Marlene Jaschke bot köstliche Unterhaltung in der Stadthalle
Wetzlar (ik). Die liebenswert-schrullige Dame hat Seltenheitswert im bundesdeutschen Heer der Komödianten – mit ihrem speziellen Humor, der zu 100 Prozent ohne Verbal-Attacken unterhalb der Gürtellinie auskommt, entlockt sie ihren Anhängern wahre Lachsalven.
Marlene Jaschke, verkörpert von der gelernten Bankkauffrau Jutta Wübbe, ist auch in ihrem 26. Bühnenjahr eine gefragte Person. Am Mittwochabend präsentierte die Kabarettistin in der gut besuchten Stadthalle mit dem Programm »Auf in den Ring!« ihren neuesten Coup.
In ihrer ebenso witzigen wie klugen Persiflage auf Richard Wagners Opern-Epos »Der Ring des Nibelungen« beweist Frau Jaschke, dass sie mit allen Wassern der Clownskunst gewaschen ist. Das gigantische Musikdrama mit einer Aufführungsdauer von mehr als 16 Stunden wird von der Komikerin auf gute 90 Minuten und damit auf das Wesentliche reduziert: Mord und Totschlag, Liebe und Leidenschaft, Geldnot und Eifersucht.
Gewiss, im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel in Bayreuth würde die gewollt schrill und schief trällernde Madame damit keinen Blumentopf gewinnen – »draußen im Lande« aber hat sie mit ihrer Show gewiss schon so manchen Zuschauer in Erstkontakt mit diesem Klassiker der Musikliteratur gebracht.
Marlene Jaschke wird nicht müde, die Geschichte um den Rheingold-Räuber Alberich und die verworrenen Familienverhältnisse um Göttervater Wotan (». . . einer, der da überall rumbuttschert«) zu erklären oder – mit Brustpanzer, Speer und Flügeln verkleidet – als Walküre Brünnhilde über die Bühne zu stolzieren. Nebenbei gibt es Neuigkeiten von Freundin Hannelore: Die hat sich auf der Suche nach einer Herren-Bekanntschaft tatsächlich ins Datingportal »50 plus« begeben – ohne Erfolg, sieht man von einer fingierten Begegnung mit ihrem Schwager ab. Als Frau Jaschke mitten im Publikum ihren »Siegfried« findet und auf die Bühne schleift, ist die Inszenierung perfekt – abgerundet durch das subtile Spiel von »Herrn Griepenstroh«, dem peinlich berührt dreinschauenden Pianisten. Der Mann hat Glück, dass er mit auf die Bühne darf. »Wissen Sie, dass Sie eigentlich in den Graben gehören? Wagner hasst Musiker, die man sehen kann! Deswegen hat er den Orchestergraben erfunden.«