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Kranhäuser sind im Rohbau fertig

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Hoch oben über dem Fluss: Mit ihren acht Etagen überragen die drei Kranhäuser die Lahn deutlich. Vor allem aus dem obersten Geschoss bieten sich weite Blicke über Lahn und Stadt. © Red

Ein weiteres Etappenziel auf dem Weg zur Fertigstellung des Lahnquartiers in Wetzlar ist erreicht worden: Die Rohbauarbeiten an den drei Kranhäusern wurden abgeschlossen. Die acht Stockwerke hohen Gebäude werden so etwas wie das neue Stadttor sein.

Diese Beschreibung »Stadttor« jedenfalls wählte Baustadtrat Andreas Viertelhausen (FW) vor einiger Zeit bei einer Baustellenbegehung. Durch den Wegfall der B 49-Hochstraße werde sich die Zufahrt in die Stadt verändern. »Diese drei Türme sind dann das erste, was man sieht.« Türme als Symbol der Stadt? Ist so gesehen nicht neu. Der Dom war das schon immer, für viele Jahre formten dann die Zementtürme eine Art Wegmarke. Mit fortschreitender Bebauung des Lahnquartiers schieben sich nun die dortigen Wohntürme in den Vordergrund. »Die Gebäude sind stadtbildprägend, auch weil sie am Wasser stehen«, sagt Projektleiter Daniel Zieske. »Die Entwicklung von Wetzlar ist sehr positiv. Man kommt von der Industrie mehr und mehr weg.«

Gebäude stehen nach vorne über

Stadtbildprägend sind die Achtgeschösser aber nicht allein wegen ihrer Lage, sondern auch wegen ihrer Architektur. Sie bestehen aus jeweils zwei Kuben: Auf einem dreigeschossigen Sockel steht ein zweiter, fünf Etagen hoher Kasten, der um sieben Meter nach vorne in Richtung Lahn verlängert ist. Die Gebäude stehen nach vorne über, daher die Bezeichnung Kranhäuser. »Baulich sind die Gebäude extrem aufwendig. Aber es passt an diese Stelle. Und es war ja auch der Wunsch der Politik vor Ort, hier etwas Besonderes zu entwickeln«, sagt Sebastian Bonrath vom Bauherren, der Helm-Gruppe.

Architekt Johannes Helm ergänzt: »Die Gebäude lösen einen Widerspruch. Man kann damit verdichten, es bleibt aber trotzdem eine Freifläche erhalten.« Diese Fläche unter den überstehenden Stockwerken soll für eine Verbreiterung des Lahnuferwegs zu einer Promenade genutzt werden. Jedes Kranhaus wird von 50 Bohrpfählen getragen, die bis zu 15 Meter in den Boden reichen. Pro Gebäude wurden 175 Tonnen Stahl und 1400 Kubikmeter Beton verbaut. »Die Qualität des Rohbaus ist hervorragend«, lobt Bonrath die Firma Züblin. Und erzählt ein Detail: Während des Baus wurden die überhängenden fünf Etagen jedes Kranhauses von je drei Stützen getragen. Als der Beton ausgehärtet war, wurden sie Stück für Stück abgesägt. Statiker überwachten, ob sich die Überhänge senken. »Die Setzungen waren minimal, unter einem Millimeter.«

Apropos Zahlen: Die Gesamthöhe der Gebäude liegt bei rund 25 Metern. Jedes bietet 2200 Quadratmeter Wohnfläche. Im Gebäude E, das der Lahn am nächsten steht, entfallen 400 auf Gastronomie. 86 Wohnungen entstehen. Fassaden und Dächer sollen bis Anfang September geschlossen sein, hiernach beginnt der Innenausbau der Eigentumswohnungen. »Die Gebäude sind komplett vermarktet und ich gehe davon aus, dass wir Anfang 2023 in die Vermietung gehen werden«, sagt Bonrath. Das große Interesse am Kauf der Wohnungen setze sich mit einer gut gefüllten Mietinteressentenliste fort. »Das zeigt, dass das Objekt ankommt.« Etwa die Hälfte der Eigentümer komme aus Wetzlar und dem Umland, der Rest aus der weiteren Umgebung, vor allem Hessen, teils bis München. Wer bisher keine Wohnung im Lahnquartier ergattert hat, hat noch Chancen. Nach den Kranhäusern, den Gebäuden E, F und G also, baut die Helm-Gruppe vier weitere Wohngebäude. Im Laufe des Jahres soll die Vermarktung der Gebäude A und B mit 30 Wohnungen starten, in C und D sind es 100 weitere Appartements.

Los geht’s mit dem Bewohnerparkhaus

Als Nächstes wächst auf dem früheren Lahnhof-Gelände aber ein anderes Gebäude, das Bewohnerparkhaus nämlich. Es entsteht an der Spinnereistraße und soll als Lärmschutz zur Hochstraße fungieren. Die Vorarbeiten laufen.

Zurück in die Kranhäuser: Dort sollen Mitte bis Ende 2023 die Mieter einziehen. »Ab Januar werden wir in die Vermietung gehen. Mit der Übergabe sollten 90 bis 100 Prozent vermietet sein«, prognostiziert Bonrath. Drei Mini-Appartements mit 38 Quadratmetern Fläche, ansonsten Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen mit 60 bis 90 Quadratmetern Fläche warten auf Bewohner. Höhepunkt jedes Kranhauses ist das Penthouse mit an drei Seiten umlaufenden Terrassen. Die neuen Bewohner dieses »Oberdecks« der Gebäude können mit Blick auf Waldgirmes frühstücken, mit Lahnblick zu Mittag und vor dem Kalsmunt zu Abend essen. Zwar ragen die Häuser nicht über die Lahn, doch ganz oben wirkt es, als täten sie es. »Man hat das Gefühl, direkt über der Lahn zu stehen«, beschreibt Bonrath. Die Lage hat ihren Preis: Die Appartements werden für 142 000 bis 707 000 Euro angeboten, im Schnitt 4300 Euro je Quadratmeter.

Tag der offenen Tür nach den Ferien

Demnächst sollen sich auch all diejenigen vom Ausblick überzeugen können, die kein Penthouse gekauft haben, denn die Firma Helm plant einen Tag der offenen Tür in den Kranhäusern. Bald soll auch die neue Gastronomie im Erdgeschoss des Gebäudes E vorgestellt werden. Nach Fertigstellung der Kranhäuser wird dann die neue Lahnpromenade entstehen, Bauherr ist hier aber die Stadt.

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