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Mit dem Motorrad durch Asien

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© DPA Deutsche Presseagentur

Mit 64 Jahren steigt eine Hessin das erste Mal aufs Motorrad - und fährt bis nach Zentralasien. Aus dem Abenteuer entsteht ein Film, der nun in die Kinos kommt. Die nächste Reise ist bereits geplant.

Mit einem kleinen Geländemotorrad über mehrere Tausend Meter hohe Pässe in eine der abgelegensten Regionen fahren? »Das kann man eigentlich nicht machen«, sagt Margot Flügel-Anhalt. Doch die Hessin hat mit 64 Jahren genau das versucht: Mit einer kleinen Maschine - einer 125er Enduro - fuhr sie allein von Deutschland bis nach Zentralasien und überquerte unter anderem den Ak-Baital-Pass in Tadschikistan in 4655 Metern Höhe.

In so einer Höhe funktioniere der Vergaser nicht mehr richtig, sagt Flügel-Anhalt. Die Maschine gehe aus. »Ich bin dann meistens erst mal umgefallen«, erklärt die mittlerweile 65-Jährige und lacht laut. Überstanden hat sie die abenteuerliche Tour über 18 000 Kilometer trotzdem. Nun erzählt eine Dokumentation von der Reise. »Über Grenzen« kommt am 12. September in die Kinos. Dabei sei ein Film über die Fahrt eigentlich nicht geplant gewesen, sagt Flügel-Anhalt. Erst zwei Wochen vor ihrer Abreise im Mai 2018 sei über ein Theater in ihrer nordhessischen Heimat der Kontakt zu Filmemachern entstanden. Die Idee zu der Reise war wesentlich älter und entstand 2009 bei einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. Fasziniert von den entlegenen Regionen, habe sie sich geschworen, »auf jeden Fall nach Zentralasien zurückzukehren«.

Wenn Flügel-Anhalt von ihrer Tour berichtet, geschieht dies ohne Eitelkeit - zum Beispiel, wenn sie von den zahlreichen Stürzen mit dem Motorrad erzählt, das für die zierliche Frau zu groß war. Denn das Zweirad war eine Notlösung. Eigentlich wollte Flügel-Anhalt wandern - und das Gepäck von einem Maultier tragen lassen. Über die Gebirgsjäger der Bundeswehr versuchte die Hessin vergeblich, an ein Muli im Ruhestand zu kommen. Um selbst ein Muli auszubilden, habe ihr die Zeit gefehlt. Zudem hätte sie bei Grenzübertritten das Tier längere Zeit in Quarantäne lassen müssen. Die 125-ccm-Enduro war das stärkste Motorrad, das sie mit ihrem Führerschein fahren durfte.

Von ihrem kleinen nordhessischen Heimatdorf Sontra-Thurnhosbach brach die gerade in den Ruhestand gegangene Sozialpädagogin im Mai 2018 auf. Ihre Reise führte durch die Ukraine, Russland und Kasachstan über den Pamir Highway im zweithöchsten Gebirge der Welt. Über den Iran und die Türkei ging es Richtung Heimat. Nach 117 Tagen kehrte sie zurück. Dass sie die Reise allein antrat, gehört für die Mutter zweier erwachsener Söhne zum Konzept: »Die Möglichkeiten, den Menschen und sich selbst zu begegnen, sind ganz andere.«

Nicht alles lief glatt: Die Vergaserprobleme hatte sie einkalkuliert, nicht das Fehlen von Werkstätten, um sie zu beheben. Und einmal verletzte sie sich schwer, als ihr die Enduro auf den Knöchel fiel. Auch Steinschläge durch »hausgroße Brocken« und einen gescheiterten Überfall erlebte die 65-Jährige. Hilfreich seien ihre Russisch-Kenntnisse gewesen.

Trotz Risiken rät der Automobilclub ADAC keineswegs von Abenteuerreisen wie der von Flügel-Anhalt ab. Mit der richtigen Vorbereitung, Informationen über die Länder und unter Beachtung der Reisehinweise seien die Gefahren beherrschbar.

Flügel-Anhalt plant unterdessen schon die nächste Reise. Mit ihrem über 20 Jahre alten Mercedes Benz will sie erneut Richtung Osten aufbrechen.

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