entstehen. Da beide Grundstücke der Stadt gehören, könne hier am schnellsten begonnen werden. Allerdings wäre ein Baubeginn frühestens 2027 möglich.
Die beiden anderen Varianten kamen schlechter weg: In einer Variante bliebe das Schauspiel - neu gebaut - an seinem bisherigen Platz, die Oper entstünde an der Neuen Mainzer Straße. Dem Prüfbericht zufolge würde das deutlich länger dauern. In der anderen Variante würden beide Bühnen am heutigen Standort neu erreichtet. Dagegen spricht laut Prüfbericht, dass nicht alles dort Platz fände und zwei Interimsgebäude nötig wären.
»Nach 15 Jahren sind wir an dem Punkt angekommen, dass eine Entscheidung fallen kann«, fasste Hölzinger zusammen. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hofft, dass die Stadtverordneten noch vor der Sommerpause entscheiden. »Wir können das marode Gebäude am Willy-Brandt-Platz nicht retten«, sagte Hartwig. Das Projekt sei »ein Gewinn für die gesamte Innenstadt«. dpa
Wiesbaden/Hannover - 14 Menschen sind im Jahr 2022 in Hessen ertrunken. Das sind fünf weniger als im Jahr 2021, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Hannover mitteilte. Ein Großteil der Unfälle geschah in Flüssen und Seen. So ertrank unter anderem im Juni 2022 bei Biebesheim ein 28-Jähriger im Rhein. Im Juli des vergangenen Jahres wurde zudem ein 20-Jähriger tot aus dem Egelsbacher See im Landkreis Offenbach geborgen.
In ganz Deutschland sind im vergangenen Jahr den Angaben zufolge mindestens 355 Menschen ertrunken und damit 56 mehr als 2021. dpa
Wiesbaden - Der durch den Ausfall der Salzbachtalbrücke entstandene wirtschaftliche Schaden beläuft sich nach aktualisierten Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden inzwischen auf mehr als 180 Millionen Euro. Sie beziffert die Kosten für den Ausfall der Brücke mit mindestens 350 000 Euro werktäglich. Die Zahl bilde nur einen Mindestbetrag ab, heißt es.
Die Berechnungen der IHK beziehen sich ausschließlich auf die 80 000 Fahrzeuge, die die Brücke bis zu ihrer Sperrung im Juni 2021 täglich passierten. Dazukommen individuelle Umsatzeinbußen und der Verlust an Produktivität bei den Unternehmen, zusätzliche Belastungen von Verkehrsinfrastrukturen sowie Umwelt- und Gesundheitskosten. Diana Unkart
Innenminister Peter Beuth räumt ein, dass die Löschung der Akte über den Rechtsextremisten Stephan Ernst im Verfassungsschutz ein Fehler war. Und der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) schildert in bewegenden Worten seine Gefühle nach dem gewaltsamen Tod von Walter Lübcke: Mit der Anhörung der beiden prominenten Politiker hat der Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten vor drei Jahren am Donnerstag seine Zeugenvernehmungen abgeschlossen. In der Endphase der Arbeit will das Gremium jetzt einen Abschlussbericht erstellen, der im Sommer im Landesparlament beraten wird.
Eingesetzt worden war der Ausschuss, um mögliche Fehler der Sicherheitsbehörden vor dem Mord im Juni 2019 aufzuklären. Und bis zuletzt steht über allem die Frage: Hätte es verhindert werden können, dass der als Rechtsextremist bekannte Ernst den Regierungsbeamten Lübcke auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen erschoss? Die Frage hält auch Bouffier für berechtigt, wie er im Plenarsaal des Wiesbadener Landtags sagt. Dort nämlich tagt der Untersuchungsausschuss zum Ende seiner Beweisaufnahme. Bouffiers Nachfolger als Ministerpräsident, Boris Rhein (CDU), hat die Frage - ebenfalls als Zeuge vor dem Gremium - im Januar klar verneint.
Bouffier macht sich die Antwort deutlich schwerer, auch wenn er am Ende zum selben Ergebnis kommt. Letztlich könne es niemand wissen, sei die Aussage also Spekulation, führt er aus. Doch hätten ja alle Zeugen vor dem Ausschuss erklärt, dass es keinerlei Hinweise auf die Tat gab.
Und eine Rechtsgrundlage für eine Überwachung Ernsts oder das Abhören seines Telefons sei auch nicht vorhanden gewesen. Also komme er letztlich zu dem Schluss, die Tat habe nicht verhindert werden können, folgert der 71-Jährige. Der Satz fällt ihm nicht leicht. »Der Mord an meinem Freund hat mich entsetzt und aufgewühlt, wir kannten uns über 40 Jahre aus der Jungen Union und dem Landtag«, sagt Bouffier über seinen ermordeten Parteifreund, und es wird ganz leise im Saal.
»Seinen Tod können wir nicht ungeschehen machen«, fügt er resignierend hinzu. Doch Lübckes mutiger Einsatz für Demokratie und Humanität gelte es, als Vermächtnis zu wahren. Bouffier erinnert daran, dass er ihm posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille als höchste Auszeichnung des Landes Hessen verliehen sowie den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis gegründet hat. Von einem Ministerpräsidenten werde erwartet, dass er auch in schwieriger Lage einen kühlen Kopf bewahre. Doch wie er sich gefühlt habe, als er der Familie Lübckes sein Beileid überbrachte, könne er gar nicht ausführen. Schließlich war es Bouffier selbst, der Lübcke für das Amt des Regierungspräsidenten ausgewählt hatte.
Der amtierende Innenminister Beuth war mit Lübcke ebenfalls nicht nur dienstlich verbunden. Er nennt den Ermordeten einen »Pfundskerl« und großartigen Menschen. Leider habe es aber keinerlei Hinweise auf den geplanten »feigen Anschlag« gegeben. Auf eine Frage der Grünen-Abgeordneten Eva Goldbach antwortet Beuth, die Löschung der Akte zum späteren Mörder Ernst 2015 im Landesamt für Verfassungsschutz sei »zweifellos ein Fehler gewesen«.
Beuth erinnert daran, dass wegen des Löschmoratoriums für Fälle des Rechtsextremismus die Akte aber immerhin nicht wirklich gelöscht, sondern nur gesperrt wurde. So konnten die Dateien nach dem Mord wiederhergestellt und dem ermittelnden Generalbundesanwalt übergeben werden. Ausführlich berichtet der Minister, was in den letzten Jahren alles getan wurde, um den Kampf gegen Rechtsextremismus in Hessen zu verstärken. Und auch Bouffier verweist darauf, wie er - erst als Innenminister und dann als Ministerpräsident - den Verfassungsschutz gestärkt und modernisiert habe.

