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Mehr Schutz für Geldautomaten

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In Hessen keine Seltenheit mehr: Sprengstoffanschläge auf Geldautomaten. © DPA Deutsche Presseagentur

Sie kommen meist als Gruppe aus dem nahen Ausland und gehen mit brachialer Gewalt vor: Geldautomatensprenger. Nun rüstet Hessen gemeinsam mit den Banken auf, um die Fallzahlen zu senken. Bei einem anderen schweren Delikt hat das bereits geklappt.

In Hessen wollen Land und Banken künftig stärker gemeinsam gegen schwerkriminelle Geldautomatensprenger kämpfen. Gestern gründeten mehr als ein Dutzend Kreditinstitute und das Innenministerium in Wiesbaden eine Allianz. Damit soll die Zahl von Automatensprengungen signifikant gesenkt werden, um insbesondere die Gefahr für Menschen weiter zu minimieren, erklärte Innenminister Peter Beuth (CDU).

Unter anderem soll die Prävention an Standorten erhöht werden, für die das Risiko einer Sprengung besonders hoch ist. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen laut Ministerium Videoüberwachung, Schließzeiten über Nacht und Einfärbeschutz der Scheine.

Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 56 Automaten in Hessen beschädigt und zum Teil vollständig in die Luft gejagt. Dies sei ein Anstieg der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um rund 90 Prozent, sagte Beuth. Die Tätergruppen stammen meist aus dem Ausland, speziell aus den Niederlanden.

Im laufenden Jahr seien bereits 16 Fälle registriert worden mit einer Beutesumme von 270 000 Euro, sagte der Innenminister. Dabei sei jedoch zusätzlich rund das Zehnfache der Summe an Sachschäden angefallen. »Die skrupellosen Täter setzen mittlerweile überwiegend hochgefährliche Festsprengstoffe ein, die ganze Filialen verwüsten und dabei rücksichtslos die Leben von unbeteiligten Dritten, wie Anwohner und Bankkunden, gefährden«, erklärte Beuth.

Ziel der Allianz sei, dass Geldautomatensprengungen künftig der Vergangenheit angehören, sagte der Präsident des hessischen Landeskriminalamtes, Andreas Röhrig. Vorbild sei der Kampf gegen Bankraube, die in den 1980er Jahren noch ein häufiges Delikt waren. Inzwischen seien die technischen Sicherungen in den Filialen so weit vorangetrieben worden, dass die Zahl fast gegen null gehe.

Nach dem Anstieg von Geldautomatensprengungen im vergangenen Jahr war in Hessen Ende 2021 eine Besondere Aufbauorganisation (BAO effectus) im Landeskriminalamt zu diesem Delikt gegründet worden. Die Beamten haben unter anderem ein Risikoanalyse-Tool entwickelt, um für einzelne Automaten besser prognostizieren zu können, wie groß die Wahrscheinlichkeit einer Sprengung ist. Dafür haben auch die Banken wichtige Daten etwa zu den Standorten und der Sicherheitstechnik geliefert, wie das Ministerium mitteilte.

Prognosesoftware schützt wirksam

LKA-Sicherheitsexperten hatten mit einer ähnlichen Prognosesoftware bereits sehr gute Erfahrungen beim Kampf gegen Einbrüche gemacht. Diese inzwischen standardisierte Datenanalyse sei ein Grund, warum die Zahl der Einbrüche in Hessen von 2017 bis 2021 um mehr als die Hälfte habe gesenkt werden können, erläuterte das Ministerium.

LKA-Präsident Röhrig zeigte sich überzeugt, dass sich im Kampf gegen Geldautomatensprenger die Zusammenarbeit mit den Banken auszahlt. Schließlich sei eine solche Kooperation Grundlage dafür, dass die Fallzahl in den Niederlanden deutlich geringer sei und die Täter ins benachbarte Ausland auswichen. Die hessische Allianz will in den kommenden Monaten unter anderem den Wissenstransfer mit den Herstellern von Geldautomaten sowie der Austausch mit der Justiz und der Bundesbank intensivieren.

»Das koordinierte Vorgehen wird helfen, die Geldautomatensprengungen in Hessen wirksam zu bekämpfen«, erklärte dazu auch Holger Dietz, der Abteilungsdirektor beim Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen. Das Vorstandsmitglied der Wiesba- dener Volksbank, Jürgen Schäfer, ergänzte: »Die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit mit den hessischen Sicherheitsbehörden ist der Schlüssel für noch mehr Sicherheit.«

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