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Kritik an Management der S6-Baustelle

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Unzumutbar waren nach Meinung des Fahrgastverbands Pro Bahn die Zustände auf der Strecke Kassel - Marburg - Gießen - Friedberg - Frankfurt auch in den Herbstferien. © Red

Bad Vilbel - Ein vernichtendes Urteil hat der Fahrgastverband Pro Bahn zum Management der Baustelle Main-Weser-Bahn gefällt. »Die Zustände während der Streckensperrung Bad Vilbel auf der Strecke Kassel - Marburg - Gießen - Friedberg - Frankfurt waren auch in den Herbstferien unzumutbar.« Verspätungen von 90 Minuten bereits am frühen Morgen seien keine Seltenheit gewesen.

Pro Bahn fordert ein Beteiligungsforum für die Main-Weser-Bahn, um die Situation zu verbessern.

Schlechte Noten für Ersatzverkehr

Denn die Sperrung in den Herbstferien wird nicht die letzte sein, wie eine Bahnsprecherin auf Anfrage bestätigt. Bis zur Inbetriebnahme der neuen S-Bahn-Gleise Ende nächsten Jahres sei mit weiteren Totalsperrungen zu rechnen. »Die Zeiten für das kommende Jahr stehen derzeit noch nicht genau fest.« Seit Anfang September 2017 baut die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel vierspurig aus. In einem zweiten Abschnitt geht es weiter bis Friedberg.

Die Main-Weser-Strecke ist stark überlastet, S-Bahnen bleiben regelmäßig stehen, um verspäteten Regionalzügen und ICE Vorfahrt zu gewähren. Im Zuge des Ausbaus werden Stationen modernisiert, Frankfurt-Ginnheim bekommt eine neue. Gebaut wird überwiegend nachts. In den hessischen Schulferien gibt es auch längere Sperrpausen, um jene Arbeiten zu erledigen, die dauern. Etwa der Abriss und Neubau der Brücke in Bad Vilbel im Herbst. Nach Beobachtung von Pro Bahn stellte der Baustellenfahrplan die Fahrgäste abermals auf eine große Geduldsprobe. Viel zu wenig Züge aus Marburg, Wetzlar und Gießen seien durchgängig nach Frankfurt gefahren. Die anderen mussten wieder in Hanau wenden. Weil alle Züge aus Mittelhessen den Umweg über Hanau fuhren, sei es zu großen Verspätungen gekommen. Rhein-Main-Verkehrsverbund und Deutscher Bahn seien weiter nicht bereit, die Züge aus Richtung Aschaffenburg und Fulda in der Sperrpause so anzupassen, dass die Züge aus Mittelhessen nicht vor Hanau stecken bleiben.

Nach Darstellung der Fahrgastlobby stimmten die Information an Bahnsteigen und in den digitalen Informationsquellen nicht. Durchsagen seien »aufgrund der katastrophalen Koordination« unterblieben. »Die Menschen standen am falschen Bahnsteig, anstatt Alternativen zu prüfen und auch zu nutzen.« Schlechte Noten auch für den Ersatzverkehr zwischen Bad Vilbel und Frankfurt: »Erneut waren viele Busse nicht mit Symbolen S6E und S6X gekennzeichnet, die Haltestellen-Info war nicht deutlich genug, als dass der Fahrgast schnell die unterschiedlichen Fahrtrouten hätte erkennen können.« Eine Anfrage bei der Deutschen Bahn blieb bislang unbeantwortet.

Die erste Baustufe verläuft von Frankfurt-West nach Bad Vilbel. Die rund 13 Kilometer lange Strecke wird von zwei auf vier Gleise ausgebaut, damit die S-Bahn auf eigenen Gleisen fahren kann. Die zweite Baustufe verläuft auf einer Länge von 16,9 Kilometern nach Friedberg. Baubeginn: 2023. Jutta Rippegather

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