Leser lassen den Forst wieder wachsen

Hochtaunus/Gießen - »Ich schenk mir einen Baum« - das war das Motto einer ganz besonderen Leseraktion im vergangenen Jahr. Vor Weihnachten konnten Interessierte für zwölf Wochen diese Zeitung beziehen und obendrein noch einen Weihnachtsbaum als Prämie erhalten. Es gab aber auch die Option, auf den Baum zu verzichten und sich stattdessen für eine Spende an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) zu entscheiden - und davon machten die meisten Gebrauch.
Dank der umweltbewussten Neu-Leser konnten nun über die Aktion 2121 Setzlinge gekauft werden. »Wir haben uns sehr gefreut, dass die Zeitungsgruppe das möglich gemacht hat und sich so viele Menschen für die gute Sache entschieden haben. Das ist nicht selbstverständlich«, lobt Christoph von Eisenhart Rothe. Der Geschäftsführer des SDW Hessen traf sich kürzlich mit rund 80 fleißigen Helfern, um oberhalb der Hohemark 350 Bäume zu pflanzen. Knapp drei Stunden dauerte die Aktion.
Zum tatkräftigen Team zählte auch die Klasse 3c der Grundschule Mitte sowie die Bergwacht-Jugend. Rund die Hälfte der Ehrenamtlichen bestand aus Kindern und Jugendlichen, darunter die Freundinnen Milena (9) und Laura (8). »Das war ganz schön anstrengend, ehe man ein Loch in den Boden gegraben hatte«, verriet Milena nach getaner Arbeit.
Die Vorarbeit hatten die Erwachsenen übernommen: Das knapp vier Hektar große Gebiet hatte zuvor ein Team des Betriebshofes bearbeitet, Gestrüpp und tote Bäume dabei entfernt. Von Eisenhart Rothe lobte das Zusammenspiel von Groß und Klein bei der Pflanz-aktion. »Solche Einsätze haben für die Kinder einen sehr großen pädagogischen Wert, denn sie werden mit den Bäumen vertraut gemacht«, berichtete der Experte und zeigte sich von den jungen Helfern begeistert: »Sie hatten riesigen Spaß und haben ihre Sache auch super gemacht.«
Es sei klar, dass die Ehrenamtlichen nicht mit der gleichen Taktung arbeiten könnten wie professionelle Forstbetriebe. Diese müssten, um wirtschaftlich zu arbeiten, 35 bis 40 Bäume pro Stunde pflanzen, wohingegen die Kids auf sechs bis acht Bäume in der gleichen Zeit kämen. »Aber«, betont von Eisenhart Rothe, »ich höre immer wieder von Förstern, dass sie mittlerweile lieber mit Ehrenamtlichen als mit Forstunternehmen zusammenarbeiten - weil die Ehrenamtlichen sich mehr Zeit nehmen können und gewissenhafter arbeiten.« Ob Profi oder Laie - jemand muss die Bäume setzen und am besten eine ganze Menge davon. Um den deutschen Wald sei es derzeit nicht besonders gut bestellt und der Forst im Taunus stelle keine Ausnahme dar. Die langen Trockenphasen in den vergangenen Jahren und zuletzt auch der Borkenkäfer haben dem Baumbestand heftig zugesetzt. »Im Taunus ist die Lage gravierend«, erklärt von Eisenhart Rothe. »Es gibt sehr viele große abgestorbene Waldflächen.«
An der Stelle, an der gepflanzt wurde, sei vor 40 Jahren ein Fichtenbestand eröffnet worden. Die Fichte, die im Taunus wie in weiten Teilen Deutschlands nicht heimisch ist, habe besonders unter den schweren Bedingungen der jüngeren Vergangenheit gelitten. Dass die Art an vielen Stellen sterben musste, biete nun aber eine Chance. »Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Bestände wieder besser zu durchmischen«, sagt von Eisenhart Rothe. Ließe man wieder Fichten-Monokulturen zu, würde man auf das nächste Massensterben zusteuern. Der Experte vergleicht einen sinnvoll durchmischten Waldbestand mit einem ausgewogenen Aktienportfolio. In einem solchen würde man ja auch nicht alles auf eine Karte setzen. Oberhalb der Hohemark wurden daher Laubbäume gepflanzt, etwa Ulmen und Eschen. Weitere Pflanztermine werden folgen. rk